Ein ganz normaler Tag

Also mal ganz ehrlich! Eigentlich mag ich meinen Beruf ja sehr gerne, aber es gibt nun mal auch so Tage, da wäre man lieber im Bett geblieben.

Z.B. letzten Samstag, Schichtbeginn ist dann immer um sieben Uhr, warum weiß kein Mensch.

Ist wahrscheinlich ne Foltermethode vom Chef, damit man bloß nicht den Abend vorher (wenn alle anderen schon Wochenende haben) richtig ausgehen kann um mal Spaß zu haben.

Aber gut, manchmal passiert es eben trotzdem. Ich kann ja auch nichts dafür, dass Zeltfeten (die wahrscheinlich nur auf dem Land bekannt sind) nun mal immer nur am Freitag sind. Ich bin dann Freitagabend nach der Arbeit losgezogen und es hat sich so zugetragen, dass ich erst gegen drei Uhr zu Hause war.

Na ja, was ist passiert? Genau, verschlafen. Also merken: erst einmal einen neuen Wecker kaufen, das Mistding funktioniert mal wieder nicht. Die vermieften Sachen vom Vortag schnell übergeworfen und fünf Minuten später das Auto anwerfen und ab zur Arbeit.

Wenn man natürlich eine Stunde als gewöhnlich und noch mit bedröhnten Gesicht zur Arbeit kommt, muss man damit leben, sich die super komischen Bemerkungen von seinen Kollegen anzuhören. Wenn man sowieso schon schlecht gelaunt ist, sollen sie sich auch nicht darüber wundern, dass Blicke bald doch töten können.

Aber ich bin ja Profi (räusper!) und so gehe ich auf Frau Meyer zu, die gerade in die Tür reinkommt.

"Guten Tag, Frau Meyer, darf ich Ihnen Ihre Jacke und Ihren Hut abnehmen?", frage ich beflissen.

Frau Meyer steht da und kuckt mich an wie eine Kuh wenns donnert. "Welchen Hut meinen Sie?"

Hoppla denk ich, das sind ja ihre Haare. Sieht aus wie ein Piratenhut. Ich murmel irgendeine Entschuldigung und seh zu, dass ich verschwinde.

Dann ruft mir eine Kollegin zu, ich solle doch bitte die Dame, die in der Kabine mit dem Vorwärtswaschbecken sitzt schon mal waschen.

Also ich los zum Waschen. Mein aufgesetztes Lächeln verschwindet sofort, als ich sehe wer das saß. Frau S. oder in Fachkreisen der Drache mit der riesen Warze auf der Nase und mit einem Vorbau, wo Dolly Buster nur von träumen kann.

Ich habe mich inzwischen wieder gefangen, lege den Umhang um (nicht Fr. S.) und fange an zu waschen.

Nun, da Fr. S. einige Schwierigkeiten beim Vornüberbeugen hat, ist es natürlich unausweichlich, dass sie ein unfreiwilliges Bad bekommt. Tja, und wer ist Schuld? Natürlich nicht der riesen Vorbau, sondern der arme Lehrling, wer auch sonst.

Aber man sagt ja "Lehrjahre sind nun mal keine Herrenjahre" oder so ähnlich. Ich seh jetzt erst mal zu, dass ich verschwinde, denn Frau S. will mir grade den Fön hinterherwerfen.

Da es an diesem verflixten Samstag natürlich auch noch super voll ist, muss ich auch noch auf meine Pause verzichten (Sklavenarbeit)!!!

Aber irgendwann ist es dann doch zwei Uhr geworden und ich darf endlich nach Hause fahren. Ich winke, jetzt schon viel besser gelaunt, meinen Kolleginnen zu und schmeiß mich ins Auto. Da muss ich leider feststellen, dass ich mein Radio irgendwie nicht ausgestellt habe. Und? Na klar die Batterie ist leer, was auch sonst?

Tja, was soll ich dazu noch sagen? Ist doch klar, dass der Rest des Tages auch im Eimer war.

Aber wie ich nach Hause gekommen bin und warum Frau M. jetzt auf einmal schwarze statt blonde Haare hat, das erzähle ich euch beim nächsten Mal.