www.online-roman.de

haarige Kurzgeschichten Haar Haare Frisur Friseur

Die Schere

Von Sabrina Eberl


Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen als ich wieder einmal an die Geschichte der kleinen Christine dachte.
Es ist doch überall dasselbe. Die kleinen Mädchen schickt man nicht zum Friseur, nein, man schneidet ihnen selbst die Haare. Nicht anders war es bei Christine. Na ja, vielleicht ein bisschen anders, zumindest dieses mal, aber dazu komme ich jetzt.
Der Tag begann eigentlich für alle ganz normal, bis Christines Mutter auf die Idee kam, ihrer Tochter die Stirnfransen zu schneiden. Zum Glück war ihre Nachbarin Friseurin und hatte alle möglichen Scheren und Utensilien zu Hause. Die Mutter schickte Christine ins Nebenhaus zur Nachbarin, um sich die Schere auszuborgen.
Bis dahin war ja alles noch schön und gut und es wäre auch so geblieben, hätte die nette Dame von nebenan nicht einen verhängnisvollen Satz zu der kleinen Christine gesagt: "Pass bloß auf mit der Schere und schneide dir deine Haare ja nicht selbst!"
Und genau DAS hätte sie nicht sagen sollen. Man kennt ja Kinderideen. Christine dachte sich, dass es eigentlich eine gute Idee wäre, sich die Stirnfransen selbst zu schneiden. Wie würde sich ihre Mutter freuen, wenn sie nach Hause käme und dann die Haare schon geschnitten wären? Dieser Gedanke erfreute Christine und diese Freude wollte sie unbedingt auch ihrer Mutter machen.
Sie wusste genau wie das geht und fing sofort im Stiegenhaus an, damit sie ja rechtzeitig fertig werden würde. Jede Stufe ein Schnitt. Christine setzte an, so dass sie die kalte Schere auf ihrer Haut spürte; als sie sich gerade anfühlte, schnitt sie die ersten paar Haare weg.
Wieder ein Schritt auf die nächste Stufe und dazu ein Schnitt.
Inzwischen lag auf beinahe jeder Stufe ein Büschel Haare, doch Christine dachte sich, dass das schon niemand bemerken würde. Sie war sehr glücklich, dass sie sich die Haare ganz ohne Spiegel schneiden konnte.
Als sie an der letzten Stufe angekommen war, schnitt sie zum letzten Mal und das letzte Büschel fiel zu Boden. Zufrieden tastete sie ihre Stirnfransen ab und sauste nach Hause.
Die Reaktion, als die Mutter, Christine, sah, kann sich wohl jeder vorstellen. Sie konnte sich nicht zwischen lachen, schimpfen oder weinen entscheiden. Auf jeden Fall war sie schockiert. Sofort rief sie ihre Nachbarin, die Friseurin an, damit sie noch retten konnte was zu retten war.
Die Nachbarin schimpfte natürlich: "Ich habe dir doch gesagt, dass du sie dir nicht selbst schneiden darfst."
Dabei hast du mich doch erst auf den Gedanken gebracht, dachte Christine, sagte aber nichts. Dicke Tränen liefen ihr über das Gesicht. Was ist nun, wenn ich nie wieder so aussehe wie früher? Wenn man es nie wieder gut machen kann? Das waren ihre nächsten Gedanken.
Doch Mutter tröstete sie und versicherte ihr, dass es nicht so schlimm sei und man es ganz sicher wieder schön machen konnte.
Da hatte Christines Mutter Recht. Die Nachbarin hatte sie wieder schön gemacht. Die Haare im Stiegenhaus hatte auch die Nachbarin weg gekehrt und alles war wieder gut.
Christine musste ihrer Mutter noch versprechen, dass sie so etwas nie wieder machen würde. Sie tat es auch nie wieder, aber ich weiß auch, dass Christine sich niemals die Stirnfransen selbst geschnitten hätte, wenn die Nachbarin ihr einfach nur die Schere gegeben hätte.



»»» Kurzgeschichten Alltag «««
»»» Kurzgeschichten: Überblick, Gesamtverzeichnis «««
»»» Kurzgeschichten und Gedichte «««

Ein kunterbunter Blog-Mix
»»» Haargedichte «««
»»» Haarausfall «««
»»» Mythos Blond «««
»»» Haar und Psychologie «««
»»» Attraktivität «««
»»» Dudweiler «««
»»» Halde Lydia «««
»»» Kurzgeschichten «««
»»» Kurzgeschichten «««
»»» Gedichte «««
»»» Kurzgeschichten «««
»»» Krimis «««

»»» HOME PAGE «««