Elfmeter
© Martin Eierkaufer
Ich liege auf einer grünen Wiese, die Sonne scheint auf mich, ich beginne, mich zu entspannen. Plötzlich ein Pfiff. Ich erschrecke. Jemand tritt mir in den Leib, so dass es mir die Luft zusammenpresst. Mich überschlagend rolle ich über den Rasen. Mir wird schwindelig. Mehr Tritte folgen. Ich verliere die Orientierung. Jemand tritt mich so heftig, dass ich durch die Luft wirble, schwer auf den Boden aufpralle und noch ein paar Meter weiterschlittere. Ohne Pause geht die Tortur weiter, ich werde gepresst, mit Kopfstößen malträtiert, hochgehoben und zu Boden geschleudert. Einmal fliege ich weit durch die Luft und lande in einer Menschenmasse. Diese scheinen friedlich zu sein. Gierige, enthusiastische, verzerrte Grimassen sehen mich an. Doch dann schubsen sie mich wieder zurück auf die Wiese, und der Albtraum setzt sich fort. Ohne Gefühl für Zeit ergebe ich mich in mein Schicksal, ich fühle keinen Schmerz. Erst als sie mich gegen einen Metallpfosten schlagen spüre ich ein Gefühl wie…Enttäuschung? Verwirrt liege ich da, werde durch einen brutalen Tritt wieder in hohem Bogen durch die Luft geschleudert. Bevor ich auf dem Boden aufschlage, streichelt mich jemand zärtlich mit seiner Hand. Doch ich fühle keine Zuneigung. Ein durchdringender Pfiff ertönt. Aufgebrachtes Stimmengewirr, für einen Moment werde ich nicht beachtet. Dann packt mich jemand, schleift mich zu einer kahlen Stelle, presst mich auf den Boden und lässt mich einfach so liegen. Ich spüre es, unzählige Augenpaare sind auf mich gerichtet. Atemlose Stille. Eine seltsame Anspannung liegt in der Luft. Ich erzittere, als ein dumpfes Pochen sich zu rhythmischen Schritten steigert. Mit ungeheurer Wucht trifft mich ein gezielter Fußtritt. Ich fliege. Wieder sehe ich den Metallpfosten auf mich zukommen. Von der anderen Seite nehme ich ein verzerrtes Gesicht und eine ausgestreckte Hand wahr. Ich weiß nicht, wie es mir gelingt, mich dazwischen durchzuzwängen, aber ich schaffe es. Ich scheine zu fallen, doch ein Netz bremst mich. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl macht sich in mir breit und ich möchte Schreien. "Toooooooooooooooooor!"
Eingereicht am 25. November 2005.
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