ISBN 3-9809336-0-1
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Ein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb "Im Frisiersalon"
Ein heißer Mann
Eine Kurzgeschichte von Jenny Kapahnke
Ich arbeitete jetzt schon seit ungefähr zwei Jahren in dem Frisiersalon meiner Großmutter. Sie starb vor drei Jahren und ich übernahm ihn.
Früher dachte ich immer, ich könnte so etwas nie machen, anderen Leuten die Haare waschen und zu schneiden, aber ich muss gestehen, dass ich mittlerweile richtigen Gefallen daran gefunden habe. Zu sehen was man aus der alten Frisur alles machen kann, wenn die Haare nur ein wenig geschnitten werden.
Ich denke, mir ist der Salon meiner Großmutter richtig ans Herz gewachsen und das nicht zuletzt, weil hier ein junger Mann von zwanzig Jahren alle zwei Wochen herkommt. Anfangs kam er nur einmal im Monat her, wie mir meine Großmutter erzählt hatte, doch seit ich hier angefangen habe zu arbeiten kommt er immer öfters. Erst alle drei Wochen, dann alle zwei Wochen und nun jede Woche.
Ich habe ihn auch schon gut kennen gelernt, da er immer ausdrücklich darauf besteht, sich die Haare von mir schneiden zu lassen. Und das Witzige ist, dass ich meistens gar nichts abschneide, da die Haare gar nicht so schnell nachwachsen. Er hat mich auch schon mehrmals gefragt, ob ich mit ihm Essen gehen würde, doch ich habe bisher immer dankend abgelehnt. Doch heute konnte ich einfach nicht mehr Nein sagen.
Voller Vorfreude wartete ich darauf, dass er endlich kommen würde.
Er kam drei Stunden später als sonst, er entschuldigte sich, dass er so spät dran sei und setzte sich auf einen Stuhl. Ich fragte ihn nach dem Grund weswegen er später kam und er meinte nur lächelnd, dass er eine Verabredung mit einer schönen Frau gehabt hatte und deshalb nicht eher kommen konnte.
Das war wie ein Stich mitten ins Herz, wie kann er mit einer anderen Frau ausgehen und dann doch wieder zu mir kommen?
Er sah wohl meinen kritischen und auch enttäuschten Blick und meinte, ich würde ja nicht mit ihm ausgehen, also müsse er sich eine andere Frau suchen. Da hatte er natürlich recht. Er beruhigte mich jedoch und meinte dass er nur mit seiner Schwester ausgegangen sei.
Ich schnitt ihm die Haare ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen, doch als er schon fast aus der Tür raus war, rief ich ihm nach er solle um acht Uhr heute Abend kommen.
Ich war richtig aufgeregt als es heute Abend an der Türe klingelte und er so da stand. Und tatsächlich es wurde eine sehr schöner Abend und eine sehr leidenschaftliche Nacht. Am nächsten Morgen wachte ich auf und er lag noch immer neben mir.
Ich schrieb ihm eine kleine Nachricht, dass es sehr schön war aber ich nun weg wäre und ging.
Als ich endlich am Abend nach der Arbeit wieder nach Hause kam, fand ich die Wohnung leer vor. Doch er hatte mir ebenfalls eine Nachricht hinterlassen, ich werde morgen etwas erleben. Ein wenig merkwürdig fand ich seine Botschaft ja schon, denn er brauchte mich nicht überraschen. Mich mit Tausenden Rosen überschütten oder dergleichen.
Mit leicht unruhigem Gewissen ging ich ins Bett und wachte mitten in der Nacht durch ein lautes Knistern auf. Am Anfang registrierte ich gar nicht was es war, bis ich merkte, dass das Haus und der Salon unter mir in Flammen standen.
Ich schrie wie eine Hysterische und gelangte irgendwie nach unten. An meiner Wange wurde es ganz heiß und ich verbrannte sie mir.
Da hörte ich ein schreckliches Lachen und schaute durch ein noch nicht brennendes Fenster aus dem Friseursalon und sah ihn dort stehen. Er lachte und rief: "Das hast du nun davon, erst schläfst du mit mir und dann verlässt du mich. Das hier ist deine gerechte Strafe!"
Ich rief: "Aber ich liebe dich doch! Ich bin doch bloß arbeiten gegangen....."
Ich sah noch wie sein Gesicht ganz weiß wurde und er in Tränen zusammenbrach; doch es war zu spät für mich.
Eingereicht am 02. Oktober 2003.
Herzlichen Dank an die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin.