Liebesgefühle
Wolfgang Scholmanns
Teil I
Jeden Abend sah er sie. Sie kam oft erst spät, setzte sich an die Theke und bestellte ein Bier. Eine wunderschöne Frau, dachte er. Mitte dreißig, eine tolle Figur, ein hübsches Gesicht. Warum sie wohl immer alleine hier sitzt? Hat sie vielleicht Sorgen, Liebeskummer? Tausend Fragen tauchten in ihm auf. Ja, er kannte es nur zu gut, dieses Alleinsein. Hatte er sich doch so sehr in sein Inneres verkrochen, weckte doch jetzt dieses schöne Wesen sein Interesse. Mit dem Mut des Neugierigen, nahm er eines Abends sein
Bier, setzte sich zu ihr und sprach sie vorsichtig an. " Na, geht es dir gut." Sie lächelte, " klar geht es mir gut, dir nicht?" " Geht so", antwortete er. " Du sitzt abends immer alleine hier, hast du irgendwelche Sorgen?" forschte er weiter. " Wie ich schon sagte, mir geht es gut, ich sitze abends hier, um den Stress des Alltags ein wenig abzulegen." war die Antwort. Sie unterhielten sich noch einige Zeit über die verschiedensten Dinge, über ihr Alter, ihren
Beruf, Zukunftswünsche usw. und stellten fest, dass es einfach schön war ein bisschen zu plaudern. Wenn sie sich jetzt schon mal trafen, war die Atmosphäre ein bisschen lockerer und durch dieses nähere kennen lernen, entstand schon bald eine gewisse, gegenseitige Sympathie. Er mochte sie total gerne und als sie sich eines Abends mit einem Kuss von ihm verabschiedete, entwickelte sich in ihm ein heftiges Wetterleuchten. An einem kalten Herbstabend, hatten sie sich zu einem Konzert verabredet, das in eben dieser
Kneipe in der sie sich kennen gelernt hatten stattfand. Sie stellten sich an einen kleinen Stehtisch, lauschten der Musik und tauschten immer wieder Blicke aus, in denen der Zauber des Verlangens auf dem Strahl des Erreichens hin und her wanderte. Irgendwann spürte er ihre Hand die leise und sanft über seine Brust wanderte und schon bald seine Lippen erreichte, auf denen ihre Finger kleine spielende Wege der Zärtlichkeit zeichneten. Gefühlvolle Küsse mischten sich in den aufsteigenden Hunger der Leidenschaft
und ein frischer Hauch von Liebesgefühl, hüllte die Beiden in sein weiches Wolkenbett.
Teil II
Die Zeit schritt, wie so oft wenn es gerade schön, ist in Windeseile voran und sie sagte ihm, dass sie jetzt bald nach Hause gehen wolle. "Ich werde dich ein Stück begleiten", erwiderte er. Sie hatte wohl nichts dagegen und nachdem sie ihre Rechnung beim Kellner beglichen hatten, machten sie sich auf den Weg. Zärtlich nahm sie seinen Arm, hielt ihn fest und er spürte ein warmes Kribbeln durch seinen Körper rauschen. Sie wohnte in der Nachbarschaft dieser kleinen Kneipe und so hatten sie ihr Zuhause
bald erreicht. Brennend heiße Küsse krönten das Auf Wiedersehen und sein Herz sagte ihm, dass es mehr war, als nur ein nächtlicher Flirt.
Ein paar Tage später trafen sie sich wieder, aber er spürte sofort, dass das Feuer, welches die erst einige Tage zurückliegenden Nacht entfacht hatte, bei ihr erloschen war. Zögernd fragte er nach, was denn passiert sei, warum sie sich ihm gegenüber so fremd verhalte. Sie erzählte ihm, dass sie einen Partner hätte, den sie zwar selten sieht, der ihr aber trotzdem etwas bedeutet. "Wir müssen einfach warten, was die Zeit uns bringt", kam dann noch hinterher. Er spürte eine unendlich große Enttäuschung
in seinem Herzen wachsen, zog sich wieder in sich zurück, und bekam nicht einmal mit, dass sie nach diesen offenbarenden Worten, die Kneipe verlassen hatte.
Das Wochenende nahte und um sich ein wenig abzulenken, suchte er die Flucht in den Alkohol, setzte sich an die Theke und las in einem Buch von Hermann Hesse, Geschichten über das Glück. Nach einiger Zeit bemerkte er, dass jemand neben ihm stand. Er blickte auf und erkannte in seinem Nachbarn, die sanfte Melodie einer einzigen Nacht. Es fiel ihm schwer, sie nicht gleich in den Arm zu nehmen und sie zu küssen, aber ein zärtliches Streicheln über ihre Schulter, erlaubte er sich. Sie entzog sich ihm und machte ihm
klar, dass sie es nicht möchte, dass er ihr so nahe kommt und dass sie einfach nur gute Freunde bleiben sollten.
Trotz seiner Niedergeschlagenheit, führte er an diesem Abend noch einige interessante Gespräche mit ihr, aus denen er zu erkennen glaubte, dass es die Angst vor einer Enttäuschung, die schon einmal eine Zeit ihres Lebens geprägt hatte war, und die sie davon abhielt, ihm ihre Liebe zu gestehen. Was ihn dennoch überraschte, war der sanfte Kuss, den sie ihm beim Abschied gab. Er sollte ihr doch nicht mehr so nahe kommen.
Immer noch beschäftigte ihn Hermann Hesses Betrachtung über das Glück. Es ist schon beeindruckend, was dieser Dichter in seinem langen Leben als unvergesslich und beglückend erfahren hat. Selten ist es etwas Materielles, vielmehr sind es die Eindrücke, die wir der Empfänglichkeit unserer Sinnesorgane verdanken, der Fähigkeit uns zu verlieben, uns hinzugeben, dem Erlebnis des Einklanges der Innen- mit der Außenwelt. An der Freude des Menschen am Schönen, haben stets Geist und Sinne im gleichen Maße teil und solange
Menschen fähig sind, sich mitten in der Gefährdung ihres Lebens solcher Dinge zu erfreuen, z. B. eines farbenfrohen Spieles der Natur oder eines gemalten Bildes, eines Anrufes in den Stimmen der Stürme und des Meeres oder einer von Menschen gemachte Musik, solange wird der Mensch seiner Fragwürdigkeiten immer wieder Herr werden und seinem Dasein immer wieder einen Sinn zuschreiben können.
Ja, dachte er, Recht hat er dieser Hermann Hesse. Man sollte schon jeden Sonnenstrahl genießen, der Natur eine angemessene Betrachtung erweisen, sich an Farben, an Musik oder an dem Lächeln in den Gesichtern seiner Mitmenschen erfreuen. Es hat schon etwas, wenn Hesse sagt: "Es ist ganz egal ob der Strahl der Sonne, wenn er in eine dunkle Gasse scheint, auf eine Flaschenscherbe, auf das zerfetzte Plakat an der Wand oder auf ein spielendes Kind trifft. Er bringt Licht, er verzaubert, er verwandelt."
Teil III
Ja, Hesses Betrachtung über das Glück! Sie gefiel ihm, handelte er doch eigentlich ähnlich so um Glück zu erfahren. Nun, seit er diese hübsche Frau kennen gelernt hatte, fühlte er sich doch ein wenig aus der Bahn geworfen und er machte sich Sorgen um sich. Er musste sich wieder in den Griff bekommen, wieder den Kopf frei machen, wieder mehr meditieren.
Die ostasiatischen Philosophien, der Buddhismus, der Taoismus mit denen er sich schon eine ganze Weile beschäftigt hatte, und die der eigentliche Weg zu Ziel sein sollen, diese wollte er sich wieder vor Augen führen um die Geschehnisse nicht so nahe an sich herankommen zu lassen.
Da war er wieder, dieser Montagabend, an dem er meistens diese kleine Kneipe, die ja eigentlich den Namen Musik und Kulturcafe trägt, besuchte. Sein Kopf war noch nicht ganz frei, von seinen Gefühlen zu ihr. Immer dieses daran denken:" Ob ich sie heute wohl sehen werde?"
Wie immer setzte er sich an die Theke, bestellte ein Bier, kramte ein Buch aus seiner Jackentasche hervor und begab sich in die Welt der berühmten Schriftsteller. Diesmal war es ein Buch von Rainer - Maria Rilke, dessen Gedichte und Texte ihn schon seit frühester Kindheit an, beeindruckten. Rilke war der Lieblingsschriftsteller seiner Mutter und so hatte er schon in jungen Jahren einige seiner Gedichte gelesen. Ja, seine Mutter, eine tolle Frau, die ihm bestimmt den Weg gezeigt hätte, den er gehen müsste um die
Situation in den Griff zu bekommen. Energisch war sie, selbstbewusst und von einer Überzeugungskraft, wie sie nur wenige Menschen besitzen.
