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Dez
01
Mannis Wut
© Karin Reddemann

Mannis Geschichte war genau mein Ding. Mein erster Roman. Mein niemals ausgewürgter Alptraum. Freddy erzählte mir davon vor gut zwei Jahren. Ich war noch Student und verspürte nicht die geringste Lust mehr darauf, den Sinn irgendeines Lebens aufzuklappen und wieder zuzuschlagen.

Wir haben Bücher gelesen und Bücher über diese Bücher und über die Leute, die diese Bücher geschrieben haben, und wir haben über diese Bücher und über diese Leute gesprochen und anschließend darüber geschrieben, weil wir ja auch was zu sagen hatten. Da gab's eine Phase, die hat mich diesen ganzen Mist richtig ausleben lassen. Ich mein, ich kam mir so verflucht oberschlau und auserwählt vor, wie ich da die Würmer aus den Leichen pickte, um sie zu sezieren. Ich hab das genossen, einer von denen zu sein, die Bücher mit Messer und Gabel fressen und ihren Kopf anstelle ihres Hintern in den Toilettentopf stecken. Ich war ein mieser kleiner Literaturstudent, und ich wäre vermutlich mit Bukowski und Grass gleichzeitig ins Bett gegangen, weil ich sie alle so richtig tief in mir drin haben wollte. Ich war davon überzeugt, sie würden mir Sinn geben, und ich war soweit, mir vorzustellen, wie sie es gemacht haben und wie ihre abgefahrenen Seelen sich in ihren Orgasmen widerspiegelten.

Heute glaube ich, dass ich zu diesem Zeitpunkt, als ich Nietzsche und Hemingway beim Onanieren zusah, schon ziemlich weit weg von der Materie war. Trotzdem hab ich noch ein Weilchen die Bücher dieser Leute und die Bücher über die Bücher und über die Leute in mich hineingestopft und meinen Magen malträtieren lassen, bis mir speiübel davon wurde. Irgendwann muss ich wohl alles wieder in einer einzigen großen befreienden Aktion ausgekotzt haben, denn ich hab nichts mehr in mir drin und ich weiß nicht mehr, wozu es gut war.

Und dann, kurz nach dem großen Brechen, begegnete mir Manni Hoffmann. Ich hing mit irgendwelchen Kumpels in dieser schmierigen Kneipe, und wir falteten Bierdeckel, um sie unter halbtote Stuhlbeine zu klemmen. Mit den Bierdeckeln, die übrig blieben, machten wir blödsinnige Spielchen. Ich verstauchte mir meinen rechten Zeigefinger bei dem idiotischen Versuch, ihn durch drei aufeinander gelegte Deckel zu bohren, und ich weiß noch, dass ich öfter als dreimal Scheiße geschrieen hab.

In dieser Kneipe stank es widerwärtig, das war irgendwie so ein Mischmasch aus Schweiß, kalten Kippen und Erbrochenem, und irgendwie stank es stellenweise auch nach einem guten Dutzend Muschis, die zwei Monate keine Seife mehr geschmeckt haben. Aber das Bier war gut gezapft und billig. Freddy, der Wirt, hatte keine Zähne mehr im Mund, da waren nur kackbraune Stummel, und er war fett und gutmütig und permanent besoffen. Jeden Abend schmiss er Runden für uns, weil er zu faul und zu blau zum Rechnen war. Deshalb nannten wir ihn auch einen prima Kerl und umarmten ihn brüderlich, wenn wir uns von ihm verabschiedeten. Und während wir ihn umarmten, hielten wir die Luft an, denn Freddy und seine Kneipe waren eins und teilten sich liebevoll den Gestank, der uns draußen nach Sauerstoff japsen ließ.

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Karin Reddemanns Geschichten erwecken alltägliche Ängste und düstere Bilder und entführen den Leser in eine verstörte und verstörende Welt.

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