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Camping

Von Jürgen Strathmann


Kurzurlaub in einem Mietwohnwagen an der deutschen Küste.
Einige Tage Zeit zum Ausspannen und Erholen.
Anreise mit dem Auto an die See.
Hinweisschilder geleiteten uns sicher durch den Ort zum erstrebten Urlaubsziel.
Die Campingplatzeinfahrt wurde, wie es in Deutschland und in der restlichen Camperwelt üblich ist, von einer Schranke versperrt. Neben dem Rezeptionsgebäude waren genügend Parkplätze für Pkws, doch wo soll der Camper parken, wenn er mit seinem Gespann ankommt?
Für Camping-Laien:
Gespann nennt sich das Ensemble von Pkw mit Wohnanhänger.
Erst auf dem zweiten Blick sichtbar, gegenüber der Einfahrt, war ein großes Areal für Wohnwagengespanne eingerichtet, leider fehlte das Hinweisschild an der Straße.
Seitlich der Schranke befand sich ein ausreichend breiter Durchgang für Fußgänger und Radfahrer. Hier das nette Schild "Radfahrer absteigen", aber kein Schild wann und wo sie wieder aufsteigen dürfen.
Ein weiteres Schild begrüßte uns auf diesen Platz und erklärte vorab, was erlaubt und nicht erlaubt war, wo sich Neuankömmlinge und Besucher zu melden hatten, zu welchen Zeiten und wie hoch die Gebühren für Tagesbesucher waren. Auf diesem Schild stand auch, wo der Campingfreund sein Fahrzeug abzustellen hatte, doch leider zu spät.
Jeder der schon einmal einen PKW mit Anhänger gefahren hat oder fährt, weiß wie schwierig es ist, diese Kombination auf engen Straßen zu drehen.
Geschmackvoll waren auch die unterschiedlichen Schriftfarben. Verbote in Rot, Gebote in Blau, vor weißen Hintergrund. Ganz wichtige Dinge waren unterstrichen.
Ach ja, das Parken vor der Schranke war verboten, damit Rettungsfahrzeuge ungehindert einfahren konnten.
Rechts hinter dem rotweißen Schlagbaum, als Blickfang, befand sich die Müll- und Recyclingstelle des Platzes. Mit netten Schildern wurde geregelt, was wo sortiert werden musste, was alles verboten war und vor allen Dingen, zu welchen Uhrzeiten alles nicht erlaubt war. Jeder Müllbehälter war mit diesen Schildern eingekreist und zusätzlich noch mit Aufklebern versehen, damit auch Analphabeten alles verstanden und nichts Illegales in die Abfallentsorgungstonnen warfen. Selbst die Entsorgungsvorschrift für Sperrmüll fehlte nicht. (Sperrmüll im Wohnwagen?)
Ein erster Blick über das Gelände.
Optisch reizvoll lag der Platz für die Durchgangscamper, zwischen Müllplatz und WC-Gebäude, aber die blieben in der Regel nur eine Nacht.
Hinein zur Rezeption, ein Schild klärte auf, wann hier geöffnet war. In der Mittagszeit von 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr war die Rezeption natürlich geschlossen. Wer um diese Uhrzeit ankam, hatte selber Schuld.
Uns kam ein älterer Herr entgegen, der sich gerade ein Platznummernschild vom Campingwart hatte geben lassen.
Für den Unkundigen:
Jeder Dauerwohnwagen muss ein gut sichtbares Schild mit der Platznummer tragen.
Dies war der Ausweis und die Lebensberechtigung des Wohnwagens und seiner Bewohner.
Der Camping- oder Platzwart versieht auf manchen Plätzen, die gleichen Funktionen wie früher ein Blockwart....
Begrüßung durch den Platzwart.
"Wir möchten den Schlüssel für den Wagen von Herrn XYZ abholen." "Ach der 998!".
Nachdem wir das Einbürgerungsformular auf Zeit (Meldebescheinigung zur Vorlage bei der Gemeinde) ausgefüllt und die unverschämt hohe Kurtaxe (es ist Nebensaison - der Campingplatzinhaber ist auch gleichzeitig Gebühreneintreiber für die Gemeinde) im Voraus bezahlt hatten, waren wir echte Bürger dieses Landes.
Für die entrichtete Kurtaxe hatten wir Anrecht auf kostenlosen Strandeintritt.
Die Kopie der Meldebescheinigung war der Personalausweis für diese Gemeinde. Dieser Beleg ist ständig bei sich zu führen und autorisierten Personen, zwecks Kontrolle auszuhändigen.
Darunter gehörte auch der Aushilfsstrandkorbvermieter.
Hinweis: Die Meldebescheinigung oder auch Kurkarte war nicht übertragbar.
Als Reisepass diente die Schrankenkarte (10,-€ Pfand) mit der sich die Schranke öffnen lies, selbstverständlich nur zu den gesetzlichen Transitzeiten. Diese Karte galt nur für unser Auto und durfte von niemand anderen benutzt werden. Der Platzwart wies uns ausdrücklich und energisch darauf hin.
Ein Hinweisschild in der Rezeption und am Schlagbaum informierte über die Grenzöffnungszeiten. Fußgänger und Radfahrer (beim Grenzübertritt absteigen) durften das Gelände jederzeit betreten und wieder verlassen.
