Karin Reddemann
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Freunde

© Karin Reddemann


Kenne die beiden schon lange. Liegen unter Steinplatten und kommen manchmal raus. Das dürften sie vermutlich nicht, aber ich bin da nicht so streng. Freue mich über Besuch, auch nachts, wenn ich grundsätzlich schlafen sollte. Hätte vermutlich gesündere Träume ohne sie. Habe sie auf dem alten Friedhof am Lichttor kennen gelernt. Kunibert und Elisabeth von Tretzow. Sie eine geborene Strahlka. Sympathisches Paar. Riecht leicht. Mag aber Moder, rümpfe die Nase nicht so schnell. Meine Stadt hat vier davon. Tore. Wilhelmstor. Schatztor. Viehtor. Mein Lichttor, wo die alten Gräber sind. Merkwürdig, habe mir nie Gedanken darüber gemacht. Sind vermutlich Souvenirs aus dem Mittelalter. Irgendwo am Wilhelmstor, wo jetzt die Feuerwache ist, direkt vor dem Amtsgericht, wurden die Hexen verbrannt. Das weiß ich von Großvater Ebsche, der hat's mir erzählt, als sei er dabei gewesen. "Die haben hier gern gefackelt." Habe später mal im Archiv gestöbert. 147 Frauen, 33 Männer. Einige wenige darunter, deren Familien Geld genug hatten, um die Henker zu bestechen. Die wurden heimlich erwürgt, bevor das Feuer sie fraß. Anständig, so was. Den Frauen wurden wohl oft gern erst die Knochen gebrochen, bevor die Wächter sich in sie steckten. Haben das so konkret nicht mitbekommen, denke ich mal, waren ja bereits fasttot. Die letzte, die auf dem Scheiterhaufen landete, war Agnes Sophie Gellert, 1706, Giftmischerin. Erst mit dem Schwert sauber durchtrennt, dann verbrannt. Besser so. Als Zaubersche anständig verurteilt nach blutigem Kitzel, der sie vermutlich mürbe gemacht hatte, wurde auch Else von Tretzow, die Großmutter von Agnes. Bestand die lästige Wasserprobe nicht. Ihr Strick wurde zu kurz gehalten, pfiffig gedacht, hätte gar nicht untergehen können. Elses Bruder, Barthold von Tretzow, war zu der Zeit Bürgermeister. Hatte wohl keine Lust, Schwesterchen weiterhin lieb zu haben. Heiratete Trine, Pitters in Sypens Tochter, die ihm Arnold und Gertrud überließ, bevor Dorothea in ihrem Bauch den Sensenmann für Mutter und Tochter holte. Heiratete pünktlich noch mal, Noele zur Boie, aber die war ihm wohl nicht geheuer. Ließ ihre Daumen quetschen, ließ sie schnüren und strecken, entlohnte aber den Henker freundlich, der ihr den Hals zudrückte. Heiratete ein drittes Mal, Mechelt, Wilhelm Cordts Witwe, deren Großmutter Katharina die Branntweinprobe nicht bekommen war. Glückliche Käthe. Brauchte den Wärtern nicht den zertrümmerten Hintern entgegen halten, musste nicht ins Feuer sehen. Auch Mechelt entkam den Flammen. Barthold schätzte ihre aufmüpfige Art nicht, das hat mir Kunibert verraten. Der Gute. Steht nachts an meinem Bett und umarmt seine Betti. Flüstert mir zu, wie das Wilhelmstor schreit, kann keine Ruhe finden, die Steinplatten lassen das tote alte Weinen durch. Sie weinen alle. Die Maybaum, Heinrich Breradts Frau. Die Rittbroiksche, die Stippel, Drostens Schwiegertochter Enneken. Die Schwestern Figge und Drude Homesch, die alte Tellsche, Stine in der Siepen, Strocklings Mutter. Lyse, die Haensesche. Und Mechelts Schwester Jutta Polte, die Barthold sich wohl nicht hat verkneifen können. Jutta vögelte mit dem Teufel in Tiergestalt und verkaufte Hexensalben. Gott verleugnete sie bereits nach der dritten Folter, das freute Barthold, weil's flott ging. Er zahlte kein Geld für das Hexenweib, sollte sie brennen, Schwert und Strick ersparte er sich. Mechelt heulte. Sie heult wohl immer noch, irgendwo da draußen. Kunibert und Betti können sie hören. Wenn ich mich anstrenge, kann ich es vielleicht auch. Gehe frühmorgens an der Gruft meiner Freunde vorbei und bringe zwei Rosen. Atme die Erde und warte auf die Nacht.


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