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Der Vampir in der Kleinstadt
Von Martin Schilling
Es war einmal ein Vampir. Was heißt "es war", er ist ja noch immer da?! Streift Nacht für Nacht draußen umher, kann kein Tageslicht ertragen, sich in Sonnenfluten baden, kann keine Blumen duftend riechen, noch Wein/Schokolade oder Sex wirklich genießen. Überemotional wie eine Frau in ihren fruchtbaren Tagen erduldet er all die Jahre, fristet seine Zeit in einer Kleinstadt bis in die Vergessenheit. Eine Kleinstadt ohne Esprit, langweilig und grau wie rechteckig und genau lässt ihre Einwohner zu wertlosem
Vieh mutieren. Doch diese Horde wird ihn niemals sehn, denn er ist erst wach, wenn sie schon schlafen gehen. An dieser Stelle liegt seine Tragik begraben, denn ohne übersinnliche Gaben, muss er es Schaffen diese Horde bis Tagesanbruch zu dezimieren, sie auszulutschen und zu kontaminieren. Tankstellen scheinen bestens dafür geeignet, seinen Blutdurst zu stillen, eine Kassiererin zu killen, die Arbeitslosenzahl zu reduzieren und erneut einen Tag zu verlieren. Verloren an die Undankbarkeit seines Seins, er selbst
ist sein eigener geliebter und größter Feind.