suchtdruck oder die traurigkeit die trost in erinnerung sucht
Von Rilesi
der raum war leer. ein spitalzimmer. nur weg hier. was hatte ich hier verloren? um himmels willen, was? bloß weg hier. und doch, ich wusste, spätestens nach der beruhigung der nachtschwester und nach der ermahnung meiner inneren stimme: ich gehöre hierher. auch, nachdem ich schon lange ausgetreten bin. gehöre ich immer noch dorthin. wenn ich nicht weiter weiß, wandere ich im geiste dort in den gängen herum, und fühle trost unter den trostlosen.
welche erwartung habe ich? das fragen sich alle trostlosen dieser welt, vielleicht.
und doch, dieser aufenthalt gab mir eine identität. die der trostlosen. die der erwartungslosen und der leidenden. der geduldigen und der traurigen. der verzweifelten ohne stimme. der sterblichen ohne erinnerung. der sterblichen mit hoffnung. der sterblichen sturzbetrunkenen mit einer hoffnung, auch, wenn man einem suchtdruck unterliegt.
der verzweifelten im leben. derjenigen, die sonst keine stimme haben und am wegrand still liegen und leiden.
und immer, wenn ich trostlos bin und verzweifelt, gehe ich in gedanken noch heute durch diese gänge und räume, schlafe in diesem zimmer. es ist, wie wenn es gestern wäre. und ich fühle mich noch immer etwas geborgen. durch die gespräche der schwestern, durch die anwesenheit der ärzte. auch wenn alles lange vorbei ist, zwei jahre. und doch fühle ich mich noch immer dort, manchmal mehr als hier im leben.