Abenteuer im Frisiersalon. Kurzgeschichten aus dem Internet. Edition www.online-roman.de  Dr. Ronald Henss Verlag, Saarbrücken.  160 Seiten 10 Euro ISBN 3-9809336-0-1
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Ein Beitrag zum Kurzgeschichtenwettbewerb "Im Frisiersalon"

Mutsch hat's mir erklärt

Eine Kurzgeschichte von Angelika Lauhoff


Die 4-jährige Lea heulte und stampfte mit ihrem Fuß auf: "Ich will aber nicht Haareschneiden gehen!" "Warum nicht?", fragte ihre Mutter. "Da muss man immer so lange warten und still sitzen und die Haare kitzeln überall."
"Ja, weißt du", sagte ihre Mami "das ist aber unglaublich wichtig, dass wir regelmäßig zum Friseur gehen." "Warum? Verstehe ich nicht, was daran so wichtig sein soll!" Frau Trotzki nahm ihre verheulte Tochter auf den Schoß und fing zu erzählen an:
Vor langer, langer Zeit, als sich Friseure noch Barbiere nannten (Barbiere, weil es vor allem um das Schneiden und Abrasieren von Bärten ging), da ergab es sich, dass Herr Flurki nach einem schweren Arbeitstag in seinem Salon, die abgeschnittenen Haare zusammen fegte. Er nahm einen Handfeger und gab die Reste seiner Arbeit auf eine Schaufel, als plötzlich ein kleiner Elf vor ihm stand. Kaum so groß wie Herr Flurki´s Zeigefinger und einer kaum wahrnehmbaren Stimme. "Bitte nicht", wisperte der Elf. "Warum nicht?" fragte der Barbier verwundert. "Komm erst einmal auf meine Schulter, näher zu meinen Ohren, damit ich dich besser verstehen kann." Der Elf tat, wie ihm geheißen und war dabei mit seinen kleinen Flügelchen erstaunlich flink. "Wir brauchen die Haare", antwortete Lolus, so stellte sich der Elf Herrn Flurki vor. "Wofür in Dreigottesnamen?" wunderte sich der Barbier. "Na.... also, seit einiger Zeit werden bei uns immer mehr Elfen geboren, denen keine Haare mehr wachsen. Das muss ein genetischer Defekt sein oder von der Natur so gewollt, da uns die Haare eigentlich beim Fliegen eher hinderlich sind." "Aber was wollt ihr denn dann mit den abgeschnittenen Resten aus meinem Salon?", Herr Flurki war etwas schwer von Begriff. "Wir wollen daraus Perücken knüpfen. Auch damit das schöne Bild, das ihr euch in eurer Welt von uns gemacht habt, bestehen bleibt, vor allem aber.... es werden immer wieder Elfen geboren, denen das wunderschöne Haar wächst und die lachen die Anderen aus und fühlen sich als etwas Besseres. Unser Reich wird von einem Krieg zerstört aus Neid und Hass - Hilf uns!!" "Was soll ich denn dabei tun?" Herr Flurki kratzte sich am Kopf. "Wenn du nur jeden Abend die Haare nicht wegwirfst sondern beiseite in einen Karton stellst - eine Delegation Elfen wird sie dann abholen und verarbeiten." erklärte Lolus. "Wenn euch das so wichtig ist, werde ich es tun, ist mir ja egal, was mit den Haaren passiert." Lolus hatte Tränen in den Augen, "Du glaubst gar nicht wie wichtig uns das ist - wir sind, was unsere Haare angeht, sehr eigen."
Die Tränen von Klein-Lea waren zwischenzeitlich getrocknet, aufmerksam hatte sie zugehört. "Jetzt weißt du warum es so wichtig ist, dass du dir deine Haare schneiden lässt. Und für die armen Elfen kannst du ruhig dieses Opfer bringen, meinst du nicht?" "Lass uns sofort gehen," Lea hüpfte von Mutters Schoß "dann hab ich es hinter mir und die armen kleinen Elfen bekommen ihre Perücken." Im Laden von Friseur Flurki, einem Urururenkel von dem Flurki aus der Geschichte, bediente sie heute Frau Wollmann. "Na, Lea, dich habe ich aber lange nicht gesehen. Bist ganz schön groß geworden und deine Haare sehr lang." ein kritischer Blick fuhr über Lea´s Haare. Lea fasste diesen aber ganz anders auf "Ja, sie können auch ein bisschen mehr abschneiden." seufzte sie. "Das ist auch wichtig", meinte Frau Wollmann bezogen auf die kaputten Spitzen von Lea´s Haar. Und mit einem Blick auf die Kiste mit abgeschnittene Haaren in der Ecke, holte Lea tief Luft und sagte: "Ich weiß, Mutsch hat es mir erklärt!"




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Eingereicht am 22. August 2003.
Herzlichen Dank an die Autorin.
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