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Kurzgeschichte Afrika Kurzgeschichten
Erzähl mir was von Afrika. Band 1. Dr. Ronald Henss Verlag   ISBN 3-9809336-2-8  ca. 150 Seiten   8,90 Euro.

Leonies Lebenstraum

©  Petra Dietzel


Leonie ging die Seestrasse entlang. Die Strasse lag nicht etwa an einem See. Sie führte zu einem großen Park, dem "Garten der Träume". Es war kurz vor zwölf.
Sie sollte zum Mittagessen wieder zu Hause sein. Sonst würden sie nach ihr suchen. "Wenn du das nächste Mal zu spät kommst, beauftragen wir die Polizei, um dich zu suchen. Dann musst du den Einsatz bezahlen!", hatte ihr der Heimleiter, ein junger, erfolgsorientierter Managertyp Mitte Dreißig, gedroht. Das war, als sie vor einigen Wochen ein paar Minuten zu spät zum Essen kam. Bis auf diese eine Ausnahme war Leonie bisher immer pünktlich zurückgekehrt. Doch heute, heute wollte sie einfach nicht.
Sie stützte sich auf ihren Stock. Der Elfenbeinknauf erinnerte sie an ihre Kindheit und ihr Leben in Afrika. An die Weite der Landschaft, die urwüchsige Natur, die sengende Hitze, die ausgetrockneten Fluss-Riviere, die nach heftigen Regenfällen zu reißenden Strömen wurden und alles wegrissen, was ihnen in den Weg kam, die aber auch die ausgedörrte Natur zum Blühen brachten.
"Ja ja", sinnierte sie und murmelte dabei leise vor sich hin. "Bei mir waren es auch die Gewitter, die mich zum Leben weckten. Aber nun bin ich verblüht." Sie betrachtete die Eisplatten auf dem Weg. Ein leichter Schauer durchlief sie. "Wenn ich jetzt ausrutsche ... undenkbar, nein. Dann fesseln sie mich ans Bett. Und dann kann ich nicht mal mehr spazieren gehen." Da hörte sie eine leise, aber bestimmte Stimme. "Nein, nein", tönte es an ihr Ohr, ganz zart, fast wie leichte Trommelschläge. "Verblüht, nein, verblüht bist du noch lange nicht."
Leonie sah sich um. Rechts schob eine junge Mutter einen Kinderwagen vorbei und rief aufgeregt nach ihrem Kind. Ein kleiner Junge starrte wie gebannt auf die vorbeifahrenden Autos. Langsam rollte ein Ball vom Bürgersteig auf die Strasse. Bei jedem vorbeifahrenden Auto kullerte er etwas mehr zur Straßenmitte. Plötzlich sprang ein zehnjähriges Mädchen auf die Strasse, nämlich als die Ampel an der Kreuzung auf rot schaltete und die Autokolonne zum Stehen kam. Sie schnappte kurzentschlossen den Ball und drückte ihn der Mutter in die Hände. Jubelnd kam der zweijährige Junge auf das Mädchen zu und griff gierig nach dem rot-gelben Ball. "Danke", stammelte die Mutter erleichtert, "ganz herzlichen Dank." Die alte Dame, immer noch auf den schwarzen Stock mit dem weißen Knauf gestützt, konnte regelrecht sehen, wie sich der Schreck wieder langsam aus den Gliedern der Mutter löste.
Leonie sah nach links. Das Mädchen, das den Ball von der Strasse geholt hatte, lief zu einem Mann, der ebenfalls auf einen Stock gelehnt, an der Mauer stand. "Du bist ein gutes Mädchen", sagte die Stimme, die Leonie an Trommelschläge erinnert hatte. Das Mädchen kuschelte sich an den alten Mann und vergrub ihre Hand in seiner. "Ach, so eine Hand zu spüren, das wäre schön", dachte Leonie. Der Mann, immer noch auf den Stock gelehnt, schaute direkt in Leonies Augen. Sie fühlte sich ein wenig wie ein ertapptes Kind. Gleichzeitig ging ihr der Blick seiner vor Lebendigkeit sprühenden, grau-blauen Augen durch und durch.
"Pardon", sagte er und senkte die Stimme, "aber Sie sollten die Chancen in Ihrem Leben zum Wachstum nutzen." In ihren haselnussbraunen Augen, die früher tiefschwarz waren, glimmte ein Funken von Abenteuerlust auf, als sie die Worte vernahm. "Zum Abschied nehmen", trommelte die Stimme sanft in ihren Ohren, "ist es doch noch viel zu früh."