Dann bekamen wir die gesammelten Gesetzesblätter, Verordnungen und Durchführungsvorschriften des Campingplatzes ausgehändigt. Zur besseren Übersicht und Einprägsamkeit hingen sie zusätzlich in der Rezeption und neben der Müllstation, im Glaskasten mit den Veranstaltungshinweisen aus.
Später mussten wir feststellen, dass auch in jedem Waschhaus, gut sichtbar, eine Ausgabe vorhanden war.
Unter den verschiedenen bunten Papieren befand sich auch ein Stellplatzplan.
Diesen Plan benötigten wir, um unseren gemieteten Wohnwagen zu finden.
Die Wege auf diesem Platz trugen etwas seltsame Namen, so wie Austernstieg, Adlerflug, Rehpfad oder Wildschweingasse. Wir mussten in den Schneckenstieg, zum Wagen mit der Nummer 998.
Auf der Fahrt zu unserem Feriendomizil, natürlich im geringsten Schritttempo, denn in dem entsprechenden Gesetzesbuch, regelte ein Paragraph die Fahrgeschwindigkeiten und Fahrzeiten für Kraftfahrzeuge auf dem Platzgelände, begegneten uns viele Einheimische. An hand ihrer verwunderten Gesichtausdrücke konnten wir ihre Gedanken erahnen. "Das Auto kenn ich nicht. Zu welcher Nummer die wohl gehören?"
Anscheinend waren Besucher hier selten, oder es herrschte soviel Langeweile, dass jedes unbekannte Auto eine willkommene Abwechselung bedeutete.
Dank der sichtbaren Nummerierung der Plätze, fanden wir schnell unser Heim für die nächsten Tage.
Sehr schön war die zusätzliche Nummerierung der PKW Abstellplätze. So kam von Anfang an Ordnung in das Camperleben. Jeder wusste wo er sein Auto abstellen musste.
Unser Kraftfahrzeug durfte rechts neben dem Sichtschutz stehen.
Hinweis für Nichtcamper:
Zu jedem Wohnwagen gehören ein Vorzelt und eine Rasenfläche. Dieses Areal wird von einem so genannten Sicht- oder Windschutz eingefasst. Die Höhe dieser Wände aus Textil- oder Kunststoffgewebe betragt etwa ein bis eineinhalb Meter.
Im Normalfall waren diese Wände in attraktiven Grautönen gehalten. Mutige Exzentriker hatten einen grünen oder blauen Sichtschutz. Ganz Verrückte sogar gelbe, aber dieses waren die Außenseiter des Platzes.
Etwas interessanter war die Gestaltung der Parkplätze vor oder neben den Parzellen.
Einfaltslose Bewohner hatten nur die Fahrspur ihres Fahrzeuges mit grauen Betonplatten ausgelegt. Damit der Rasen nicht leidet. Die Innovativen unter den Campern hatten sich, dem maritimen Flair entsprechend, wir waren schließlich an der Küste, sehr schöne Seilabsperrungen aus Tauwerk gebastelt. Die Seile stammten sicherlich von alten Segelschiffen. Oder doch aus dem Baumarkt?
Natürlich wurden auch hier, das Kraftfahrzeugkennzeichen und die Stellplatznummer, teilweise recht geschickt, eingearbeitet. Wieder andere, markierten ihre Stellplätze mit netten Blumeneinfassungen.
Damit kein Unbefugter auf die Idee kam, diesen Platz zu benutzen, wurde mit Stangen, Blumensäulen, Ketten, fahrbaren Leuchttürmen und anderen Absperrmittel die Einfahrt blockiert.
Eigentlich fehlten nur noch der Briefkasten und die Türklingel.
Apropos Briefkasten - in der Rezeption gab es eine Postfachanlage.
Engagierte Dauercamper, die Wochen- oder Monatelang hier lebten, konnten sich unter Angabe der Platznummer, ihre Post nachsenden lassen. Sortiert wurde in dieser Anlage selbstverständlich nach den Parzellennummern. Die Ausgabe erfolgt durch Mitarbeiter der Rezeption. Nach Angabe der Platznummer erhielt der Camper seine Post. Ausgabezeit nur zwischen 15.00 Uhr und 16.00 Uhr. Größere Pakete waren einen Tag vorher anzumelden.
Ordnungsgemäß stellten wir unser Kraftfahrzeug auf der Stellfläche mit der Nummer 998 ab.
Nun machten wir uns daran, den Campingplatz zu erkunden. Nichts ist ungemütlicher als Abends oder mitten in der Nacht, das WC- und Waschhaus zu suchen und wegen fehlender Ortskenntnisse in entgegen gesetzter Richtung zu laufen.
Wieder etwas für die Laien:
Jeder halbwegs moderne Wohnwagen hat ein WC, welches Mann/Frau auch benutzen kann und darf. Uns war es zuviel Arbeit, für die wenigen Urlaubstage, diese Anlage in Betrieb zu nehmen. Hierbei Handelt es sich um ein Chemikalien-Klosett, welches mittels chemischer Substanzen, hygienisch und geruchsfrei arbeitet. Diese Stoffe werden hinzugefügt und mit Wasser aufgefüllt.
Laut unserem Orientierungsplan befanden sich auf dem gesamten Gelände mehrere WC- und Waschhäuser.
