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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Ein Job

Anatufila


Heiner hatte kein Glück mit seinen Bewerbungen. Warum auch. Bisher hatte Oma ihn unterstützt. Aber Oma war tot. Er wollte endlich mal verreisen. Er war echt sch... drauf, das wusste er. "Verreisen", hatte Oma gesagt, "kannste mit dem Finger auf der Landkarte." Er holte die Kiste aus der Kammer, kramte nach dem Atlas. Beim Blättern fiel der Brief heraus. Der musste von Opa Theo sein.

Liebe Gerta,
Sei von Herzen bedankt für Deinen ausführlichen Bericht aus der Heimat. Ich bin froh ....
Heiner tauchte in Omas und Opas Probleme ein. Und dann kam es:
...Es ist zwar eine ziemliche Rackerei auf dem Schiff, aber so kann ich euch etwas schicken. Die feinen Pinkels geben reichlich Trinkgeld. Das ist hier aber auch schön! Im Sommer müsst ihr mich besuchen kommen. Quartier hab ich schon...
...Ist das mit der Arbeitslosigkeit bei Euch noch so schlimm? Hat der Willi schon was oder immer noch nichts? Sag ihm, wenn er nichts findet, soll er nach Dresden kommen. Ich kümmre mich drum.

Oma war nie in Dresden. "Wir hatten doch nichts!", hat sie gesagt, "Opa ist zu früh gestorben!"
Am nächsten Morgen lag Heiner im Bett, kaute auf der Unterlippe. Opa damals in Dresden und er hier ganz nah am Rhein? Nach dem Frühstück machte er sich mit seiner Bewerbungsmappe auf den Weg. Am Mülheimer Wasserbahnhof hatte er kein Glück. Baldeneysee konnte er auch vergessen. Heiner nahm den Zug nach Köln, marschierte zu einem der kleineren Dampfer am Anleger: 'Alte Liebe'
"Was haben Sie denn schon gemacht?", wollte der betagte Reeder wissen, setzte ihm einen Kaffee vor und winkte der Schreibkraft. Heiner machte sich keine Hoffnung. Aber was soll's. Er erzählte von seinen mehr oder weniger glücklichen Jobs. Als Maschinenschlosser würde er eh nichts kriegen. Und dann kam die entscheidende Frage: "Wie sind Sie denn gerade auf Fahrgastschiff gekommen?" Er kam ins Plaudern, berichtete vom arbeitslosen Theo, seinem Brief und Willi.
"Und ist der Willi gekommen?"
"Davon weiß ich nichts", gab Heiner zu. "Ich hab keinen Willi gekannt und Opa ist schon lange tot."
"Das ist Schade", sagte der Reeder.
Heiner wusste nicht, ob er Theo oder Willi meinte.
"Kannst du heut Abend alles klar machen? Morgen früh geht's los."
"Kann ich!", grinste Heiner und verabredete sich für morgen am Anleger. Dabei hatte er gar nicht nach dem Lohn gefragt.
Der Reeder führte ihn zur Tür. Auf dem Steg balancierte ihnen eine alte Dame recht wacklig entgegen. Als sie an Heiner vorbeidrängte, rief sie dem Alten zu: "Wo bleibst du denn, Willi? Wir müssen Einkaufen gehen."
"Willi?", dachte Heiner, "Willi? Nee, das glaub ich nicht!"



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