Leonies Blick schweifte an seinem Mantel entlang. Gebannt blickte sie auf den Schal, auf dem kleine Figuren wie aus Felsenzeichnungen von afrikanischen Eingeborenen zu tanzen schienen. Der weißhaarige Mann betrachtete Leonie bedächtig von Kopf bis Fuß, dann wanderte sein Blick wieder nach oben und blieb an dem Ebenholzstock mit dem Elfenbeinknauf hängen.
"Mag sein. Aber trotzdem muss ich jetzt gehen", stammelte Leonie mit fast kindlicher Stimme und trat einen Schritt zurück, als wollte sie sich zum Gehen umdrehen. "Papperlapapp"", dröhnte es an ihr Ohr. "jetzt gehen wir erst einmal einen Kaffee trinken. Dann erzählen Sie mir von Afrika. Kommen Sie!" Es klang fast wie ein Befehl.
Sie drehte sich abrupt zurück, stierte wieder auf den Schal. Dann glitten ihre Pupillen zu dem zweiten Stock vor ihr. Auch er hatte einen Elfenbeinknauf. Als sie genauer hinsah, kristallisierte sich aus der mattweißen Kugel eine Maske heraus. Sie fühlte sich von den unsichtbaren Augen dahinter in Bann gezogen. Sie drehte sich wieder nach rechts. Aber da war niemand. Die Mutter mit dem Kleinkind und dem Ball wirkte wie ein Punkt an Ende der Strasse. Autos fuhren keine mehr vorbei, ein paar Sekunden Stille lagen über der Großstadt. "Man erwartet mich", flüsterte sie.
"Ach …", hämmerte es wieder in ihren Ohren, "wer immer das ist: Die können warten. Aber ich, ich mag nicht mehr warten. Ich lade Sie zu einem Kaffee ein. Erzählen Sie mir aus Ihrem Leben. Ich bin sehr gespannt." Er blickte zu dem zehnjährigen Mädchen neben ihm, das am Boden hockte, bedächtig kleine Schneebälle formte und sie gegen die Mauer warf. "Und auch Moona, meine bezaubernde Enkelin, ist sehr neugierig." Wie ein Gentleman hakte er seinen Arm vorsichtig bei der gebeugten Frau ein und schob sie in Richtung des verschneiten Parks, dessen weiße Rasenflächen und schneebedeckten Baumriesen in der Mittagssonne glitzerten.
Leonie folgte dem ungleichen Gespann fast willenlos. Schritt für Schritt gingen sie schweigend unter den Bäumen entlang. Ab und zu tropften ein paar Schneeflocken auf ihre Köpfe. Im Cafe angekommen, wählte der Großvater zielstrebig einen kleinen Bistrotisch mit Aussicht auf den zugefrorenen Eisbach aus. Moona griff sofort nach der Karte und posaunte "Ich will Schokoladeneis mit vielen Erdbeeren und ganz viel Schnee!"
Der alte Herr legte den Schal mit den Buschmann-Motiven auf den Tisch. "Natürlich, mein Kind, als Dankeschön für dein schönes Geschenk darfst du dir aussuchen, was du magst." Moona schaute dankbar in die jetzt hell-blau schimmernden Augen. "Schön. Bei Mama darf ich, wenn es so kalt ist, nie ein Eis essen." Sie spielte mit der Karte, als wollte sie noch etwas dazu bestellen. "Und ich bin soo froh, dass dir der Schal gefällt. Papa meinte nämlich, das sei kein Geschenk für einen Herrn wie dich", hauchte sie schüchtern.
"Ja ja, das meint er", stöhnte der Großvater mit gespielter Genervtheit. "Deshalb hat er mir auch vor zwanzig Jahren einen Stock geschenkt!" Er klopfte mit dem Stock, der neben seinem Stuhl stand, zweimal kurz auf den Boden "Aber du weißt es besser. Höre darauf, was dir deine innere Stimme sagt. Denn du weißt, dass mir alles gefällt, was du aus deinem Leben mit mir teilst."
Als die Bedienung an den Tisch trat, bestellte er ein Eis mit frischen Erdbeeren, zwei Capuccino - "Aber bitte richtige, keine kastrierten", betonte er - und eine Schale Gebäck. "Doch, doch, Sie haben bestimmt frische Erdbeeren", insistierte er, als die Kellnerin Bedenken anmeldete.
"Granny hat sogar gelernt, auf meiner Djemme zu spielen", sagte Moona und schaute Leonie erwartungsvoll mit großen Augen an. "Nur mir zuliebe. Sonst mag er nämlich lieber klassische Musik - so etwas mit Geigen und Klavier." Sie machte eine Pause, während sie ihre Jacke auszog. "Spielst du auch ein Musikinstrument?", richtete sie dann ihre Frage direkt an Leonie. "Nun, nun", wehrte Leonie ab und strich sich eine graue Haarsträhne aus der Stirn. "In der Tat habe ich schon sehr lange kein Musikinstrument mehr in den Händen gehabt. Aber früher als junge Frau in Afrika, da habe ich gerne gesungen. Besonders gerne mochte ich die Djemmen. Die Himbas haben damals an den abendlichen Feuern zur Musik die Geschichten ihres Volkes erzählt. Ja, das mochte ich ..." Moona unterbrach sie. "Oh, dann kennst du ja auch Kiringoona? Das ist aber schön. Da wohnen wir nämlich!"
Die Kellnerin brachte die beiden Getränke. "Das Eis braucht noch eine Weile." Zu dem alten Mann, der etwas in sich zusammengesunken war, sagte sie: "Von der Sylvester-Gala haben wir tatsächlich noch frische Erdbeeren." Sie wandte sich an Moona: "Dazu bekommst du auch eine Riesenwaffel", dreht sich auf dem Absatz um und ging zum nächsten Tisch. Moona schmollte, denn sie mochte keine Waffeln.
"Afrika ist groß. Unser Gast hat möglicherweise in einem anderen Land gelebt als du und kennt Kiringoona und das Malawesi-Tal nicht, wo dein Vater Missionar ist." Der alte Mann hatte sich wieder aufgerichtet und wirkte wieder wie ein Herr. Er zupfte an seinem weißen Schnurrbart und wischte etwas von dem Milchschaum ab. Leonie ließ ein wenig Zucker in die Tasse rieseln und rührte vorsichtig um, ohne dass der Milchschaum zerfiel. "Das Malawesi-Tal, ist das an der Ostküste?" fragte sie Moona.
"Dann kennst du es ja doch", rief Moona mit kindlicher Begeisterung. Die Kellnerin brachte das bestellte Eis. Über den Kugeln thronten die angekündigte Eiswaffel und ein buntes Schirmchen. Moona piekste mit der Kuchengabel in eine Erdbeere, die Frucht rutschte zur Seite, hüpfte über den Glasrand und kullerte auf den Teller. Entschlossen stach Moona in die rote Beere und schob sie in den Mund. Kaum hatte sie darauf gebissen, verzog sie das Gesicht zu einer Fratze.
"So ist das", nickte der Großvater, "bei uns sind die Erdbeeren im Winter sauer." "Dann will ich bald wieder nach Hause, wo die Früchte immer süß schmecken", trompetete Moona. "Kommst du mit?" fragte sie und schaute Leonie erwartungsvoll an. "Wie heißt du eigentlich?"
"Moona, du kannst die Dame doch nicht einfach duzen!", ermahnte der weißhaarige Herr sie. "Aber das hast du doch auch getan", erinnerte Moona. Der alte Mann blickte ein wenig verlegen zur Seite, richtete sich dann aber wieder auf. "Die Seele will geduzt werden. Aber die Bibi habe ich gesiezt."
"Ach, lassen Sie. Das macht doch nichts, "versuchte Leonie den Familienzwist zu schlichten. "Das ist schon recht so. Schließlich habe ich ja auch Enkel. Ich heiße übrigens Leonharda Behnke-Kolesi. Nennt mich einfach Leonie. Meine Famile hat lange in Namibia gelebt und ich war dort verheiratet. Wir haben dafür gekämpft, den einheimischen Buschmann-Völkern wieder einen Lebensraum und eine Existenzgrundlage zu verschaffen. Mein Sohn lebt heute noch in Otjiwarongo. Aber seit dem Tod meines Mannes war ich nicht mehr dort." Sie legte eine Pause ein und guckte verträumt auf die schneeglitzernden Rasenflächen vor dem Lokal. "Es wäre sicherlich sehr schön, das alles wieder zu sehen. Auch wenn sich vieles verändert hat ..." Moona und ihr Großvater Gerald spürten, wie sie ihren Gedanken nachhing und schwiegen eine Weile.
"Leonie, dann haben sie ja einen Traum. Verlassen Sie diese Beton-Wüsten und kehren Sie in die Heimat Ihres Herzens zurück. Lassen Sie das Eis und die Kälte zurück, und gehen Sie in das Land der ewigen Sonne." Gerald lebte sichtlich auf, als er diese Worte sprach. Zwar waren seine Haare und sein Schnurrbart so schlohweiß wie zuvor, aber er wirkte zwanzig Jahre jünger. Es schien Leonie, als würde er gleich seine gepackten Koffer greifen und die Reise beginnen. Dabei war sie es, die er zum Verreisen anstiften wollte.