Hilfreich war die Einteilung der Plätze mit Nummern, denn anhand der Nummerierung der Fahrzeuge, konnten wir schnell den kürzesten Weg zum nächsten stillen Örtchen finden.
Das für uns am günstigsten gelegene Sanitärgebäude, hatte mehrere Duschen, WC's, einen Babywickelraum, Waschmaschinen, Trockner und einen Fäkalienausguss. (Fäkalienausguss - Dort wird der Inhalt der chemischen Toilette entsorgt.) Alles was das Camperherz begehrt.
Auf unserem Erkundigungsspaziergang stellten wir fest, dass Dauercamper sehr nette Menschen waren. Obwohl wir, auf diesen Platz niemanden kannten, wir waren schließlich erst kurze Zeit hier, wurden wir von fast allen Bewohnern, die uns entgegen kamen oder denen wir sonst begegneten gegrüßt. Teilweise mit einem herzhaften "Moin, Moin", oder auch nur mit einem Kopfnicken.
"Moin, Moin", ist die typische Begrüßung an den deutschen Küsten. Egal zu welcher Tageszeit oder Nachtzeit. Was in Bayern das "Grüß Gott" oder in Westfalen das "Tach" ist, heißt hier "Moin,Moin".
Uns stellte sich die Frage: Sind Dauercamper kontaktfreudiger als andere Spezies?
Die Antwort: NEIN.
Warum aber, waren alle so freundlich zu uns?
Des Rätsels Lösung:
Wir gingen getarnt unter das Camper-Volk. Aus den Erfahrungen von vorangegangenen Camping-Urlauben, hatten wir unsere Tarnkleidung angezogen, mit der wir uns unerkannt auf dem Platz bewegen konnten.
Sie werden jetzt fragen: Tarnkleidung?
Aber sicher!
Viele Menschen gehören einer Gruppe an und kleiden sich dementsprechend. Zum Beispiel der Sport - Fan.
Golfer bekleiden sich gern mit karierten hässlichen Hosen. Fußballfans tragen das Trikot ihrer Lieblingsmannschaft vom letzten Jahr. Hobbypiloten erkennt man am Hemd und an der Sonnenbrille und der begeisterte Motorradfahrer läuft bei 30 Grad Celsius im Schatten, im Lederdress und mit Helm unter dem Arm durch den Park.
Woran erkennt man den eingefleischten Dauercamper nebst Anhang?
Am Jogginganzug aus Ballonseide!
Wobei besonders bemerkenswert war, dass Paare oft im Partnerlook auftraten! Sehr beliebt waren die Farbkombinationen Blau-Rot mit weißen Dekorstreifen.
Eine noch authentischere Tarnung, das eigentliche I-Tüpfelchen auf den Anzug, wäre das Mini-Klapprad gewesen. Der gewissenhafte Camper benutzte dieses Fahrrad zur Fortbewegung auf dem Platzgelände. Leider besaßen wir keine solche Antiquität.
Dass noch so viele Fahrräder aus den 70/80er Jahren unterwegs waren, erstaunte uns, und das alles auf einem einzigen Campingplatz.
Vermutlich wurden Fahrräder und Jogginganzug von Generation zu Generation weiter vererbt.
Für die jüngeren Leser:
Klapprad:
War ein kleines handliches Fahrrad, welches man mit wenigen Handgriffen zusammenfalten oder zusammenklappen konnte, um es in einen PKW-Kofferraum zu verstauen. Diese Mini-Räder waren in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts groß in Mode.
Auf unserem Weg zum Sanitärgebäude, kamen wir anscheinend in die etwas bessere Wohnlage des Platzes.
In der Nachbarschaft unseres Fahrzeuges standen ganz normale Wohnwagen mit Vorzelten, wie wir sie kannten. Jetzt veränderte sich die Platzansicht. Die Fahrzeuge wurden breiter und größer. Sie sahen auch viel moderner aus. Leider gab es keine optischen Verschönerungen. Der Windschutz war immer noch grau und die Wohnwagengrundfarbe blieb weiß oder beige. Hin und wieder gab es blaue oder gelbe Zierstreifen, als optische Farbtupfer auf den Fahrzeugen, aber das war es.
Vereinzelt sahen wir sogar Mobilheime.
Mobilheime sehen aus wie kleine Häuser, nur mit dem Unterschied, das sie Räder haben und mit einem Tieflader angeliefert werden. Für den normalen Campingurlaub (wechselnde Urlaubsorte) sind sie zu groß. Diese mehr Häuser als Fahrzeuge, werden in der Regel, nur einmal auf ihren Platz transportiert und bleiben dort ihr Leben lang stehen. Zudem sind sie auch nicht gerade besonders preiswert.
Jetzt sahen wir eine weitere Besonderheit auf deutschen Dauercampingplätzen.
Das Regenschutzdach.
Eine typische Dauercamper Einrichtung die es auf reinen Touristenplätzen nicht gibt.
Für den normalen Menschen, hat ein Wohnwagen ein Dach. Dieses Dach übernimmt alle Aufgaben, die ein Dach zu tun hat. Vor Blicken, Regen, Sonne, Hagel, Schnee und allen anderen Wetterunbilden zu schützen.
Nicht so für den Dauercamper. Er hat Angst, dass sein Dach undicht werden könnte und etwas was noch viel schlimmer ist, das Wohnwagendach könnte verschmutzen. Und nichts hasst der Dauercamper anscheinend mehr, als Schmutz.
