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Ein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb "Im Frisiersalon"
Meine Friseurin
Eine Kurzgeschichte von M.H. Heyen
Habe ich Ihnen je von meiner Friseurin erzählt? Bestimmt habe ich das, denn es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an sie denke. Ich gebe es zu, ich bin noch immer ein klein wenig verliebt in sie. Allerdings frage ich mich manchmal, ob ich mich auch in sie verliebt hätte, wenn sie keine Friseurin, sondern Bankangestellte, Lehrerin oder sonst irgendwas wäre. Ich glaube, ein Teil des Zaubers, der von ihr ausgeht, ist begründet in der Tätigkeit, der sie nachgeht. Ich weiß nicht, ob Sie das nachvollziehen können,
aber - auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen oder Sie zu langweilen - ich will versuchen, es Ihnen zu erklären.
Alle drei bis vier Wochen gehe ich zu meinem Friseur, einem relativ jungem Salon, nicht weit von meiner Wohnung. Außer dem Chef, der von manchen Kunden spaßhaft Maestro genannt wird, halten sich in dem Friseursalon meist drei bis vier Friseurinnen und eine Auszubildende auf, die mir immer irgendwie leid tut, weil man sie außer Haare zusammenfegen und auf Nachfrage Kaffe bringen, kaum etwas machen lässt.
Wenn ich meinen Friseurladen durch die hell beglockte Tür betrete, erscheine ich nie aufgrund eines vorher vereinbarten Termins, sondern immer unangemeldet. Ich warte dann artig hinter dem kleinen Tresen im Eingangsbereich und versuche unbeteiligt zu wirken, bis eine der Friseurinnen oder der Maestro sich meiner annimmt und mir melodiös und einladend einen Guten Tag wünscht. Dann folgt immer derselbe Dialog:
Eingereicht am 15. Oktober 2003.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.