Das erste Mal
© Mia Berger
Glitzernd, funkelnd, strahlend und weiß liege ich vor dir.
Vollkommen, regungslos und unberührt.
Die Sonne lässt mich erstrahlen, der blaue Himmel macht mich noch begehrenswerter.
Schon der Wunsch mich zu berühren ist sündhaft - sündhaft schön.
Die Vorfreude kribbelt in dir.
Schon beim Gedanken an das Kommende wird dir warm, heiß.
Du genießt den Augenblick, zögerst es noch etwas hinaus.
Der Gedanke alleine lässt deine Nackenhaare erzittern, meine Reize spielen mit dir.
Aus Erfahrung weißt du, dass es viel zu schnell vorbei sein wird, je länger Du wartest umso länger der Spaß.
Die Versuchung wird zu groß, dein Widerstand schwindet.
Du musst, Du musst bevor ein anderer kommt.
Du willst der erste sein!
Und doch zögerst du noch. So rein, so vollkommen werde ich danach nicht mehr vor dir liegen.
Bist du dir sicher, absolut sicher? Ich bleibe hier, ruhig und verlockend.
Deine Lust ist zu groß. Du kannst dich nicht zurückhalten.
Ganz Vorsichtig, langsam und behutsam beginnst du. Noch zögernd und unsicher mit angespannten Muskeln.
Sanft nehme ich dich auf, lasse deine Berührungen zu, du strahlst.
Deine Unsicherheit scheint zu vergehen, du wirst forscher, deine Bewegungen leidenschaftlicher.
Die Spannung deiner Muskeln löst sich, du fühlst dich leicht, du lässt es geschehen, voller Genuss.
Schneller, immer schneller wirst du und versinkst in meiner vollkommenen Pracht. Wir vermischen uns, du wühlst mich auf, ein Schrei entweicht dir, die Lust ist so groß, wie konntest du das nur vergessen!
Wie konntest du zögern?
Ich bleibe stumm, es ist dein Augenblick.
Du siehst das Ende kommen, Schweißtropfen rinnen von deinen Schläfen, du dampfst in der Kälte.
Langsam spürst du die Erschöpfung nahen, du willst noch einmal alles geben, du streichst über eine meiner Wölbungen und - du scheinst zu fliegen, du fällst und versinkst tief in mir.
Liegend, rundum von mir bedeckt, ruderst du hilflos mit deinen Armen, langsam und etwas benommen tauchst du wieder auf.
Du blinzelst in die Sonne. Alles ist still rund um dich herum.
Wie Diamanten funkeln meine Fragmente auf deiner Haut, eiskalt. Du blickst um dich. Meine Größe und Unbändigkeit wird dir wieder bewusst.
Unschuldig, zart und doch wild erscheine ich in diesem Moment. Doch ich bin ungezähmt. Gewaltiger als du, als jeder Mensch.
Du erhebst dich, schüttelst meine Diamanten von dir ab, sammelst deine Ski wieder ein und steigst in die Bindung.
Nur noch ein kleiner Abhang bis zu deinem Ziel im Tal.
Du lässt dir Zeit, genießt die letzten Meter und freust dich schon auf das nächste Mal.
Eingereicht am 10. Januar 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
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