Das Reinigen war eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Urlauber in diesem Quartier. Die Zahl der Menschen, die wir unterwegs trafen und irgendetwas putzten, fegten oder mit sonstigen Wischarbeiten beschäftigt waren, war enorm. Fast an jeder zweiten Parzelle gab es was zu tun.
Oder sollte es vielleicht Langeweile sein?
Aber gegen die Langeweile hatte die Platzleitung vorgesorgt. Damit der Reinigungstrieb des deutschen Mannes nicht verkümmerte, gab es den Autowaschplatz. Ein überdachter Platz ganz für den Mann. Bestückt mit Waschbürsten, Schläuchen und Hochdruckreinigern. Schwämme und Bürsten, Leder und Tüchern. Natürlich alles gegen Gebühr. Es gab Münzautomaten für das Wasser, für die Hochdruckreiniger und gegen eine kleine Unkostengebühr, konnte Mann sich Trockenleder und Bürsten beim Platzwart ausleihen.
"Das Reinigen von Wohnmobilen und Wohnwagen ist verboten. Sonntags ist die Benutzung des Platzes nicht gestattet."
Die Schilder diesmal in blau mit weißer Schrift.
Jetzt aber zurück zum Regenschutzdach.
Da die Zubehörindustrie ihre Kunden sehr gut kannte, hatte sie gleich das passende Objekt der Begierde in ihrem Angebot.
Das Regenschutzdach.
Zur Erklärung:
Auf das Dach des Wohnwagens wird weiteres Dach montiert.
Dieses zusätzliche Dach steht an jedem Ende des Fahrzeuges etwas über, hat eine leichte Schräglage, so dass das Regenwasser ablaufen kann.
Ein Muss war die Montage einer Regenrinne an das Regenschutzdach. Diese Dachtraufe war natürlich auch hier wieder, in einem netten grauen Farbton gehalten. Passend zum Schutzdach. Das typische Schutzdach gab es in grau oder in der Wohnwagenfarbe, also weiß oder beige. Ausnahmen haben wir keine gesehen. Vielleicht gab es welche im Herstellerkatalog. Auf diesem Platz nicht.
Ökologisch bewusste Dauercamper hatten sogar grüne Regenwassertonnen am Fallrohr ihrer Regenrinne befestigt.
Warum waren die Regentonnen grün und nicht grau?
Sichtbar wurde jetzt auch die finanzielle Situation der einzelnen Platzinhaber. Wer es sich leisten konnte, hatte sogar sein Vorzelt mit einem Regenschutzdach ausgestattet. Selbstverständlich mit Regenrinne und Wassertonne.
Dieser Platzteil ähnelte mehr einer Blockhaussiedlung als einem Campingplatz.
Eine weitere Besonderheit, in diesem Bezirk, waren die Fahnenmasten. Nicht kleine Holz- oder Plastikstäbe wo die Kinder ihre Fahnen befestigten. Nein, es gab richtig ausgewachsene Aluminiummasten. Natürlich mit Seilvorrichtungen zum Hissen der Fahne. Der Krösus des Platzes hatte sogar eine elektrisch betriebene Seilzugvorrichtung zum Auf- und Ablassen der Fahne. Und was es für Fahnen gab.
In der Regel wehte die Fahne des Heimatbundeslandes im Wind. Aber nicht am Samstag. Zu Beginn der Mittagsruhe wurde das Tuch gewechselt. Jetzt musste das Banner des heimatlichen Fußballvereins auslüften. Die Verweildauer am Mast war abhängig von Sieg oder Niederlage. Bei einem Sieg hing die Fahne bis Sonntagmittag, bei einer Niederlage, wurde das Emblem, kurz nach Spielende, wieder entfernt. Am Sonntagmorgen, spätestens am Sonntagmittag kam das Zeichen des Lieblings Formel Eins Piloten an den Mast, wenn Renntag war. Es wimmelte nur so von Ferrari- und Mercedesflaggen. Selten welche von Ford, Honda, BMW oder anderen
.
Bald verstanden wir auch den tieferen Sinn, der hier vermehrt auftretenden Regentonnen. Fast jede Parzelle hatte einen mehr oder weniger schönen Vorgarten. Wobei Vorgarten eigentlich der falsche Ausdruck ist, es handelt sich um die oben beschriebene Fläche zwischen Vorzelt und Sichtschutzwand.
Die Ausstattungsvarianten dieser Grünoasen in der tristen grauen Camperwelt, entsprachen den Geschmack einer Generation, die nicht unsere war.
Rabatten mit Stiefmütterchen, wechselten sich mit kleinen Koniferen und Heidesträuchern ab. Die Stiefmütterchen gab es beim letzten Ausverkauf des örtlichen Gärtners. Vermutlich hatte er nur gelbe im Angebot oder es gab sie im Sonderangebot für Camper. Sehr schön der Kontrast zu den grauen Wänden der Platzbegrenzung. Vereinzelte Camper hatten sogar ihre Sichtschutzwände mit immergrünen Hecken verschönert. Und diese Hecken wuchsen gerade. Nicht ein Zweig oder Blatt lugte aus dem Grün unerlaubt hinaus.
Dem maritimen Flair entsprechend, blickte der eine oder andere Keramikleuchtturm, aus der kurz geschnittenen Hecke.
