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Beim nächsten Mal...

Von Freya Freitag


Draußen regnet es. Es sieht aus als würden Bindfäden vom Himmel fallen.
Die wenigen Menschen, die sich bei diesem Wetter aus ihren Häusern gewagt haben, hasten mit eingezogenen Köpfen oder bunten Regenschirmen in der Hand durch die Straßen.
Trostlos. Sie wendet sich ab vom Fenster und seufzt. Das Wetter spiegelt ihre Stimmung nahezu perfekt wieder. Sie fröstelt, obwohl die Heizung schon auf der höchsten Stufe läuft. Ihre Erinnerung kehrt zurück zum gestrigen Abend. Der hatte so schön begonnen. Fast wie in einem Märchen hatte er sie vor der Haustür abgeholt und war mit ihr in ein sündhaft teures Lokal gefahren. Er war witzig und gebildet, hatte ihr das Gefühl gegeben wichtig und begehrenswert zu sein. Allzu lange war ihr das schon nicht mehr passiert.
Sie hatte ihn auf dem Rummelplatz kennen gelernt. Er war ihr quasi vor die Füße gefallen, als er einem kleinen Hund ausweichen wollte. Als er sich wieder aufrappelte sah er ihr genau in die Augen und obwohl sie so etwas immer als sentimentalen Blödsinn abgetan hatte, spürte sie ein Kribbeln im Magen und merkte, dass ihr Gesicht die Farbe einer reifen Tomate annahm.
Kurz gesagt hatte sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Und er hatte sie tatsächlich nach ihrer Telefonnummer gefragt.
Nach dem Essen waren sie unter dem Sternenhimmel spazieren gegangen. Sie hatte sich so glücklich gefühlt wie schon lange nicht mehr. Dann waren sie zu ihr gefahren und er war auf sie und ihre so lange verdrängten Bedürfnisse eingegangen. Sie hatte geglaubt auf Wolken zu schweben. Er hatte von Reisen in fremde Länder erzählt, sie gefragt ob sie mit ihm kommen würde. Und sie hatte ihm ihr Innerstes offengelegt, hatte ihm ihre Träume erzählt. Sie hatte das Gefühl, dass sie seelenverwandt wären.
Heute Morgen war er verschwunden. Ein Zettel auf dem Küchentisch. Danke, vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Kein Gruß, keine Telefonnummer, nichts.
Sie geht zum Küchentisch hinüber. Der Zettel liegt noch da, zwar gelesen, aber unberührt. Sie spürt, wie etwas in ihr zerbricht, wieder einmal. Wieder einmal hat sie geglaubt, dass es diesmal für immer ist, wieder einmal hat sie sich blenden lassen vom Schein schöner Worte.
Beim nächsten Mal, schwört sie sich, beim nächsten Mal wird's anders sein.




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