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Frohsinn ... etwa nur im Karneval??

© Gaby Schumacher


An den Karnevalstagen bleibe ich nicht im Haus. Da ist mir alles egal, Hauptsache, unter die Leute. Vom Verkleiden halte ich nicht viel. Ich kann auch ohne Clownsnase und Tigerfell fröhlich sein.
Also, rein in die S-Bahn und auf zur Kö. Das ist die Prestigestrasse Düsseldorfs mit den sündhaft teuren Geschäften. Genau die haben vorsichtshalber ihre Schaufenster verbarrikadiert, damit sie nicht von betrunkenen Karnevalisten mit Steinen bombardiert werden. Wäre ja auch zu schade um die ausgestellten Waren ohne Preis, deren Preis so unverschämt hoch angesiedelt ist. Das gehört sich einfach so auf dieser Prachtstraße unserer Stadt. Am besten, ich gucke da erst gar nicht hin oder...ich gucke doch, um dann zufrieden festzustellen: Selbst als Millionärin würde ich mir manche Artikel nicht kaufen, weil deren Qualität so unmöglich ist. Da gehe ich lieber zu Karstadt und weiss, was ich für mein Geld bekomme.
Heute aber, am Karnevalssonntag ist die berühmteste Meile Düsseldorfs nicht das Revier der oberen Zehntausend. Heute dürfen doch tatsächlich total normale Leute dieses heilige Pflaster betreten. Und auch die etwas Anormalen. Doch das wiederum ist für die jecken Tage normal.
Belustigt stelle ich fest: Den Zoobesuch kann ich mir schenken. Auf der Kö rennt all das Getier herum, das an anderen Tagen bei uns ach so mutigen Menschlein für ordentliche Gänsehaut sorgt. Tiger in Massen, Elefanten, Bären, Löwen, Affen, Krokodile und Schlangen. Die Vogelspinnen waren zu faul. Sie meditieren lieber in ihren Terrarien. Alle vertragen sich. Wahrscheinlich sind sie sicherheitshalber vorher zuhause mit einer Extraportion gefüttert worden und zwar so lange, bis sie nicht mehr brüllen, kreischen oder auch zischeln konnten.
Deshalb brauchen die hier beheimateten tierischen Geschöpfe Gottes keinerlei Bedenken zu haben, sich ebenfalls von zahlreichen Abgesandten vertreten zu lassen. Mäuse, Ratten, Katzen, Schwäne und Fische. Ohne jegliche Angst scharwenzeln sie an den Raubtieren vorbei, tanzen ihnen frech auf der Nase herum. Sie alle geniessen Narrenfreiheit. Heute ist keine Jagdsaison.
Mäuschens Schnurrhaare zittern vor Vergnügen. Die Rättchen tuen es ihnen gleich. Die Katzen schnurren vor Freude, treffen sie doch endlich Žmal ihre großen Verwandten. Die Schwäne flanieren putzmunter in ihrer ganzen Schönheit herum. Sie pfeiffen was auf die Vogelgrippe und zeigen uns Angsthasen dutzendfach einen Vogel. Die Fische probieren einen Quickstep an Land. Es klappt hervorragend und sie sind entsprechend stolz. Ihre Schuppen glänzen strahlend in den herrlichsten Farben.
Doch da gibt es noch eine dem Menschen besonders verbundene Tierart. die sieht es genau deshalb überhaupt nicht ein, etwa nur als Stoffausgabe aufzukreuzen. Es sind Hunde jeglicher Grösse, Rasse oder auch Nicht-Rasse, die sich selbstbewusst quicklebendig im Meer der verrückten Zweibeiner behaupten. So, wie Herrchen und Frauchen heute aber auch aussehen, wundert mich das denn nun gar nicht. Frauchen trippelt als Gießkanne und Herrchen als Computer durch die Gegend. Manch heißgeliebter Vierbeiner traut seinen Augen nicht mehr. Doch das tun die lieben Hunde soundso nicht so sehr. Sie verlassen sich lieber auf ihre Spürnase. Das erweist sich als äusserst klug in dieser verdrehten Welt und schont ihre Nerven. Wenn die menschlichen Vorgesetzten sich unbedingt lächerlich machen wollen, dann sollen sie es doch. Schließlich tragen die die Verantwortung und nicht sie.
Die etra selbstsicheren vierpfotigen Exemplare lassen sich sogar dazu herab, den Quatsch mitzumachen und mit Schälchen, Minihütchen oder auch Rettungsring über die Strasse zu trappsen. Wahrscheinlich sagen sie sich: "Spätestens übermorgen werden unsere Chefs wieder normal. Was tut man nicht alles für die geliebten Menschen, seufz!" Hundeliebe kennt nun Žmal keine Grenzen.
Ja, zu Karneval dürfen wir all das nach außen tragen, was sonst unter dem Mantel der steifen Konventionen verborgen werden muss. Ausgelassen zu sein und so der Seele die Freiheit ungezwungener Fröhlichkeit zu geben ist die Freude dieser Tage.
Wäre es nicht schön, wenn diese Heiterkeit uns auch durch die restliche Zeit des Jahres trüge, uns der Humor die Probleme besser ertragen liesse?

Eingereicht am 28. Februar 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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