Zu allem Design durfte natürlich der Gartenzwerg nicht fehlen. Es gab ihn klassisch mit Schubkarre, Pfeife, Laterne in der Hand, roter Zipfelmütze, weißen Rauschebart, halt so wie man das Kultobjekt der deutschen Vorgärten kannte. Aber auch hier spürte man die Nähe zum Meer. Es gab diese kecken Gesellen auch mit Matrosenmütze und Schifferklavier. Für Landratten: Schifferklavier = Akkordeon ähnliches Instrument.
Etwas ganz besonderes gönnten sich die Bewohner mit dem höheren Einkommen. Der Eingang zu ihrer Parzelle wurde von einem hölzernen Torbogen mit geschnitzten Namen und Familienwappen beschirmt. Selbstverständlich war auch die Platznummer eingraviert. Zu dem Torbogen gehörte natürlich das passende Gartentor.
Und hier gab es sie.
Die Haustürklingel. Wir fanden sie in elektrischer Ausführung und in der Standardausführung als Seilzugmodell mit Glocke im Vorzelt!
Die Camper mit dem kleineren Einkommen, befestigten am Vorzelt nur eines von diesen dekorativen Keramikschildern, die es in jedem Souvenirladen an der deutschen Nord- und Ostseeküste zu kaufen gab.
Auf diesen Schildern stand dann etwa folgendes:
Hier wohnt die Familie yx mit Thomas, Annika, Heidrun und Thorben.
Diese Schilder waren mit Schiffen, Leuchttürmen, Muscheln und anderen maritimen Symbolen verziert. Farblich und Design mäßig passend zum Namensschild, gab es die Parzellennummer.
Vorsichtshalber hatten wir den Orientierungsplan mitgenommen, um das "Örtchen" zu finden. Das war überhaupt nicht nötig. Schätzungsweise alle einhundert Meter, wiesen uns Schilder den Weg. Ungefähr in Höhe jedes fünften Wohnwagens stand ein Straßenschild und erinnerte uns daran, wo wir uns befanden. Die Schilder waren farblich zum Straßennamen gestaltet. Wo Seesterngasse drauf stand, war auch ein Seestern abgebildet. Hervorragend für Kinder geeignet. Wir sahen nur keine. Unter diesem Schild ein weiteres Schild, das jeden ermahnte, nur im Schritttempo mit seinem Kraftfahrzeug zu fahren.
Nächste Quergasse. Da war es. Das Ziel unserer Erkundung. Das Sanitärgebäude.
Unübersehbar.
Große graue Buchstaben auf beigen Grund.
Waschhaus Nummer II.
Viele Schilder verhalfen zur Orientierung.
Herren Links. Damen Rechts. Waschmaschinen und Trockner auf der linken Seite des Gebäudes. Fäkalienausguss auf der rechten Seite des Gebäudes. Dazu kamen noch die üblichen Piktogramme, für die des Lesens unkundigen Mitcamper. Nicht für ausländische Touristen, denn die werden sich sicherlich nicht an diesen Ort verirren.
Besonders auffällig ein weiteres Schild. Darauf das Symbol des Rollstuhlfahrers, das internationale Behindertenzeichen, mit der Aufschrift: "Schlüssel in der Rezeption "und mit einem Pfeil zu einer separaten Tür.
Muss der Rollstuhlfahrer jedes Mal erst zur Rezeption fahren, wenn er oder sie ein Bedürfnis verspürt? Und wie ist das mitten in der Nacht, oder gegen 13.55 Uhr, wenn die Rezeptionsbediensteten ihre Mittagsruhe halten?
Wir betraten nun das Gebäude, jeder natürlich die seinem Geschlecht entsprechende Seite.
Auffällig und unübersehbar hingen, wie schon erwähnt, nochmals alle Regeln für ein Miteinander aus.
Dann ein Schild:
Der Wortlaut hier im Original:
"Wir bitten um Verständnis, dass Duschen und Waschräume ab 22 Uhr geschlossen werden!
Allen Nachtschwärmern steht im Eingangsbereich jeweils ein Waschbecken mit Spiegel für die "Katzenwäsche" und das späte Zähneputzen zur Verfügung. Ab morgens fünf Uhr stehen Ihnen alle Räumlichkeiten wieder frisch gereinigt zur Verfügung!
Die Toiletten sind durchgehend für Sie geöffnet."
Sprachlosigkeit und Erstaunen!
Als Camping erfahrene Zeitgenossen, hatten wir schon viel erlebt und alles Mögliche, auf den verschiedensten Campingplätzen gesehen, aber dies hier, war die absolute Krönung. Geschlossene Dusch- und Waschräume während der Abend- und Nachtzeit.
Dieser Platz verlangte von seinen Gästen, dass diese ihr abendliches Zähneputzen bis 22 Uhr zu erledigen hatten!
Instinktiv suchten wir nach der versteckten Kamera, denn das hier konnte einfach nicht wahr sein.
Aber es war die Realität.
- Stellen Sie sich vor, sie möchten vor dem abendlichen Zubett gehen, ihre Zähne putzen, wovon ich mal ausgehe. Hier schreibt ihnen ein Platzbetreiber vor, bis wann sie es dürfen. Oder am frühen morgen. Sie als Frühaufsteher können sich nicht waschen, weil es dem Inhaber nicht gefällt, vor fünf Uhr morgens seine Waschräume zu öffnen.
