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Pisa?

Von Dorothee Sachinian


Soeben habe ich mir ein Buch über nonverbale Kommunikation ausgeliehen.
Nonverbale Kommunikation beschäftigt sich mit dem, was wir in einer Unterhaltung, einer Diskussion oder einer einfachen Mitteilung eigentlich nur unbewusst mitbekommen: Nuancen in der Stimmlage, Laute, die aber keine gesprochenen Worte sind, die Gestik und die Mimik der Person, die etwas mitteilen will.
In einer normalen Unterhaltung mit unserem Gegenüber wirken sich die zuletzt genannten Faktoren zu ca. 55% aus.
Alles, was über die rein verbale Artikulation hinausgeht, so erforschten Wissenschaftler, bezieht sich auf zwischenmenschliche Beziehungen.
Interessant ist, dass der berühmte "tödliche Blick", welcher in diesem Falle auch zur nonverbalen Mitteilung gehört, immer von der Frau zugeworfen wird.
Entweder beherrschen Männer diese Kunst nicht oder wir Frauen erkennen ihn nicht, den tödlichen Blick.
Ich werde darüber informiert, welche Gesten und Handlungsweisen erforscht wurden.
Welche man für angeboren und welche man für anerzogen halten kann.
Mimik und Gestik sind interessanterweise im Zusammenhang mit dem Land zu sehen, in dem sie Anwendung finden.
Der Daumen und der Zeigefinger, welche zu einem Kreis zusammengefügt werden, bedeuten in englischsprachigen Ländern ein OK.
Mit diesem Gestus in einem Mittelmeerland unterwegs, könnten sie Erfolge ganz anderer Art erzielen. Dort würde man das eher als "Arschloch" oder "Homosexueller" verstehen und sich ihnen gegenüber vermutlich entsprechend äußern!
Ich könnte jetzt noch viele Beispiele anführen, sie würden auch nur die große Möglichkeit der Missverständnisse immer wieder darlegen.
Während ich mir also hier Gedanken dazu mache, welche Missverständnisse ich demnächst in meinen Unterhaltungen mit mir lieben oder auch nicht lieben Menschen verhindern oder welcher meiner Forderungen ich wie mehr Nachdruck verleihen könnte, wird mir in den Nachrichten ein Bericht über den Pisatest geboten.
Im Pisatest wird nicht nur das vorhandene Wissen bei den 14-15-Jährigen überprüft.
Man testet ebenfalls, ob sie das Wissen überhaupt anwenden können.
Ein Viertel der Schüler kann nur auf äußerst niedrigem Niveau lesen. Dabei ist erschreckend, dass fast die Hälfte dieser Jugendlichen aus deutschen Familien stammt.
50% der Zuwandererkinder erreichen nur die niedrigste Kompetenzstufe im Lesen.
Der männliche Anteil ist dabei besonders hoch.
Diese Defizite äußern sich aber auch in sämtlichen anderen Fächern, da ja nicht nur im Unterricht Wissen vermittelt wird. Durch Lesen müssen die Kinder zu Hause in der Lage sein, Stoff zu wiederholen oder ihr Wissen weiter auszubauen.
Doch wer soll sie dabei unterstützen?
Die Schwächen im Lesen werden von den meisten Lehrern gar nicht erkannt.
Ist das Unvermögen der Lehrer Schuld?
Es werden immer mehr Stellen gestrichen und immer mehr Unterricht fällt aus.
Dazu kommt, dass viele Kinder in eine Schule nur noch wie in eine Verwahranstalt geschickt werden.
Die Erziehungsarbeit, welche früher in den meisten Haushalten noch stattfand, ist aus vielerlei Gründen ersatzlos gestrichen. Die Kinder sitzen vor Fernseher und Computer.
Das Lehrpersonal kann diese Fehler auch nicht aufarbeiten, muss aber gegen sie ankämpfen.
Auch Erwachsene bekamen ein Zettelchen mit einem simplen Text vor die Nase gehalten. Sie lasen ihn und sollten in der Folge eine kleine Verständnisfrage beantworten.
Die Meisten versagten kläglich. Wenn es die Eltern nicht können, wie sollen die Kinder dann von ihnen lernen? Durch den Pisatest wissen wir jetzt also endlich, dass unser Bildungssystem Lücken hat. Er zeigt aber auch, dass schon früher viele durch das Raster "Bildung" durchgerutscht sind.
Ich jedenfalls werde mich jetzt wieder meinem Buch und der nonverbalen Kommunikation widmen. Wenn ich das dann gelesen habe, packe ich meinen Koffer, fahre nach Italien und mache dort, zumindest auf diesem Gebiet, hoffentlich nichts mehr falsch.
Pisa - so ganz ohne Test - soll an sich ganz schön sein!



Eingereicht am 24. November 2004.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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