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eBook Karin Reddemann: Rosen für Max

Dez
01
Käseblatt
© Karin Reddemann

Sie starrte in den Kaffepott. Morgen ohne Sorgen. Stand da. Daneben hockte ein blauer Kläffer mit rosa Schleife. Eindeutig nicht ihre Tasse. Uwe "Arschgesicht" Fitzmann zuppelte an seinem Hosenbund. Hatte sie erst gar nicht bemerkt, dass Hutzelmännchen vor ihrem Schreibtisch stand, das hier das Sagen hatte. "Frau Kellerhoff, haben Sie meinen Becher?" Sie gähnte hinter vorgehaltener Hand und sagte nur: "Oh. Jau." Respekt war abgeschrieben, seitdem er ihren Papierkorb auf der Suche nach Kugelschreibern durchwühlt hatte. "Die gehören hier nicht rein, dafür gibt's Minen." Billige blaue Plastikkullis vom Verlag, mit Aufdruck. Erinnerungswert. Nickel hatte sie gepackt. "Bananenschalen sind auch kein Altpapier." Die schmiss der immer in den Müll zu ausgedienten Briefumschlägen. Behauptete, die machen nicht doof. Bananen. So wie Käse. "Haben Sie da Emmentaler auf dem Brötchen? Der macht blöd, wussten Sie das?" Simone Kellerhoff würgte kurz, weil er sich schon wieder eine abschälte. Biss hinein wie die Allerletzte aller rachsüchtigen Nutten und mampfte, während er auf sein Tässchen deutete. "Alles klar." Sie hielt Morgen ohne Sorgen mit Hündchen unter den Wasserstrahl und knallte ihm den hässlichen Steintopf auf die Ablage. Fitzmann strahlte. "Brav." Dann wurde er komisch. "Habe heute Nacht von Ihnen geträumt. War völlig fertig." Strich sich über den Schnäuzer. Liebte sich wohl sehr in diesem Moment. Simone nickte gnädig und freute sich über Nervensäge Winni Machulski. Der unterbrach Wesentliches gern und gut. Fotograf. Jung und stolz und vorwurfsvoll. "Wieso nur die drei Bilder vom Open-Air? Habe Dir zwanzig geliefert." Sie umarmte ihn mütterlich und hätte ihm gern eine geknallt. Fitzmann sowieso. "Brauchte nur drei, Winni. Das waren die Besten." Er machte sich steif und atmete. Tief durch. "Was war an den anderen schlecht? Waswaswas?" Er tapste hinter ihr her wie der blaue Köter auf der Tasse und lief nicht weg, um zu pinkeln oder anderes Nützliches zu erledigen. Er setzte sich auf ihren Schreibtisch, der war belegt mit Chaos, die Broschüre von den Chemischen Werken Meyerhanns wurde platt gedrückt. Das Telefon klingelte, Erna Stein vom wöchentlichen Seniorentanz jaulte über Friedhelm "Fritzi" Kenkmann, der das Lokal nicht pünktlich gemietet hatte. Kein Verlass auf Neunzigjährige. Beruhigte Erna, legte auf und glotzte auf Winni. Der glotzte zurück, starrte auf ihren Bildschirm, gab sich interessiert. "Was ist das?" Simone wünschte sich Kaffee zurück, vielleicht gezuckert mit Asbach, starrte jetzt auch und kicherte. Die Anspannung. "Ein Computer. Falls Du den Text meinst. Eine Reportage über Albert Strunk. Comiczeichner. Könntest Du fotografieren. Heute. Siebzehn Uhr." Winni drückte Meyerhanns noch platter. "Was für Comics?" Wurde unterbrochen von Markus Schurf. Verfasser des legendären "LiebekenKätzchen"-Buchs. Selbst finanziert. Die Haare noch fettiger als beim letzten Mal, Fahrradschlüssel am Hals. "Hab' neue Gedichte. Und Kurzgeschichten. Exklusiv zwecks Veröffentlichung." Simone lächelte charmant, das konnte sie trotz Kotzreiz, verlangte mental mehr Asbach als Kaffee, fixierte fassungslos die Manuskripte. Grottenübel. Kannichnichtbringen,kannkannichnicht. Schurf schwieg und wartete. Winni nicht. "Zeig' mal her." Dann. "So'n Scheiß." Pause. "Was denn nun für Comics?" Fitzmann war wieder da. "Besuch? Habe grad so überlegt, dass Sie mir mal einen Roman schreiben könnten, Kollegin Kellerhoff. Idee ist perfekt." Knipste sich den Daumennagel ab und fraß glückliche Vitamine. Strunk zappelte auf seinem Stuhl, drehte sich eine, ließ sich auf einen gemütlichen Nachmittag ein. Wirkte freilich etwas ungehalten. "Was jetzt nun?" Fitzmann hatte Winni die Seiten geklaut, futterte weiter, während er las. "Großartig, Herr Schurf. Darf ich das mal mitnehmen?" Schurf fuhr sich stolz mit den Fingern durchs Fetthaar und latschte hinterher. Weg war er. Liebevoll registrierte sie den zerknitterten Meyerhanns. Liebevoll blickte Winni zurück. "Was für Comics?"

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