Karin Reddemann
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Raucherlust

© Karin Reddemann


Meine Zuckerschnute hat mich in meiner Lust erwischt. Männer machen das, Frauen wissen das. Aber ich habe ihn herausgeholt, und sie hat ihn dabei ertappt, wie er fleißig wuchs, dick und rot wurde, um mich allein zu begießen. Sie war gekränkt. Mehr noch. Sie nannte mich schweinisch. Das verdutzte mich und ließ mich wieder klein und unappetitlich werden. "Du wichst hier so herum?" Ich war nicht unbedingt beschämt. Eher irritiert. Natürlich fickte ich mit mir selbst. Alle echten Kerle lieben ihre Schwänze bis zur Selbstaufgabe. "Raucherlippen" lief immer noch. Der Bildschirm flimmerte so verdammt gut versaut, wie ich es mir vor Urzeiten auf Großmutter Mia "Ost" Kellerhoffs Clo vorgestellt hatte. Die gleiche gute Szene, wohl zum zehnten Mal. Perfekt auf wiederholtes Wunderrubbeln geschnitten von Markus "Marky-Boy" Stewerkopf, den wir grinsend "Porni" nannten, damals, als wir für Prof Albert "Ackley" Friedwert Nachkriegsliteratur mit Schwerpunkt Willi, Winfried, Wolfi, weiß nicht mehr, Koeppen lesen mussten und lieber onanieren wollten. Die Kopie hatte ich aufbewahrt wie eine Madonnenfigur, die zärtlich geknutscht wird, wenn keiner guckt. Ich wäre mir blöd vorgekommen, den Videorecorder jetzt und gleich auszuschalten. Bin schließlich erwachsen. Zuckerschnute starrte auf den Fernseher. Da raucht also diese Frau, Holländerin, Wiebke, die ich wirklich gut schon sehr lange kenne, falsche Brüste, wurscht, muss ich nicht anfassen. Wiebke, die vermutlich Neid im profanen weiblichen Hirn erzeugt. Bei normalen Mädels wie Zuckerschnute, die Bauchtrainer kaufen, um sie links neben dem Kleiderschrank gemütlich verstauben zu lassen. Die ihre Beine schlampig enthaaren und Pyjamas tragen, für die man sich ein Comicheft verkneifen kann. Ist jetzt keine Kritik. War wohl nicht unbedingt ungesund, was Wiebke da tat. Sie inhalierte mehr unterhalb, sehr nass und konzentriert, stöhnte aber glücklich, kann nicht so schlimm sein, denke ich. Fasziniert mich, geht das überhaupt? Drei Männer, nicht die Schönsten, aber gut schussbereit, bekleckern sie mit ihrer Milch, während sie qualmt. Zuckerschnäuzchen pafft übrigens auch. Ich holte tief Luft. "Könntest Du das auch, Mausemaus?" Ich kicherte albern und irgendwie nervös, weil sie so gefährlich nah vor mir stand. Manchmal habe ich Angst vor ihr. Sie wirkt sehr zart, aber intravenös wurde ihr vermutlich noch bei ihrer Geburt der perfekte Türsteher eingespritzt. Sie sagt: "Und Du in Deinem hässlichen Shirt stinkst, Du kommst hier nicht 'rein." Heißt: Ab nach Hause. In diesem Moment wünschte ich mir, sie hätte mich hinausgejagt. Dann fiel mir ein, dass wir verheiratet waren. So nicht, Lady. Ich wurde etwas trotzig. "Manchmal ist mir eben danach." Suchte jetzt doch heimlich nach der Fernbedienung, aber der Hund hockte mit seinem dummen fetten Hintern drauf und rührte sich nicht. Ich traute mich nicht, ihn weg zu schubsen, er hatte seinen schläfrigen Beißblick drauf. Es ist ihr Hund, mich mag er nicht unbedingt. Er furzt, wenn ich an seinem Halsband ziehe. Zuckerschnute, die ich jetzt doch lieber Sandra nennen möchte, glotzte Wiebke an, die sich zum mittlerweile zwölften Mal eine anzünden ließ. "Das gefällt Dir also?" Ich überlegte mir kurz Kluges uns sagte Blödes. "Allerdings." Sie kniff ihre Augen zusammen und blähte ihre Nasenflügel auf und zu, auf und zu, das ist, als wenn einer Dir seinen Revolver an die Stirn drückt, der schwarze staubige Hosen trägt und Durst hat. Du könntest ihm Deinen Whisky geben, aber Du willst lieber das Loch im Kopf als die Entwürdigung. "Sandra, ich bin ein Mann." Zuckerschnute, die grundsätzlich Sandra heißt, wenn ich nicht "Mausemaus" sage, war in diesem Moment nicht sonderlich liebenswert. Ich hätte sie gern umgetauscht, so, wie sie da stand mit dieser grünen Pampe im Gesicht und den Peanuts auf der Brust. Ich kam nicht umhin, Wiebke zum zweitausendundvierten Mal oder so ungefähr aufrichtig zu lieben. Sie rauchte mit ihrem zweiten Mund, es gibt Frauen, die haben einen, und während sie blaue hübsche Kringel machte und sich von irgendwo da oben bekleckern ließ, zuckte mein Freund. Ich verbot ihm seine Freude, wir hatten da diesen lästigen Voyeur in pinkfarbenem bedrucktem Flanell mit verstrubbeltem langem Rothaar, das hinters Ohr gesteckt wurde, urplötzlich. Vermutlich genierte sie sich vor Wiebke. "Mach' den Müll aus und komm' ins Bett." Zuckerschnute. Lief übrigens nichts mehr in dieser Nacht. Dreht sich um und schnarcht, die Alte. War erbost und dachte an Wiebke. Verzog mich mal kurz aufs Clo und schnarchte dann wohl auch. Träumte von Mama, die einfach in mein Zimmer platzt und mir auf die nassen Tatzen haut. Streichle über Flanell und flüstere. "Kannst Du das auch, Mausemaus?" Hört nicht hin. Macht nichts. Habe Wiebke.


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