Gerade an der Küste gibt es viele Hobbyangler, die nun mal in aller Herrgottsfrühe aufbrechen müssen um mit dem Angelkutter aufs Meer zu fahren....
Auch hier wieder die dekorative Gestaltung der Schilder. Verbote in Rot. Gebote in Blau.
Nun ging es weiter mit dem Text, das Schild war noch nicht zu Ende.
Wieder in Rot:
Es folgt der Originaltext:
"Der Eintritt in den Waschraum ist nur mit "Badelatschen" erlaubt."
Unterwegs waren wir schon stutzig geworden, dass uns einige Mitbewohner mit Kulturtasche, Handtuch und Badelatschen in der Hand begegneten. Menschen mit Kulturtaschen in der Hand und Handtücher über der Schulter gehören auf Campingplätzen zum normalen Bild. Wir waren nur über die Badelatschen, die einige in der Hand trugen verwundert.
Jetzt wussten wir auch warum.
Nun lernten wir den ehrenamtlichen Waschhausaufseher und die ehrenamtliche Waschhausaufseherin kennen.
Diese selbsternannten Waschhausaufseher, in der Regel Menschen um die sechzig, die schon seit dreißig Jahren auf diesen Platz kamen, bei der Wahl des Platzaufsehers leider verloren hatten, und sich als Miteigentümer fühlten, achteten sehr darauf, das niemand den Waschraum betrat, der keine Badeschlappen an den Füßen trug. Im Kasernenhofton wurde der oder die Übeltäter(in) zurechtgewiesen.
Das diese Badelatschen aber vorher, denn nicht alle trugen sie in der Hand, den Weg vom Wohnwagen bis hin zum Sanitärgebäude, über Kies- oder Sandwege gelaufen waren, um dann im Waschraum zu stehen, interessierte niemanden.
Hauptsache Gesetzestreu - Badelatschen an den Füßen.
Diejenigen, die sich keine Badelatschen oder Badeschlappen leisten konnten, standen in Socken oder barfuss vor ihrem Waschbecken. Vor der Tür des Waschraumes standen die "normalen" Schuhe in Reih und Glied.
Weiter ging es immer noch in Rot.
Originaltext:
"Nach Gebrauch bitten wir Sie, Ihr Waschbecken kurz sauber zu wischen."
Ausnahmsweise eine Anordnung die wir nachvollziehen konnten und sinnvoll war.
Aber das Schild hatte noch mehr zu bieten.
Wieder der Originaltext:
"Übrigens:... Der Wischlappen lässt sich für den nachfolgenden Gast besser wieder benutzen, wenn Sie ihn zum Trocknen auf die Ablage oder auf den Wasserhahn hängen. - Die Wischtücher sind für den Gebrauch im Waschhaus gedacht, aber bitte nicht zum Mitnehmen!"
Dieses Schild befand sich zwischen jedem zweiten Waschbecken, in jeder Waschkabine, sowie an der Eingangstür zum Waschraum und im Vorraum des Gebäudes.
Für den Laien.
Waschkabine:
Geschlossene Kabinen, ähnlich einer Umkleidekabine mit Waschbecken, Spiegel, Steckdose und Ablagen, für Gäste, die sich nicht so gerne in aller Öffentlichkeit die Zähne putzen möchten.
Nun ging es für uns an die weitere Besichtigung des WC's. Sehr schön, sehr sauber. Sogar Straßenschuhe waren hier erlaubt und das stille Örtchen war 24 Stunden am Tag geöffnet. Auch Toilettenpapier war vorhanden. Es gibt Campingplätze, wo der Gast sein eigenes Toilettenpapier mitbringen muss. Bisher aber nur in Deutschland erlebt.
Darum hat der erfahrene Camper, immer eine Rolle Papier in greifbarer Nähe.
Der nächste Schock:
Wir dachten es gibt sie nicht mehr. Ein Relikt aus der Vergangenheit, holte uns wieder ein.
Der Münzautomat in der Duschkabine.
Zur Erklärung: Wenn der reinigungsbedürftige Camper, die Camperin duschen möchte, können sie nicht einfach ins Sanitärgebäude gehen, sich in die Duschkabine begeben und duschen.
Nein, nein, in Deutschland muss man sich an der Rezeption so genannte Duschmarken geben lassen. Geben lassen ist der falsche Ausdruck. Wer duschen möchte, muss die Duschmarken kaufen, denn duschen ist nicht gratis. Duschmarken sind meistens Münzen ähnliche kleine Blechscheiben, mit einer Rille oder mit einem Loch in der Mitte, manchmal auch mit beiden. Diese Münzen werden in einen Automaten eingeworfen, der sich in der Duschkabine befindet. Mit dem Einwerfen wird eine Schaltuhr ausgelöst und ein Ventil geöffnet. Danach erst, gibt die Dusche das Warmwasser frei.
Kalt duschen ist jederzeit und gratis möglich.
Je nach Einstellung der Schaltuhr im Automaten dauert die Warmwasserphase vier bis sieben Minuten. Alles reale Erfahrungswerte. Hier auf diesen Platz hatte der Camper etwa fünf Minuten Zeit, für das Warmwasservergnügen.