Leider erkrankte sie im Alter von 55 Jahren an dem manisch - depressiven Irrsein, welches sich im Laufe der Jahre immer mehr zu einer bald unerträglichen Belastung für ihre Familie abzeichnete. Bis zu ihrem Tode hin, pflegte er sie und auch seinen Vater, der nach einigen Schlaganfällen mehr oder weniger ans Bett gefesselt war, so gut er es vermochte. Und jetzt diese, wiederum schwierige Situation, die das Gefühl des Alleinseins, die Verzweiflung und das Nichtverstehen in ihm wachsen ließ. Er wusste wohl, dass
er nach einiger Zeit wieder neuen Lebensmut fassen würde, denn er hatte schon so manchen Schicksalsschlag überwunden, aber auf seinem Weg und auf der Suche dem Glück, würde ihn dieses Geschehnis wieder um einige Jahre zurückwerfen.
Wenn sie ihm wieder begegnete, würde er anders reagieren als sonst. Er würde ihr zwar Aufmerksamkeit schenken, aber sie auch verstehen lassen, dass er ihre Worte genau verstanden hatte und jetzt dementsprechend reagieren würde. Ein guter Freund ja, der würde er bleiben, aber doch respektvoll einen gewissen Abstand zu ihr halten.
Teil IV
Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er sich nun bald auf den Nachhauseweg machen müsse, denn am anderen Tag wartete viel Arbeit auf ihn "Schade " dachte er. "Ich hätte sie gerne gesehen. " Er bestellte noch ein Bier, blätterte unkonzentriert in seinem Rilkebuch hin und her und bat dann schließlich den Kellner seine Rechnung fertig zu machen. Auf dem Nachhauseweg hoffte er, dass sie ihm vielleicht eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen hätte.
Zehn Minute Fußweg und er hatte sein Zuhause erreicht. Keine neue Nachricht auf seinem Anrufbeantworter. "Vielleicht ist sie krank oder einfach nur müde", dachte er. Oder sollte vielleicht .....? Erinnerungen an die Worte, dass sie einen Freund habe, ließen Eifersuchtsgefühle in ihm aufsteigen. Er erinnerte sich noch genau daran, das sie beim letzten Mal nach diesem sanften Verabschiedungskuss zu ihm gesagt hatte": Bis Montagabend!" Worauf hatte er sich da eingelassen? Er kannte diese Frau
doch eigentlich nur aus ein paar netten Gesprächen. Aber da war ja auch noch diese eine Nacht, diese zärtlichen Stunden, dieses Wärme spüren und dieses Versinken in wunderschöne Augen.
Sprüche wie, die Liebe geht manchmal seltsame Wege, oder wird schon wieder werden, fielen ihm ein. Ja, Sprüche und gute Ratschläge die hört man zu Genüge oder gebraucht sie manchmal auch selbst. Aber als Betroffener, helfen sie einem nicht weiter.
Immer wieder stellte er sich die Frage:" Warum kann ich nicht einfach loslassen?" Er konnte es doch sonst, bei so vielen anderen Dingen.
Sollte es wirklich so tief sitzen? Hatte er sich so sehr in sie verliebt?
Am nächsten Morgen, er hatte schlecht geschlafen, hörte er auf dem Weg zur Arbeit, aus dem Autoradio ein ihm nur zu gut bekanntes Lied. Sie hatten es an diesem Konzertabend gehört. Sofort war die Erinnerung wieder da. "Wie soll ich meinen Kopf frei bekommen, wenn das Schicksal mir solche Streiche spielt?" murmelte er vor sich her. "Vielleicht ist es aber auch ein Zeichen dafür, dass sich alles zum Guten wenden wird."
Welch ein Gedanke! Hatte sie ihm nicht deutlich gemacht, dass sie einen Partner hat? Aber da war noch dieses, mal sehen was die Zeit uns bringt. Diese Worte hatten ihn ja eigentlich erschüttert, denn Liebe kennt keine Zeit, sie ist da oder nicht, man muss sie nur zulassen!
Er wusste wohl, dass es anfänglich immer dieses Verliebtsein ist, das die Flügel der Schmetterlinge tanzen lässt, aber Liebe, die Liebe zu einem Partner, sie bedeutet doch, für einander da zu sein, soviel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, seine Tränen trocknen, seine Freuden teilen, und dies alles, wie der Pfarrer so schön sagt, in guten und in schlechten Zeiten. Er würde für sie da sein, da wäre er sich ganz sicher.
