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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Werde ich vergessen können?

© Ann


Manchmal sitze ich da und fange an darüber nachzudenken, was der Sinn von all dem ist, was ich Tag für Tag durchlebe. Die Gewohnheit und Routine meines Lebens hat sich tief in mir verankert und eingebrannt, dass ich mir die Frage immer wieder stelle: Werden andere Zeiten kommen? Wird sich etwas verändern? Wird es mir besser gehen? Wenn die Routine eine schöne ist, gäbe es vielleicht keinen Grund, darüber nachzudenken, ob sich vielleicht etwas verändern wird. Jedoch eine schlechte Gesamtsituation lässt dich nachdenken. Eigentlich könnte ich ja glücklich sein. Ich habe Freunde, Ausbildung und Familie, wenn diese auch getrennt ist. Aber warum, warum macht sich ein Mädchen in meinem Alter seelisch abhängig von einem Jungen bzw. Mann, den es auf eine bestimmte Art und Weise nie für sich haben wird. Ich wünschte, man könnte Gefühle einfach so ausschalten. Aber will ich das denn? Sind selbst nicht erwiderte Gefühle nicht manchmal auch schön? Man will festhalten an ihnen, verbunden mit der Hoffnung, dass sie vielleicht doch irgendwann erwidert werden? Ich denke nicht, dass all das hier Selbstmitleid ist. Vielleicht eine Art Verarbeitung und Liebeskummer. Doch wenn dir ein Mensch auf eine Art und Weise Liebe gegeben, dich seelisch und körperlich berührt hat, die für dich auf eine Art und Weise so einzigartig war, kannst du dann vergessen? Ein Mensch, der dich auf so vielerlei Arten fasziniert, weil er einfach so anders ist als andere, sich so abhebt von all der Oberflächlichkeit. Ich denke, diese Gefühle werden viele Menschen haben, jeder auf seine Art und Weise, in seiner kleinen Gedankenwelt und nur für sich ganz still und heimlich. Wenn jedoch solch eine schöne vergangene Zeit nur in deinen Erinnerungen existiert und man weiß, es wird für dieses Vergangene keine Zukunft geben, sollte es dann doch besser vielleicht keine Erinnerung geben? Dann bliebe einem der schwere Weg erspart, zu vergessen und loszulassen …



Eingereicht am 18. Juli 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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