War der Reinigungsbeflissene noch nicht fertig, so half nur der Nachwurf einer weiteren Münze, soweit er Reserven bei sich hatte.
Zwischenzeitlich entstand durch das Schließen und Öffnen des Warmwasserventils eine kleine Unterbrechung der Warmwasserversorgung, aber Wechselduschen sollen ja sehr gesund sein.
Bei Familien mit mehreren kleineren Kindern wurde das Duschen zu einer logistischen Aufgabe.
Der Erziehungsberechtigte begab sich mit seinem Anhang in die Duschkabine. In der Regel ist eine Duschkabine nicht viel größer als eine Umkleidekabine, wie in jedem normalen Kaufhaus, nur mit einem kleinen zusätzlichen Vorraum und hoffentlich mehreren Kleiderhaken. Für eine einzige Person ist es dort schon sehr beengt. Ein Erwachsener und ein bis drei Kinder, oder mehr, können so eine Kabine schon zum Platzen bringen. Nachdem alle Kinder duschbereit waren, konnte die erste Münze eingeworfen werden.
Duschbereit heißt: Ausziehen sämtlicher Kleiderstücke, genügend Kindershampoo, welches nicht in den Augen brennt, und Duschgel in Bereitstellung. Handtücher in ausreichender Menge, greifbar aber doch Spritzwasser geschützt. Zügig nacheinander wurde jedes Kind gründlich gewässert. Dass dies nicht ohne die üblichen Streitereien und Quengeleien ablief verstand sich von selbst. Nach dem erstmaligen Ende der Duschzeit, ging es mit dem Einseifen weiter. Nicht jedes Kleinkind mag diese Prozedur. Nachdem alle Kinder gründlich eingeschäumt waren, konnte die zweite Münze eingeworfen werden, um mit der Endreinigung zu beginnen. Zur Sicherheit hatten erfahrene Eltern gleich eine ganze Handvoll Münzen in der Reserve.
So manche Mutter und Vater verschoben diese Prozedur auf den größtmöglichen Zeitabstand der hygienisch vertretbar war, denn sonst wurde schnell aus einem erholsamen Urlaub, Duschstress.
Außerdem war es ziemlich teuer. Durchschnittlich kostet auf deutschen Campingplätzen eine Duschmarke zwischen 50 und 90 Cent.
Trotzdem gab es eine Warteschlange vor den Duschkabinen.
Warteschlange in der Vorsaison? Wie kam das?
Es war eine simple Sparmaßnahme des Platzbetreibers. Es gab genügend Duschkabinen, allein in diesem Waschhaus waren es zehn an der Zahl. Geöffnet waren aber nur vier. Ergo mussten auch nur vier Kabinen gereinigt werden. Und da der Dauercamper nun einmal gut erzogen ist, wird dem Blockwart, oh Entschuldigung, dem Platzwart, welcher Sprachrohr des Eigentümers ist, natürlich nicht widersprochen. Einwände werden überhaupt nicht zugelassen. Er ist das Gesetz!
Staunend und fassungslos zogen wir uns aus diesem Refugium der Reinheitskultur zurück.
Jetzt verstanden wir, warum das Durchschnittsalter der Camper, die wir bisher gesehen hatten, um die sechzig Jahre betrug. Familien mit Kindern oder einzelne Kinder sahen wir sehr wenig.
Ein weiterer Blick auf den Übersichtsplan, machte uns den Kindermangel auf diesen Platz, noch mehr verständlich. Auf diesen Platz der Campingerholung gab es nicht einmal einen Kinderspielplatz. Keine Rutsche, keinen Sandkasten, keine Schaukel oder ähnliches. Geschweige denn eine Tischtennisplatte, ein Fußballfeld oder eine Ballspielecke mit Korb oder Netz. Absolut nichts.
War natürlich verständlich. Kinder machen Lärm und verbreiten Unruhe. Wer will das schon?
Doch Halt!
Es gab einen Babywickelraum im Sanitärgebäude. Auch hier wieder das obligatorische Schild:
"Schlüssel an der Rezeption".
Genervt von soviel Spießertum gingen wir zurück zu unserem Wohnwagen. Es reichte und wir hatten nur den Wunsch, schnell weg und was anderes sehen.
Auf dem Rückweg vernahmen wir ein Geräusch, welches wir nicht einordnen konnten. Die Intensität nahm immer mehr zu. Es war eine seltsame Mischung aus Summen und Brummen, als wenn etliche Bienenschwärme in der Nähe wären, nur irgendwie künstlicher.
Mit einem Mal fiel es uns wie Schuppen von den Augen bzw. aus den Ohren.
Es war 15.01 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit und Freitagnachmittag. Wir sahen und hörten sie!
Was hat der gute, eifrige, ordnungsliebende und gewissenhafte Dauercamper zu tun?
Rasen mähen!
Auf allen Flächen und an allen Ecken und Enden waren Männlein und Weiblein aktiv. Selbst jetzt wurde der Jogginganzug nicht ausgezogen. Die Betreuer der Gartenzwerge hatten ihre elektrischen Rasenmäher, - Rasenmäher mit einem Verbrennungsmotor waren per Gesetzesverordnung verboten -, in Betrieb genommen und verpassten ihren Minirasenflächen eine ordentliche Rasur. Obwohl es so mancher Rasen nicht nötig hatte, gemäht zu werden, wurde er bearbeitet. Denn was sollen die lieben nachbarlichen Campingfreunde denken, wenn nicht am Freitagnachmittag der Rasen geschnitten wird.