Teil V
Es sind Träume, Hirngespinste seines verwirrten Geistes. Von wegen Kopf frei machen. Es funktionierte einfach nicht, trotz des guten Vorsatzes. Auf der Arbeit und überhaupt im alltäglichen Geschehen ist sie in seinem Kopf. Sie beschäftigt ihn, weckt sein Verlangen. Es dürstet ihn nach ihren Augen, ihren Lippen, ihrer Stimme. Er sah sich in Träumen mit ihr spazieren gehen, mit ihr lachen, weinen. Ja, es hatte ihn voll erwischt. Verrannt!
Die sanfte Melodie einer einzigen Nacht ! Mit diesem Titel schmückte er ein Gedicht das er in Erinnerung an diese Nacht schrieb. Ein Gedicht in dem er die Sehnsucht nach ihr zum Ausdruck bringt, die Sehnsucht die aus seiner Einsamkeit wächst und ihm manchmal feucht die Erinnerung in die Augen legt. Gefühle, Sentimentalitäten, er ließ sie aufblühen, sie gehörten einfach zu ihm, denn wie sollte er sonst das Leben spüren, wenn nicht mit seinen Gefühlen.
Der Abend kam und mit ihm die Frage ob er sich auf den Weg machen sollte, zu dem Ort, in dem die Wahrscheinlichkeit eines Wiedersehens mit ihr lag. Er zögerte und entschied sich, an diesem Abend der Enttäuschung auszuweichen. Nicht das sein Verlangen sie zu sehen, ihn verlassen hatte aber der Verwechslung mit der Realität, der wollte er ausweichen. Raus aus seinem Traum, an die frische Luft, mal etwas anderes sehen. Sein Weg führte in die nahe gelegene Stadt. Die Geschäfte hatten schon geschlossen, aber kaufen
wollte er ja auch nichts. Er ging zielstrebig auf seinen altbekannten Buchladen zu, um sich die im Schaufenster ausgelegten Neuvorstellungen anzusehen.
Plötzlich merkte er, dass seine Gedanken an einer Vision strickten, die ihm seinen Traum wiederbrachten. Im Schaufenster sah er ein Buch liegen, welches den Titel "Sanfte Melodie einer einzigen Nacht" trug. Er wischte sich die Augen, klopfte sich vor die Stirn und schüttelte den Kopf. "Bitte nicht", rief er flehend, ohne darauf zu achten, dass ihn eine ältere Dame, die ganz in seiner Nähe stand, schon eine ganze Weile beobachtet hatte. Müden Schrittes ging er weiter und erwischte sich dabei
Bill Withers alten Song "ain`t no sunshine when she`s gone" vor sich her zu singen.
Teil VI
Sein Weg führte ihn wieder zurück nach Hause, diesmal jedoch an der kleinen Kneipe vorbei. " Was soll`s", sagte er sich. "Ich werde noch zwei bis drei Bierchen trinken, denn es ist noch zu früh um ins Bett zu gehen." Ausserdem.........! Er nahm an der Theke Platz, bestellte ein Bier und quatschte ein bißchen mit dem Kellner. Jedes Geräusch das von der Eingangstüre her an sein Ohr drang, liess in ihm ein hoffendes Gefühl wachsen. Als der Kellner wieder seiner Arbeit nachging, nahm er sich eine
Zeitschrift, die auf der Theke lag, ein Buch hatte er nämlich dieses mal nicht mit, und lenkte sich ein bisschen ab. Auf einmal stand sie hinter ihm. Er spürte es genau, drehte sich um und blickte direkt in ihre wunderschönen, dunklen Augen. " Hallo, schön das du da bist", begrüßte sie ihn. " Ich freue mich auch, dich wiederzusehen," sagte er. Sie setzte sich neben ihn auf einen Hocker und sie sprachen über das, was sie in den letzten Tagen erlebt hatten. Irgendwann, sie stiessen gerade mit
ihren Gläsern an und sagten Prost, waren sie wieder da, diese Blicke in denen der Zauber des Verlangens auf dem Strahl des Erreichens hin und her wanderte. Zärtlich küsste er sie auf ihre Wange und war glücklich, dass sie sich ihm nicht wieder entzog. Sie liess es zu, aber warum dieser plötzliche Wandel? War es Mitleid, oder hatte er doch Gefühle in ihr geweckt? Er war sich nicht im klaren über ihr Verhalten und fragte nach. "Ich habe dich lieb", sagte sie," aber Liebe, Liebe ist es wohl nicht.
Wir wissen viel zu wenig von einander, verdrängen in aufkommenden Liebesgefühlen die Realität, das ganze Drumherum. Eine neue Beziehung eingehen bedeutet mehr als sich verliebt in die Augen zu sehen und sich zu küssen. " Na klar, sie hatte Recht und er war sich dessen doch auch bewusst! Er erklärte ihr, was Liebe für ihn für eine Bedeutung hätte und merkte schon bald, dass sie seine Worte von seinen Lippen trank. "Du scheinst es tatsächlich ernst zu meinen," sagte sie. "Ich habe noch niemanden
kennen gelernt, der so offen ist, so über seine Gefühle spricht, so lieb und verständnisvoll ist.
Die Zeit unterbrach ihr inniges Gespräch, und sie mussten nach Hause. Er beglich beim Kellner die Rechnung, und war erstaunt darüber, dass sie ganz gegen ihr sonstiges Verhalten auf ihn wartete. Sie gingen hinaus, und im Augenblick der Verabschiedung presste sie ihre heissen Lippen auf seinen Mund. Wir werden uns wiedersehen sagte sie.
Teil VII
Wir werden uns morgen Abend wiedersehen sagte sie. Dieses Versprechen von ihr machte ihn glücklich, ließen ihn hoffen.
Am nächsten Tag, rief er sie an und merkte sofort, dass eine gewisse Traurigkeit in ihrer Stimme lag. Er sagte ihr, dass er sich auf den heutigen Abend total freuen würde, dass sie eine wunderschöne, tolle Frau wäre, aber all diese Komplimente konnten sie nicht aufheitern. "Du bist immer so lieb zu mir, sagst mir nette Dinge, machst mir kleine Geschenke und bist immer so sehr aufmerksam."
Ich kann dir dies alles nicht zurückgeben, denn ich habe noch keinen endgültigen
Schlussstrich gezogen. Mein Kopf ist voll, ich denke oft an dich, auch an die
Situation mit meinem Freund. Wir haben uns einfach zu einem falschen Zeitpunkt
kennen gelernt. " Kommst du etwa heute abend nicht?" fragte er." Ich weiß es noch nicht, dränge mich bitte nicht!" Nein, drängen wollte er sie auf keinen Fall, aber in seiner Verzweiflung darüber, dass er sie heute Abend nicht sehen würde, sagte er: "Wenn du nicht kommst, werde ich mich sehr verletzt fühlen und traurig sein."
Teil VIII
In Gedanken versunken, fiel ihm eine Geschichte ein, die er vor einiger Zeit gelesen hatte. Es ging da um eine junge Frau, die eines Tages zu ihren Eltern sagte, dass sie gehen werde um das Meer zu sehen. Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als einmal ihren Körper in die schäumende Flut des Meeres zu legen und auf ihren Lippen den salzig frischen Atem des Meeres zu spüren. Einige Verlockungen, die ihr auf ihrem Weg begegneten widerstand sie. Sie ging immer weiter, denn sie hatte ein Ziel. Doch irgendwann,
kam sie an eine Kreuzung . Welchen Weg sie wohl nehmen müsse um an das Meer zu gelangen , fragte sie sich. Irgendeinen müsse sie sich schon aussuchen, denn die Zeit würde vergehen und sie wollte doch möglichst schnell an ihr Ziel gelangen. Sie versuchte einige Wege, aber keiner führte sie zum Meer. Es gab wohl hier oder dort schöne Dinge zu sehen, aber ihre Sehnsucht nach den schäumenden Fluten, konnten diese nicht befriedigen. Ihr Haar war mittlerweile grau und dünn geworden, und ihr Rücken beugte sich schon
unter der Last der ständig wechselnden Jahreszeiten. Immer wieder führte sie ihr Weg zu dieser Kreuzung und immer wieder versuchte sie einen neuen Weg. In einer Nacht, entschloss sie sich, einfach die Berge hinauf zu steigen. Es fiel ihr schwer, denn die Jahre waren dahin gegangen und die müden Knochen wollte nicht mehr so richtig mitmachen.
Dennoch erreichte sie nach einiger Zeit den Gipfel des Berges. Zitternd stand sie nun hier oben und sah hinunter ins Tal. Ihre Wegkreuzung sah sie dort unten liegen und die vier Pfade die sich dort unten verzweigten. Sie trennten sich vor dem Gebirge, umringten es und näherten sich einander in einer weiten Ebene, vereinigten sich und setzten ihre Reise fort bis zum Meer, in dem sich weit entfernt der Horizont zu spiegeln schien. Je länger sie schaute, um so deutlicher glaubte sie das schäumende Wasser zu sehen.
Aber sie konnte nichts hören, so weit weg stand sie, hoch auf diesem Berggipfel und sie wusste, dass sie nicht mehr die Kraft haben würde an ihre alte Wegkreuzung zurückzugehen. Erst hier oben auf dem Gipfel erkannte sie, dass jeder der Wege ans Meer geführt hätte. Und plötzlich wusste sie: Niemals in ihrem Leben würde sie das wildschäumende Wasser des Meeres auf ihrem Körper spüren und niemals würde der salzig frische Atem grenzloser Weiten ihre Lippen berühren.
Sie machte ihn traurig, diese Geschichte, liess ihn aber auch den Gedanken verspüren, seinen Weg wiederfinden zu müssen und sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Sein Ziel, glücklich zu werden.
Teil IX
Der Abend kam, und er machte sich wie so oft auf den Weg. Sein Hoffen sie zu sehen, hielt sich in Grenzen. Er war wieder stärker geworden, wieder ein wenig selbstbewußter. Mit einem Bekannten, den er traf führte er eine interessante Unterhaltung und so verging die Zeit, die er sonst bestimmt sinnend dagesessen hätte auch einmal, ohne an sie zu denken zu müssen. Nach einiger Zeit, schaute sein Bekannter auf die Uhr und sagte, dass er sich sputen müsse, um den Zug zu bekommen. Er zahlte, zog seine Jacke an und
verabschiedete sich von ihm. Nun saß er wieder alleine hier, lauschte den Gesprächen der anderen Gäste und schaute manchmal sehnsüchtig zur Tür. Sie kam nicht und das was er ihr am Telefon mitgeteilt hatte trat ein. Traurig wurde er, verletzt war er. Was war nur mit dieser Frau los. Sie empfand doch etwas für ihn, so sehr irren konnte er sich doch nicht. Wut stieg in ihm auf, Wut über sich selbst und sein dämliches Verhalten. Er wollte doch loslassen, den Kopf frei machen und sich wieder der Literatur und der
Philosophie hingeben. Hatte er nicht schon genug Trauriges in seinem Leben erfahren müssen? Musste er sich dieser von ihm selbst inszenierter
Situation, so opfern, dass er offen Wunden davontragen würde, die bis zur Vernarbung Teile seines Verstandes ausgeblutet hätten? Nein, es sollte Schluss sein, Schluss mit dem Grübeln, dem Warten und der Angst vor Enttäuschungen.
Sie hätte vielleicht noch kommen können, denn sie kam manchmal erst sehr spät, aber er war nicht mehr bereit zu warten, beglich seine Rechnung und marschierte nach Hause, ohne sich nur ein einziges Mal umzusehen.
Teil X
In Gedanken versunken, fiel ihm eine Geschichte ein, die er vor einiger Zeit gelesen hatte. Es ging da um eine junge Frau, die eines Tages zu ihren Eltern sagte, dass sie gehen werde um das Meer zu sehen. Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als einmal ihren Körper in die schäumende Flut des Meeres zu legen und auf ihren Lippen den salzig frischen Atem des Meeres zu spüren. Einige Verlockungen, die ihr auf ihrem Weg begegneten widerstand sie. Sie ging immer weiter, denn sie hatte ein Ziel. Doch irgendwann,
kam sie an eine Kreuzung . Welchen Weg sie wohl nehmen müsse um an das Meer zu gelangen , fragte sie sich. Irgendeinen müsse sie sich schon aussuchen, denn die Zeit würde vergehen und sie wollte doch möglichst schnell an ihr Ziel gelangen. Sie versuchte einige Wege, aber keiner führte sie zum Meer. Es gab wohl hier oder dort schöne Dinge zu sehen, aber ihre Sehnsucht nach den schäumenden Fluten, konnten diese nicht befriedigen. Ihr Haar war mittlerweile grau und dünn geworden, und ihr Rücken beugte sich schon
unter der Last der ständig wechselnden Jahreszeiten. Immer wieder führte sie ihr Weg zu dieser Kreuzung und immer wieder versuchte sie einen neuen Weg. In einer Nacht, entschloss sie sich, einfach die Berge hinauf zu steigen. Es fiel ihr schwer, denn die Jahre waren dahin gegangen und die müden Knochen wollte nicht mehr so richtig mitmachen.
Dennoch erreichte sie nach einiger Zeit den Gipfel des Berges. Zitternd stand sie nun hier oben und sah hinunter ins Tal. Ihre Wegkreuzung sah sie dort unten liegen und die vier Pfade die sich dort unten verzweigten. Sie trennten sich vor dem Gebirge, umringten es und näherten sich einander in einer weiten Ebene, vereinigten sich und setzten ihre Reise fort bis zum Meer, in dem sich weit entfernt der Horizont zu spiegeln schien. Je länger sie schaute, um so deutlicher glaubte sie das schäumende Wasser zu sehen.
Aber sie konnte nichts hören, so weit weg stand sie, hoch auf diesem Berggipfel und sie wusste, dass sie nicht mehr die Kraft haben würde an ihre alte Wegkreuzung zurückzugehen. Erst hier oben auf dem Gipfel erkannte sie, dass jeder der Wege ans Meer geführt hätte. Und plötzlich wusste sie: Niemals in ihrem Leben würde sie das wildschäumende Wasser des Meeres auf ihrem Körper spüren und niemals würde der salzig frische Atem grenzloser Weiten ihre Lippen berühren.
Sie machte ihn traurig, diese Geschichte, liess ihn aber auch den Gedanken verspüren, seinen Weg wiederfinden zu müssen und sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Sein Ziel, glücklich zu werden.
Der Abend kam, und er machte sich wie so oft auf den Weg. Sein Hoffen sie zu sehen, hielt sich in Grenzen. Er war wieder stärker geworden, wieder ein wenig selbstbewußter. Mit einem Bekannten, den er traf führte er eine interessante Unterhaltung und so verging die Zeit, die er sonst bestimmt sinnend dagesessen hätte auch einmal, ohne an sie zu denken zu müssen. Nach einiger Zeit, schaute sein Bekannter auf die Uhr und sagte, dass er sich sputen müsse, um den Zug zu bekommen. Er zahlte, zog seine Jacke an und
verabschiedete sich von ihm. Nun saß er wieder alleine hier, lauschte den Gesprächen der anderen Gäste und schaute manchmal sehnsüchtig zur Tür. Sie kam nicht und das was er ihr am Telefon mitgeteilt hatte trat ein. Traurig wurde er, verletzt war er. Was war nur mit dieser Frau los. Sie empfand doch etwas für ihn, so sehr irren konnte er sich doch nicht. Wut stieg in ihm auf, Wut über sich selbst und sein dämliches Verhalten. Er wollte doch loslassen, den Kopf frei machen und sich wieder der Literatur und der
Philosophie hingeben. Hatte er nicht schon genug Trauriges in seinem Leben erfahren müssen? Musste er sich dieser von ihm selbst inszenierten
Situation so opfern, dass er offen Wunden davontragen würde, die bis zur Vernarbung, Teile seines Verstandes ausgeblutet hätten? Nein, es sollte Schluss sein, Schluss mit dem Grübeln, dem Warten und der Angst vor
Enttäuschungen.
Sie hätte vielleicht noch kommen können, denn sie kam manchmal erst sehr spät, aber er war nicht mehr bereit zu warten, beglich seine Rechnung und marschierte nach Hause, ohne sich nur ein einziges Mal umzusehen.
Der nächste Morgen, zeigte ihm, dass es funktionierte, dieses nicht an sie denken. Er fuhr in die Stadt, machte einen kleinen Bummel durch die Geschäfte und traf einige Bekannte, mit denen er ein paar nette Sätze austauschte.
Auch Zuhause bewegte er sich wieder auf gefestigter Linie.Er las, schrieb Gedichte und war auch sonst guter Dinge. Eine gute Freundin, die er Nachmittags anrief, und die immer wieder aufbauende Worte für ihn fand, gab ihm noch zusätzlich Kraft, sich seines eigentlichen Daseins wieder bewusst zu werden.
Schreiben, ja das war seine Berufung. Gedichte geschmückt mit seinen Gefühlen, seinen Träumen. Hier konnte er ausdrücken, was ihn bewegte, ihn berührte.
Material hatte er genug, denn Liebe, oder glauben zu lieben oder auch glauben geliebt zu werden, ja dies alles hatte er schon erlebt. Sein Leben war von Enttäuschungen geprägt und nur zu oft hatte er versucht, den Alkohol als tröstenden Verbündeten aufzusuchen.
Am nächsten Montag, sollte ein lyrischer Abend in dem Musik und Kulturcafe stattfinden und er war wie immer herzlich dazu eingeladen. Er hatte ihr davon erzählt und sie hatte ihm versprochen, an diesem Abend anwesend zu sein. Na ja, wir werden sehen, dachte er. Wenn sie kommt ist es schön und wenn nicht bestimmt auch.
Zwei Geschichte, die er erst vor kurzer Zeit geschrieben hatte, wollte er den Hörern vorstellen. Ja, eine dieser Geschichten konnte er bedenkenlos vortragen, sie handelte vom Licht, von der Sonne, die doch für jeden da sind und die auch immer wieder die Nebel der Verzweiflung vertreiben, wenn man sie nur zulässt. Die andere, war schon etwas sehr persönliches, denn sie handelte von seiner Liebe zu ihr. Es war schon sehr realitätsnahe, was er da geschrieben hatte, jedoch beinhaltete der Text auch einige Passagen,
die seinem imaginären Geist entsprungen waren, also nur in seiner Vorstellung lebten. Es gefiel ihm dieses Liebesabenteuer so zu schildern. "Wenn sie da ist", dachte er, "werde ich ihr bei den Zeilen, die ausdrücklich von Liebe geprägt sind, immer ganz tief in die Augen sehen, werde sie anlächeln, sie mich spüren lassen."
Aber sie kam nicht! Er las seine Geschichten vor, weckte wohl auch das Interesse der Hörer, aber die sanfte Melodie, sie war verstummt.
Während seines Vortrages, hatte er in den Gesichtern einiger Zuhörer ein Schmunzeln erkannt. Waren sie doch auch Gäste dieses Konzertabends gewesen, der ja der Auslöser zu dieser Geschichte war. Ihm war es gleichgültig wie sie darüber dachten. Er ging mit dieser Geschichte ganz locker um. Warum sollte er seine Gefühle verheimlichen?
Und wieder einmal kam die Nacht, wieder einmal war ein Tag vergangen, an dem er sie nicht gesehen hatte. Ob er sie noch anrufen sollte? Nein, jetzt nicht mehr, es war schon sehr spät. Am nächsten Morgen, ja am nächsten Morgen, da würde er sie anrufen. Er würde sie fragen welche Gründe sie dazu bewegt hatten, an diesem Montagabend nicht zu erscheinen.
Schluss
Am Schreibtisch sitzend, grübelte er am nächsten Tag noch über den Sinn eines Anrufes bei ihr nach. Er wollte sich nicht noch mehr quälen. Aber vielleicht würde es ihm ja auch gut tun, ihre Stimme zu hören. Noch etwas zögernd, wählte er ihre Nummer. Sie meldete sich sofort, so als ob sie auf seinen Anruf gewartet hätte. "Schade, dass du gestern abend nicht da warst", sagte er. "Mir ging es gestern abend nicht so gut, aber ich freue mich total darüber, dass du mich anrufst. Wenn du willst, können
wir uns ja heute abend sehen.". "Ja schön, ich werde heute abend da sein", sagte er und sein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen.Es war schon ziemlich spät, als er die Kneipe betrat, denn er hatte vorher noch einen Spaziergang gemacht. Sie saß in der Nähe der Eingangstüre, bemerkte sein Kommen aber nicht, da er sich sehr leise verhielt. Sanft tippte er auf ihre Schulter und sagte:" Schön dich zu sehen."Sie lächelte. "Ich freue mich auch dich zu sehen!" Einen kleinen
Begrüßungskuss auf die Wange liess sie zu, ja erwiderte ihn sogar."Du hast am Telefon gesagt, dass du mich heute gerne sehen würdest. Darf ich dich fragen warum?" "Irgendwie vermisse ich dich manchmal, und ......." Sie sprach nicht mehr weiter, denn diesmal war sie es, die in seinen Augen versank. Er spürte es ganz deutlich. "Du hast wunderschöne Augen", sagte sie und konnte ihr Verlangen nach ihm nicht zurückhalten. Sanft berührten ihre Lippen seinen Mund und dieses Gefühl von Liebe,
Wärme und Nähe wuchs im Fieber der Nacht.
Es war das letzte Fieber der Nacht, denn der folgende Abend war wieder einer von denen, wo sie sich ihm gegenüber kalt und nüchtern verhielt.
Diese Situationen, diese Höhen diese Tiefen, er konnte und wollte sie nicht mehr aushalten müssen. Er wird sich zurückziehen, sie vergessen, an sich arbeiten, denn er weiß, dass der Mond weiterhin seine Bahn ziehen wird, die Nacht vom Tag abgelöst und der Winter den bunten Farben des Frühlings weichen muß
Eingereicht am 21. November 2004.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.
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