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Horror im Auto
Von Volker Thomsen
Es war bereits dunkel, als Harry aus dem Büro kam.
Mit seiner schweren Aktentasche beladen, überquerte er den großen Firmenparkplatz, der wie ausgestorben wirkte.
Nur noch zwei Autos parkten dort.
Der Jeep war seiner. Den dunklen Lieferwagen hatte er noch nie zuvor gesehen.
Während er überlegte, wem das Auto gehören konnte, schloss er seine Wagentür auf.
Er hatte gerade seine Aktentasche auf den Rücksitz abgestellt, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung hinter sich wahrnahm.
Ruckartig drehte er sich um und sah in das Gesicht eines kleinen, pummeligen Jungen.
"Hast du mich erschreckt!", stieß Harry erleichtert hervor.
"Das hoffe ich doch", erwiderte der Junge und grinste diabolisch.
Harry wollte gerade ins Auto steigen - irgendwie war ihm der Knirps nicht geheuer - er meinte seine Augen rot aufleuchten gesehen zu haben - da machte der Junge einen Satz nach vorne und stieß Harry auf den Rücksitz seines Autos. Dann knallte er die Tür zu, stieg auf den Fahrersitz und bretterte in einem Affenzahn davon.
"He, was machst du? Was hast du vor", schrie Harry panisch.
Doch anstatt einer Antwort erhielt Harry nur ein teuflisches Lachen, das ihm durch Mark und Knochen fuhr.
Der Junge raste in hoher Geschwindigkeit auf die Autobahn.
Harry wurde übel. Er schloss die Augen, nahm nur noch das Hupen der anderen Verkehrteilnehmer wahr.
Jeden Moment rechnete er mit einem furchtbaren Knall. Mit dem Ende.
"Bitte, halt doch an!", schrie er.
"Nein!", schrie der Junge zurück, und als Harry die Augen einen winzigen Spalt öffnete, sah er, wie sich der Kopf des Jungen vom Körper löste und ein paar Zentimeter in der Luft schwebte.
"Oh Gott! Oh Gott!", schrie Harry.
"Harry! Harry!"
Als Harry die Augen öffnete, sah er in die blauen Augen seiner Frau.
Sanft hatte sie ihn an der Schulter berührt.
"Wir müssen los. Das Baby kommt."
Harry rieb sich die Augen, stand augenblicklich auf.
Er hoffte, dass seine Albträume aufhörten, wenn das Kind auf der Welt war.