Abenteuer im Frisiersalon. Kurzgeschichten aus dem Internet. Edition www.online-roman.de  Dr. Ronald Henss Verlag, Saarbrücken.  160 Seiten 10 Euro ISBN 3-9809336-0-1
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Ein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb "Im Frisiersalon"

Freds jüngste Kundin

Eine Kurzgeschichte von Eva Markert


Es erschien Fred so, als wäre es noch gar nicht lange her, dass Lena zum ersten Mal zu ihm kam. Sie mochte damals so an die vier oder fünf Jahre alt gewesen sein. Zum Glück befanden sich gerade keine anderen Kunden im Salon. Er erinnerte sich noch genau daran, wie sie weinte und schrie, als sie von ihrer Mutter ins Geschäft gezerrt wurde. Mit beiden Beinen stemmte sie sich dagegen. Die Haare klebten ihr schweißnass im Gesicht, und ihre Wangen glühten hochrot. Die Augen hatte sie ganz fest zugekniffen. Zwischen den Wimpern quollen unablässig dicke Tränen hervor.
Vermutlich ging es schon eine ganze Weile so, denn die Mutter erschien völlig abgekämpft. Hilflos schüttelte sie das Mädchen und versuchte, dessen Geschrei mit Drohungen zu übertönen.
"Lena! Hör sofort auf! Wenn du jetzt nicht auf der Stelle still bist, kannst du was erleben!"
Das Kind reagierte überhaupt nicht.
"Wenn du weiter so schreist, kommt der Frisör mit der Schere und schneidet dir nicht nur die Haare ab! Dann schneidet er dir auch noch die Nase ab!"
Die Lautstärke des Geschreis steigerte sich merklich.
Nun schaltete Fred sich ein. "Lena! Nicht wahr, so heißt du doch?", sprach er das kleine Mädchen freundlich an, doch es wich angstvoll vor ihm zurück.
"Du brauchst wirklich nicht bange zu sein! Pass auf! Wir setzen dich jetzt erst mal auf einen tollen hohen Stuhl. Mit dem kannst du sogar richtig rauf- und runterfahren."
Aber das Mädchen schrie nur noch lauter und klammerte sich am Bein seiner Mutter fest. Die versuchte vergeblich, das Kind von sich abzuschütteln. Daniela, Freds Angestellte, war inzwischen auch hinzugekommen. Sie hockte sich neben das Kind und sprach ebenfalls beruhigend auf das Mädchen ein.
"Wir machen dich jetzt ganz schön! Und du kannst die ganze Zeit dabei zuschauen. Siehst du die vielen großen Spiegel, die wir hier im Laden haben?"
Sie griff nach Lenas Hand, aber das Mädchen begann, heftig um sich zu schlagen.
In diesem Augenblick gelang es der Mutter endlich, das schreiende Kind hochzureißen. Sie hielt es weit von sich ab, während sie zu Fred gewandt fragte: "Wohin?"
Fred deutete auf den Kinderstuhl, und dorthin trug die Mutter das Mädchen, das verzweifelt mit seinen Beinen ins Leere trat.
Zu dritt versuchten sie, das Kind zu bändigen, das ganz außer sich vor Angst zu sein schien. Die Mutter hielt mit beiden Händen seine Ärmchen fest, Daniela drückte seine Knie auf den Sitz, während Fred sich bemühte, ihm einen Umhang überzuwerfen.

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Eingereicht am 09. Oktober 2003.
Herzlichen Dank an die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin.