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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Paris

© K.P.


Gleißendes Licht nach dem Schauer, Pfützen tanken Sonne, unsere Dächer wärmen sich. Der Tag beginnt, jeden Tag. Modern neben mir, baufällig gegenüber. Stein auf Stein.
Momenthaft, mit Sekundenkleber verbunden, minutenlang, tagelang, wochenlang, monatelang, jahrelang. Lebenslang. Weiter nur in der historischen Erinnerung, verputzt im kollektiven Gedächtnis.
Es könnte Berlin oder London sein, wären nicht die kleinen Details, der Hauch von Wärme, Nähe in einer nach Kaffee duftenden Umgebung, vermischt mit der Rohheit reliefreicher Gesichter und der Zähheit junger Mode.
Pulsierende Adern der Großstadt. In Blut getauchte Geschichte, verflossen in den Fugen zwischen den Pflastersteinen. Heute sind die roten Adern ersetzt. Verdrecken uns, machen uns schwarz mit ihren roten Augen. Wir sehen schwarz, ärgern uns schwarz trotz bunter Blumen. Dennoch schaut die Welt auf uns, wir halten durch, bis wir einen lichten Moment haben, Momentaufnahme! Aber Moment mal, halte inne, unser Herz schlägt im Takt mit der Zeit, im Takt, im Takt. Stets im Takt, lebenslang.
Wir verlieren an Halt, der Boden gibt nach, wir kippen nicht, aber wo ist unten, wo oben? Der Regen kommt von oben, spritzt von unten, nur an der Sonne können wir uns orientieren. Richten uns nach dem Takt der Zeit, saugen alles in uns auf, wiegen uns im Takt der Zeit, staunen über die Kreise, die sich schließen.
Wir blühen, gedeihen, leben auf mit der Zeit, verjüngen uns stetig. Schaut uns an. Generationen nebeneinander, im einmaligen Rhythmus der Zeit. Stein auf Stein, manchmal schon ein Urgestein. Auch zeitgemäß, durchaus gefault, verschimmelt, verdorben, verrottet, verödet, baufällig. Aus dem Rahmen gefallen, aus dem Takt gekommen. Vergessen.
Die Sonne lässt uns träumen und bewusst erleben. Wir wiegen uns im Wind, verharren im Kaffeeduft, bleiben der Mode treu, zeichnen Gesichter nach, verzehren uns nach dem Hauch der Wärme und verweilen hier. Und unser Herz schlägt im Takt mit der Zeit, im Takt, im Takt. Stets im Takt, lebenslang.



Eingereicht am 09. März 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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