Lust am Lesen
Lust am Schreiben
Ruandas Totenstille oder Das Ende vom Lied!
Von Christine Krell
Ein Schuss durchdringt die Totenstille der schwarzen Nacht. Lautlos sackt
der Mann zusammen und gleitet zu Boden. Die Folgen des Hasses seines
langjährigen Freundes lässt sein Blut, das noch vor wenigen Sekunden in
seinen Adern floss, gefrieren. Freundschaft wird zu Feindschaft. "Warum?",
flüstert er leise während er sein Leben aushaucht.
Eine Träne kullert über ihre Wange. Sie ist die Frau des Sterbenden. Und sie
ist eine Tutsi. Sie ist vom "falschen" Stamm. Wäre sie nur eine Hutu, dann
würde sie jetzt auf der sicheren Seite, auf der anderen Seite des Ufers, stehen.
Ein Gewehr wird auf sie gerichtet und sie hingerichtet. "Warum?", wispert
sie und macht ihren letzten Atemzug.
"Warum?", schreit er, richtet seinen Blick gen Himmel und den Lauf des
Gewehrs an seiner Stirn. Ein letzter Schuss durchbricht das Dickicht der
hasserfüllten Nacht. Sein Blut tränkt den schon lange gesättigten Erdboden.
Feindschaft wird zu Freundschaft.