Karin Reddemann
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Wasserperlen© Karin ReddemannLiebe es, wenn Regen in mein Gesicht klatscht. Denke nicht an Wimperntusche, die unschön verläuft, denke nicht an mein langes Haar, das sich glatt und nass macht, um sich aufmüpfig kindlich zu kringeln, wenn es trocknet. Denke an Großvater Ebsche, atme jeden Tropfen und lecke die besten, die meine Lippen berühren. Mag keinen Schutz, brauche ich nicht. Das erzeugt Unmut. "Wenn wir mit den Hunden rausgehen, bring' einen Schirm mit." Sagt mein guter Freund Daniel "Danni" Puwalski, der sich einen niedlichen kleinen Kläffer zugelegt hat. Ich vergesse ihn, lasse mich duschen, ignoriere lächelnd Dannis Nörgelei und das erboste Winseln seines lauten Freundes. Mein stolzer Ritter Ace "Dollar" of Black Rose, dieser herrliche Snob, der tänzelt wie ein gepudertes Zirkuspferd, schenkt dem lästigen Krabbler nur höfliche Aufmerksamkeit. Dollar will mich für sich allein, teilt mein Leben, meine Arroganz, meine Lust am Regen. Habe einen großartigen Schirm, schwarz mit geschickt verteilten Initialen eines Designers, dem ich selbst keine Beachtung geschenkt hätte. Meine Mutter gab ihn mir, freute sich heimlich über das viele Geld, das sie investiert hatte, erwartete die gleiche Freude von mir. "Verlier' ihn aber nicht." Er steht links neben meiner Garderobe auf dem zusammengeknüllten Rucksack, der im Urlaub Sinn macht. Er ist immer noch neu und wunderbar, wurde nur einmal von mir aufgespannt, weil ich zu Fuß zu Lessings Minna spazieren musste. Bin aber oft schon tropfend im Theater einmarschiert, fühle mich dann wie im Salzwasser getauft, möchte mich im Foyer schütteln wie eine selbstbewusste Katze. Trage Kleider, die mich nackt machen, die nicht nur ahnen lassen, was sie verhüllen sollten. Meine Brüste versprechen Gutes, die Knospen blühen, wenn sie befeuchtet werden. Meine Lippen sind perfekt gemalt, meine schwarzen Augen sind trotzig, wenn ich mir die nassen Haarsträhnen vor dem großen Spiegel, in dem bewundert wird, in den Nacken ziehe. Strotze vor Freude, wenn ich so bin wie all die anderen nicht, weiß, dass ich durchtränkt ein Bild bin, das erleichtert vieles. Empfinde mich als Streuner, der letzte aus einem großen Wurf, den keiner haben wollte. Ungeliebtes Entchen. Wurde der Schwan, den Großvater Ebsche "Oben" Pittermann gern in mir gesehen hätte, er wusste wohl, ich werde einer, ein trauriger, in seiner Seele ruhender, der allein schwimmt, stolz und schön. Er starb, bevor ich meinen Kopf zum Himmel recken konnte. Sehe ihn in seinem grünen Lodenmantel, die Füße in verschlammten Gummistiefeln, auf dem Kopf das schwarze Franzosenkäppi. Er pfeift nach Oberon, dem gemütlichen Grauhaarigen, der sich nicht rührt, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt wird. Sein Fell sieht aus wie gelackt, das Käppi trägt Wasserperlen, ich selbst bin wie eingetaucht, das rosa Getupfte klebt an mir. Mein Großvater strahlt. "Sommerregen. Trinke ihn, bevor die Würmer Dich fressen." Ich zittere und lache mit ihm, drehe mich im Kreis, werde sanft begossen und schmecke das Jetzt. Lechze heute nach zerplatzenden Murmeln, die dunkle Wolken auf mich springen lassen, damit ich sie fangen kann. Halte mein Gesicht ins Wasser, wärme mich, kühle mich. Weine meine eigenen Tropfen. Bin glücklich. |