Abenteuer im Frisiersalon. Kurzgeschichten aus dem Internet. Edition www.online-roman.de  Dr. Ronald Henss Verlag, Saarbrücken.  160 Seiten 10 Euro ISBN 3-9809336-0-1
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Ein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb "Im Frisiersalon"

Salon "Exklusive Evolution"

Eine Kurzgeschichte von Stefanie Rifaat


Ihr Geschäft lohnte sich wirklich. Im letzten Jahr hatte Monique über 30 Millionen Euro mit Ihrem exklusiven Salon erwirtschaftet und das war erst der Anfang.
Mit Ihren 35 Jahren, war sie eine bildhübsche und kluge junge Frau, die über ein enormes Wissen verfügte. Moniques Vater war Leiter eines führenden Mikroelektronik Konzernes. Sie sollte eines Tages seinen verantwortungsvollen Job übernehmen und kannte sich in der Materie bestens aus.
Sie hatte gegen den Willen des Vaters das Friseurhandwerk erlernt und kurz darauf diesen Salon direkt neben einem eleganten Villenviertel errichten lassen. Dort wohnten Politiker, Chefs von riesigen Unternehmen, reiche Witwen und viele andere gutsituierte Familien. Es war alles bis ins kleinste Detail geplant. Sie lies die fähigsten Dekorateure und Innenausstatter einfliegen, damit sich ihre Kunden 100% geborgen fühlten. Aber das war nur zum Schein. Alles was sie wirklich anstrebte, waren Geld, Macht und Gerechtigkeit, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussah. Nichts konnte sie von Ihrem Weg abbringen. Mikrokameras wurden eigenhändig an unsichtbaren Stellen installiert. Ihr privates Büro im Salon wurde mit schalldichten Wänden versehen. Dann wurden noch die Abhöranlagen und das Hochtechnologie Computersystem von ihr angebracht. Sie konnte wirklich stolz auf sich sein. Jetzt musste sie nur noch die Spitzen-Friseure überzeugen bei ihr als Angestellte zu arbeiten. Für diese hohen Gehälter reichte ihr Geld nicht mehr und sie nahm einen Kredit über 2 Millionen Euro auf. Über die Summe konnte sie nur müde lächeln. Was war schon ein Kredit, gegen das was sie erwartete? Zum Glück hatte Monique durch ihr Elternhaus eine anständige Erziehung mit sämtlichen Benimm-Regeln genossen. Deshalb bewegte sie sich sehr sicher in den gehobenen Kreisen. Endlich kam ihr großer Tag. Die Eröffnungsfeier war ein voller Erfolg. Alles hing davon ab so schnell wie möglich bekannt zu werden und das ließ sich Monique einiges kosten. Da ihre Kundschaft alles hatte, was man mit Geld kaufen konnte, musste sie sich etwas anderes einfallen lassen. Sie setzte alles auf eine entspannte und ruhige Atmosphäre. Es gab acht super bequeme weiche Sessel für die Kunden. Umgeben mit den schönsten Pflanzen, Springbrunnen und Gebirgskulissen aus echtem Stein. Im Hintergrund hörte man sanfte Musikklänge. Nebenbei wurden Champagner und Lachs gereicht. Allein für die Pflege der Dekoration und die Beköstigung gab es zwei Angestellte. Weder die Kunden noch ihr Personal ahnten, dass sie von winzigen Kameras und Abhöranlagen umgeben waren. Dadurch hatte sie die komplette Kontrolle. Um so behaglicher sich ihre Kunden fühlten, desto schneller kam sie an ihr Ziel. Sie selbst arbeitete von ihrem Büro aus. Jetzt wurde es spannend. Sie guckte auf die zweireihig angeordneten acht Monitore. Sie konnte jeden Platz einzeln abhören und beobachten. Die Informationen die sie brauchte, ließen nicht lange auf sich warten. Zu jedem Kunden legte sie eine eigene Datenbank an. Monique konnte kaum glauben, wie leichtsinnig Menschen waren, wenn sie sich wohl fühlten. Da war zum Beispiel diese 51 Jährige aufgetakelte Blondine, die wichtig in den Salon stolziert kam. Ihr Mann war oft Wochenlang als Bauingenieur auf Geschäftsreise. Ihr war das nur Recht. So hielt sie sich einen Geliebten, der von dem Geld ihres Mannes gut lebte. Wenn der von ihrem Doppelleben erfuhr, konnte sie sich von ihrem problemlosen Leben verabschieden. Aber