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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Von der Genialität des Seins

© Patrick Hehn


... wie ein teurer Vogel in seinen engen Käfig gezwängt, damit er nicht wegfliegt, so sitze ich hier, vor einem Medium, das mir sagt, wie meine Gedanken fließen müssen. Tag um Tag, Stund um Stund. Es ist wie die Farce eines gesellschaftlichen Lebens. Immer dieselbige Möbel, die immer gleichen Wände mit ihrer weißen, nichts sagenden Tapete und während der Winterszeit, höre ich monoton das Wasser, welches durch die Heizungsrohre gedrängt wird um die großartigsten Geschöpfe, die die Natur hervorbrachte, vor der Kälte zu schützen. "Klick - Klack - Klick", mir bleibt jeder Druck auf die Tasten meines Computers, wie ein Hammerschlag Thors im Gedächtnis verankert. So versuche ich nach einer Weile des vorgeschriebenen Zwangs, nach rechts zu sehn, wo der Horizont mich mit seinen ewigen Rufen lockt, sodass ich hätte meine Augen schließen sollen und mich auf dem brausenden Meer der freien Gedanken hätte tragen lassen müssen. So ist's immer, jedoch wird mein innerer Ruf nach der Weite des wogenden Nichts von der inhumanen Maschinerie des Mediums zerschlagen und in die tiefen des Unbewussten vertrieben bis ... ja, bis ich es wieder wage nach rechts zu sehn, wo das kleine Fenster über der monoton klingenden Heizung eingelassen wurde. Aber dieses Ding, dieses Etwas vor mir, es entreißt mir jeglichen Raum meines Innersten. Es durchdringt jede Faser meines Körpers, bis hin zu dem Objekt, welches ich bin. Ein Kampf, wie die wildeste Schlacht, bricht aus und dies Objekt scheint ihn zu verlieren gäbe es da nicht, rechts von mir wenige Augenblicke am Tage, den Horizont. Und abends, wenn es dunkel ist, wenn die Ewigkeit am Firmament sichtbar wird, schalte ich diese Destruktionstechnik aus, ziehe mir meinen Mantel an und gehe. Hinaus in die Kälte, die wie eine Katze vor dem Mauseloch, ihrer Beute sicher, wartete und mich nun umschlingt. Knirschend auf dem frisch gefallenen Schnee, stapfe ich zum Parkplatz, wo das Ding steht, dass mich so oft an diesen Ort bringt. Ich schließe die Tür auf, setze mich hinein und lasse den Motor an, der von der Kälte gänzlich erdrückt seine Mühen hat mich hier wegzubringen. So fahre ich dann einige Zeit später der jetzt schwarzen Weite entgegen, mit der ich einen Augenblick lang eins bin. Bis morgen, wenn mich der Zwang ruft ...



Eingereicht am 25. Mai 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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