ISBN 3-9809336-0-1
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Ein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb "Im Frisiersalon"
Im Friseursalon
Eine Kurzgeschichte von Fräti
Dieses Schaufenster erweckte nicht gerade die üblichen Gefühle in mir, wie wenn ich vor sonst einem Friseursalon stünde. Ich kannte den Grund nicht, doch als ich die Türe öffnete und in diesen übermässig kitschigen Raum trat, erklärte sich alles wie von selbst. Eigentlich wollte ich umkehren, doch dieses spezielle "Guten Tag!" einer merkwürdigen Männerstimme hielt mich irgendwie davon ab. Also setzte ich mich auf den kleinen, unbequemen Stuhl in der Ecke des Salons und wartete.
Als er, der schräge Typ mit den engen, schwarzen Lederhosen, mich durch den Spiegel anblickend etwas fragte, war ich durch seine Klamotten von den Worten abgelenkt und nahm nur das Wort "Tee" wahr. Also antwortete ich ganz unüberlegt: "Gibt es auch Kaffee?" Der "Lederhosenmann" jedoch, gab mir keine Antwort, keinen Blick und doch schritt er auf mich zu, stellte sich vor die Kaffeemaschine, drückte auf den Knopf und fragte mit lauter Stimme: "Zitrone?" Die Situation wurde
immer fraglicher. Vor allem in meinen Gedanken. Kaffee mit Zitrone?! Ohne eine Äußerung meinerseits hörte ich das laute Brummen der Maschine, welches ohnehin meine Worte übertönt hätte. Immer noch wurde ich keines Blickes gewürdigt. Er entnahm die Tasse, kehrte mir den Rücken zu und brachte diese zum halbfrisierten Kunden rüber, welcher aussah wie ein Pudel. Den Kaffee mit Zitrone hatte ich schon beinahe wieder vergessen, als dieser überaus verrückte Typ erneut eine Frage stellte, jedoch an den "Pudel"
gerichtet. Er wunderte sich, dass die Haare so "wuschelig" und weich seien, also konnte er kaum ich damit gemeint sein. Dies war mir dann auch egal, als mir dieses rosarote, flauschige "Zottelding", das an der Lampe baumelte, ins Auge stach. Was zum Teufel sollte das wieder sein?! Auf Grund des riesigen Durcheinanders in meinem Kopf, wurde ich allmählich nervös. In jenem Augenblick traten mir all meine Gedanken aus, meine Nervosität wurde immer arger und mein Atem immer schneller. Ich schlug
mir an den Kopf und fuhr mir anschliessend willensschwach mit meinen zittrigen Händen durch meine Haare. Der Geruch dieses penetranten Haarsprays stieg mir in die Nase, so dass es mich beinahe meiner Atemluft beraubte. Die Temperatur meines Körpers begann zu steigen. Ich schwitzte wie aus dem Wasser gezogen. Die Unsicherheit, der Geruch, die Wärme, die Nervosität - das machte mich schier verrückt! Wegrennen! Raus hier! Doch wie festgebunden saß ich nun bewegungsgehemmt auf dem Stuhl und schloss meine Augen.
In diesem Moment verspürte ich einen Windstoß und an meiner Schulter ein kaltes aber bekanntes Gefühl. Obwohl es mir schwer fiel, öffnete ich die Augen, erhob meinen Kopf und blickte einem fremden Mann ins Gesicht. "Alles o.k.?", erkundigte er sich. Vor mir der Fremde, neben mir der Eingang des Salons, unter mir die Strasse.
Orientiert hatte ich mich nun und begriff allmählich, dass ich immer noch gleich weit war wie zu Beginn. Ich warf einen Blick auf meine Hand, in welcher sich noch der Stummel befand. Kopfschüttelnd spickte ich diese selbst gedrehte Zigarette, deren Tabak mit Haschisch vermischt war, am fremden Mann vorbei in den Regen und schritt davon.
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Eingereicht am 03. September 2003.
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