an so etwas dachte sie nicht und schon gar nicht hier in diesem Salon. Wie leicht konnte diese Person von Monique anonym erpresst werden? Dann war da noch die 71 Jährige etwas schusselige Dame. Weil sie immer so vergesslich war, wählte sie für sämtliche Codes ihr Geburtsdatum. Außerdem erzählte sie von ihrem regelmäßigen Mittagsschlaf, den sie ab 13 Uhr hielt. Wie einfältig und dumm die alte Dame doch war. Da Monique von jedem neuen Kunden penibel sämtliche Daten notierte, war ihr natürlich auch das Geburtsdatum der Dame bekannt. Monique gefiel ihr Job. Sie war clever und nutzte das. Sie war vorsichtig und übertrieb nicht, denn sie wollte auf keinen Fall dass alles auffliegen sollte. Von der Blondinen erpresste sie anonym 50.000 Euro für ihre Verschwiegenheit. Es war im Verhältnis nicht viel Geld, aber es war ein Anfang. Bei der alten Dame war es noch einfacher. Da diese schwerhörig war, brauchte Monique nur abzuwarten, dass sie ihren Mittagsschlaf hielt. An einem Montag ging Monique zu dem mit Zahlencode gesicherten großen Tor. Sie tippte die ihr bekannten Zahlen ein und durchquerte problemlos das parkähnliche Grundstück. An der Haustür das gleiche Spiel noch mal und Schwups, war sie in der Villa. Es dauerte nicht lange und sie fand, wonach sie suchte. Der Wandsafe war zügig geöffnet und Monique bediente sich mit Bargeld und Schmuck im Wert von über 300.000 Euro. In wenigen Wochen ergaunerte sie sich die Summe ihres Kredits zusammen. Nach einigen Monaten waren es bereits über 30 Millionen Euro. Aber sie wollte noch mehr. Das war ein Spiel und sie bestimmte die Regeln. Wenige Tage später betrat ein sehr elegant gekleideter Herr ihren Salon. Sie schätzte ihn auf Mitte 40. Er trug schwarze kurze Haare und hatte strahlende grüne Augen. Er war äußerst attraktiv und sie spürte ein Prickeln in ihrem Körper. Obwohl sie normalerweise nie einen Kunden selbst bediente, machte sie hier eine Ausnahme. Monique hatte alles im Griff und war immer 100% bei der Sache, wenn sie ihrem Job nachging. Aber irgendwie war heute alles anders. Sie war unkonzentriert und fahrig und hätte ihrem Kunden fast den Champagner auf sein Hemd gekippt. Der gutaussehende Herr kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie wusste nicht woher sie ihn kennen sollte. Vielleicht war er ein Schauspieler oder sie kannte ihn aus der Zeitung. Noch während sie grübelte, ertönte ein schriller ohrenbetäubender Ton. Da sie sich in der Mikrotechnik bestens auskannte, wusste sie sofort was dieser Ton bedeutete. Es war das Geräusch eines Peilsenders für Abhöranlagen. Im gleichen Augenblick stürmten einige Sicherheitsbeamte ihren Salon und Monique hörte nur noch die Handschellen klicken. Es war eine Unruhe im Salon und Monique hatte das Gefühl diesen Zustand nicht mehr länger zu ertragen. Ihr Gegenüber zückte wütend seinen Ausweis und hielt ihn Monique vor das Gesicht. Noch beim Lesen des Namens war ihr klar woher sie diesen Mann kannte. Er hieß mit Nachnamen so, wie die alte schusslige Dame. Er war ihr Sohn. Sie erinnerte sich schlagartig an das Gemälde an der Wand neben dem Tresor. Von einem Augenblick zum Nächsten zerplatzte Moniques Traum wie eine Seifenblase. Aber das Schlimmste an der ganzen Sache war, auf welche Weise sie überführt wurde. Er kam nur auf Monique als Täterin, weil der Diebstahl an einem Montag stattfand, an dem fast alle Friseure geschlossen haben.
Da er in einer Bank arbeitete, kam ihm auch die Kredithöhe von 2 Millionen Euro sehr hoch vor. Dadurch aufmerksam geworden, recherchierte er weiter und erfuhr, dass Moniques Vater ein weltbekannter Wissenschaftler der Mikrotechnologie ist. Der Rest war reine Intuition.

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Eingereicht am 14. Oktober 2003.
Herzlichen Dank an die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin.