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Ein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb "Im Frisiersalon"
HARLEM BLUES
Eine Kurzgeschichte von Joe Colata
Die Sonne schien. Der Himmel war stahlblau. Es versprach ein guter Tag zu werden für die Ladenbesitzer in der 135. Straße. Genau auf der Ecke der 7th Avenue befand sich das Geschäft von Francois Brunault, eines Franzosen, von dem kein Mensch sich erklären konnte, wieso dieser kleine dicke Mann ausgerechnet in New York einen Friseursalon betrieb, noch dazu in einer der gefährlichsten Gegenden der Stadt. Aber alle hatten sich an ihn gewöhnt, auch daran, was auf dem Schild über der Tür in grellen Neonlettern geschrieben
stand: COIFFEUR DE PARIS.
Brunault betrat sein Geschäft wie immer kurz vor Acht, auch wenn um diese Zeit gewöhnlich noch keine Kundschaft kam. Aber er liebte es, zu dieser frühen Stunde allein in seinem Laden herumzuwirtschaften, obwohl es nicht wirklich etwas zu tun gab. Denn alles war penibel geputzt und sämtliche Utensilien lagen fein säuberlich sortiert an ihrem Platz.
Heute zitterten seine Hände ein wenig, was für einen Friseur natürlich nicht unbedingt von Vorteil war. Aber Brunault war fest entschlossen: Er würde mit dem Rauchen aufhören, ein für allemal. Denn er hatte in den letzten Monaten eine Veränderung an sich wahrgenommen. Erst schleichend, dann jedoch immer deutlicher: Er war zum ersten Mal in seinem Leben richtig verliebt.
Eingereicht am 15. Oktober 2003.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.