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Der Baum
Von Michael Kaimer
Jung an Jahren, pflanzte ich einen Baum, pflegte und hegte ihn, all die Jahre über.
Groß und Stämmig wurde er. Nichts konnte ihn Verletzen.
Durch Mitgefühl und viel Liebe, wuchs er heran, man sah ihm an, dass es meinem Baum gut ging.
Dann kam eine Zeit, da vergas ich meinen Baum, alleine und einsam vegetierte er vor sich hin.
Er hat allmählich an Pracht und Schönheit verloren und wurde krank.
Kurz bevor er sterben sollte, kam mir die Erinnerung, die Erinnerung an meinen Baum.
Ich fuhr zurück, an jenen Ort, wo mein Baum all die Jahre in voller Pracht stand.
Von weitem konnte ich erkennen, das es dem Ende zuging.
Nichts konnte ihm mehr Helfen. Dafür war es jetzt zu spät.
Ich konnte meinem Baum, nicht die Pracht und Schönheit wiedergeben.
Zu spät sah ich, dass ich einen Fehler begangen habe, zu spät kam die Einsicht.
Man darf nicht ein Leben in die Welt setzen, die ersten Jahre pflegen und dann im Glauben, er schaffe das Alleine, ihn verlassen und alleine zurücklassen.
Zu spät kam die Einsicht, wäre ich die letzten Jahre bei ihm geblieben,
wäre er heute noch am Leben und würde in all seiner Schönheit noch stehen.
So verlasse ich den Ort und weis, das ich das nicht wieder gut machen kann.