Es gab sogar einen speziellen Abfallcontainer, der ausschließlich für den Rasenschnitt vorgesehen war. Schilder an diesem Container regelten, dass hier nur Rasenschnitt entsorgt werden durfte. Andere Grün- und Gartenabfälle mussten in einen anderen Müllbehälter entsorgt werden. An Hand der Größenverhältnisse war eindeutig erkennbar, welcher Gartentyp auf dem Platz vorherrschte. Der Rasenschnittcontainer benötigte einen etwas größeren Lastwagen zum Abtransport.
Verwunderlich war nur, das dass Stromnetz des Platzes dieser Mehrbelastung gewachsen war. Es waren sicherlich einige zehntausend Watt, die jetzt zeitgleich mehr durch die Stromleitungen flossen.
Selbst für die Stromleitungen gab es einen Passus in den Vorschriften.
Originaltext:
"Strom
Es dürfen nur vorschriftsmäßige Gummischlauchleitungen nach Norm (HO7RN-F 3G2, 5) mit CEE-Stecker und CEE-Kupplung verwendet werden."
Was ist eine Übergangslose Verbindung?
Auf dem Weg zurück zum Wohnwagen, stellten wir fest, dass an einem Freitagnachmittag der Erholungswert gleich Null war. Die Lärmbelästigung war enorm. Langsam veränderte sich die Geräuschkulisse.
Nicht das der Lärmpegel geringer wurde.
Aus dem Summen und Brummen wurde ein Pfeifen, Sirren und Knattern. Was war geschehen?
Nachdem der Rasen gemäht war, begab sich der eifrige Hobbygärtner an die zweite wichtige pflegerische Maßnahme seines Gartens.
Die Rasenränder, dort wo der Mäher nicht hinkam mussten noch gestutzt werden.
Dafür hatten schlaue Erfinder den elektrischen Kantenschneider entwickelt. Erhältlich in jedem Baumarkt oder Gartencenter.
Anscheinend hatte auf diesen Campingplatz jeder Haushalt so ein Gerät. Der Lärm wuchs ins Unbeschreibliche.
So umfangreich die Gesetzessammlung war, hierfür gab es keine Vorschrift, obwohl es in der Platzordnung einen extra Paragraphen gab, der die Ruhezeiten und das Verhalten auf dem Platz regelte.
Eine typische Verordnung auf deutschen Campingplätzen, in der es von Begriffen wie absolute Platzruhe, Nachtruhe, Schranke geschlossen, Lärmvermeiden, leise, still, und geräuscharm nur so wimmelte.
Doch dann kam der Punkt Feierlichkeiten.
Originalzitat:
"Bereits ab 21 Uhr sind Feierlichkeiten auf den Standplätzen einzuschränken, um ab 22 Uhr die Nachtruhe einhalten zu können! Die Tagesgäste sollten bis dahin den Campingplatz auch bitte verlassen haben."
Die Platzleitung kümmerte sich mal wieder sehr exquisit um das Wohlergehen ihrer Gäste.
Wir fanden es vom Betreiber dieses Platzes sehr zuvorkommend, dass er sich darum kümmerte, zu welchem Zeitpunkt Gäste, das Gelände zu verlassen hatten.
Uns beschlich das Gefühl, das der Besitzer dieses Platzes, in einem früheren Leben, Direktor eines Gefängnisses war. Die Ähnlichkeit mit dem offenen Strafvollzug war nicht zu leugnen. Nur das die Insassen alle freiwillig hier waren und viel Geld dafür bezahlten, das sie so leben durften.
Und wir konnten es Live erleben.
Um 22 Uhr erstarb das Leben auf dem Platz. Die Einhaltung der nächtlichen Ruhezeiten wurde von einem Sicherheitsdienst, der über das Platzgelände patrouillierte, überwacht.
Camperinnen die noch so spät in der Nacht zur Toilette mussten, hatten nichts zu befürchten, wenn plötzlich aus dem Dunklen eine Gestalt auftauchte. Es war nur der Mann von der Security, der für eine ruhige und sichere Nacht sorgte.
Zu guter Letzt noch die Überschrift auf der Vorschriften Sammlung dieses Platzes:
(Hinweis: Dieser Platz ist kein Einzelfall in Deutschland)
Zitat:
"Das unvermeidliche Kleingedruckte:
....so klein, weil es soviel Wichtiges gibt..."
Nirgendwo auf dieser Unmenge von Vorschriften, Verordnungen, Hinweis-, Gebots- und Verbotsschildern stand etwas von Urlaub, Freizeit genießen, Freude am Campen, Spaß mit anderen Menschen haben, Fröhlich sein......
Anscheinend haben Dauercamper diese Dinge verlernt. Schade!
Wir blieben noch ein paar Tage. Benutzten den Wohnwagen nur als Schlafgelegenheit. Der sonstige Aufenthalt auf diesen Platz war uns zuwider.
Trotzdem machen wir wieder Campingurlaub. Nur beim nächsten Mal schauen wir uns vorher den Platz an. Und dort wo der Campingführer mehr als 10 % Dauercamper ausweist, werden wir sicherlich nicht unsere Zelte aufschlagen.


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