"Damit würde mir ein großer Traum von mir in Erfüllung gehen." Während Leonie die Worte langsam und bedächtig murmelte, blickte sie schwärmerisch in ihre beinahe leere Kaffeetasse. An dem noch festlich geschmückten Tannenbaum blieb ihr Blick hängen, verweilte ein paar Sekunden und wanderte dann von der goldenen Spitze bis zum Boden, wo üblicherweise die Geschenke liegen. "Warum eigentlich nicht sich selbst ein Geschenk machen?", schoss es ihr durch den Kopf. Fast gleichzeitig mit Gerald schlürfte sie den letzten Schluck aus ihrer Tasse. Sie verzog das Gesicht, weil ihr der angesammelte Zucker zu süß war. Moona lachte kurz und hell auf. Das junge Mädchen hatte das Eis, die Erdbeeren und die Sahne blitzschnell verputzt. Die ungeliebten Waffeln krümelten auf dem Bistrotisch vor sich hin, das Schirmchen lag zusammengeklappt neben dem Teller und strahlte einen Hauch von verflossener Sommerfrische aus.
"Also, wenn Sie zum Abendessen rechtzeitig zurück sein wollen, müssen wir jetzt gehen. Wir haben nämlich noch viel vor", sprach Gerald und rief die Bedienung. "Jetzt, da ich das Mittagessen ohnehin versäumt habe, können wir doch noch bleiben …?", wandte Leonie ein. Gerald bezahlte unbeirrt, dann glitt seine Hand zu Leonies Arm. Er legte seine Finger mit leichtem Druck auf ihren Unterarm. "Jetzt gehen wir in ein Reisebüro und informieren uns." Wie automatisch nahm Leonie ihren Mantel, Hut, Schal und die Handschuhe. Moona hatte ihren farbenfrohen Anorak bereits angezogen und sprang ins Freie. Gerald folgte ihr mit ruhigem Schritt, ab und zu gestützt auf seinen Stock. Erst an der Tür fiel Leonie auf, dass sie ihren Stock, ein Geschenk ihrer Schwiegertochter aus Damaraland, am Tisch stehengelassen hatte. Sie ging zurück, nahm das Erinnerungsstück und kam wieder an die Tür. "Wenn ich es recht überlege, brauche ich ihn gar nicht mehr, jetzt, wo ich wieder ein Ziel habe!" Leonie wolle den Stock schon mit entschlossener Meine in den Schirmständer an der Garderobe am Eingang stellen.
"Aber es wäre doch schade um das gute Stück", rief Gerald, nahm den Ebenholz-Stock aus dem Schirmständer und drehte ihn bedächtig zweimal in den Händen. Dann gab er ihn Leonie, wobei seine Finger ihre behandschuhten Hände leicht streiften. "Der Löwenkopf ist wirklich ein Meisterwerk", schnalzte er anerkennend. "Und es wäre schade, dieses Erinnerungsstück wegzuwerfen!" Er streifte seine Lederhandschuhe über, und das ungleiche Trio verließ das Lokal. Moona sprang voraus und warf einen kleinen Schneeball in Richtung der beiden, traf aber nur einen verschneiten Busch, von dem heftig die Flocken rieselten.
Sie gingen wieder die Seestrasse entlang bis zu dem Platz, an dem ein kleines Palais mit großem Garten stand. Die Mittagspause war vorbei, Leute huschten geschäftig durch die Strassen, der Verkehr hatte wieder zugenommen. Gerald führte seine kleine Gruppe langsam auf die Hauptstrasse zu. Wie willenlos ließ sich Leonie führen. Dann wandte er sich nach rechts. "Ich muss aber nach links, zur U-Bahn", beharrte Leonie und blieb stehen. "Ja, aber erst später. Jetzt gehen wir ins Reisebüro." Geralds Stimme klang sehr bestimmt, ja resolut. Eine Widerrede schien nicht möglich. Moona deutete auf ein Geschäft, in dessen Fenstern zahlreiche Plakate mit Sonne, Meer und Palmen prankten. "Warte hier mit Leonie." Gerald hielt Moona mit sanftem Druck an den Schultern fest, wie um seine Anordnung zu unterstreichen.
Dann öffnete er die Ladentür mit Schwung. Leonie und Moona sahen ihn mit einer blonden Dame sprechen. Sie ging zu den Regalen, zogen einige Kataloge heraus und überreichte sie ihm. Er gestikulierte und deutete auf andere Fächer. Mit gesenkten Schultern wandte sich die Reisebüromitarbeiterin den Regalen auf der anderen Seite zu. Sie sammelte ein paar Broschüren und knallte sie vor Gerald auf den Tisch. Mit geübten Fingern blätterte er die Stapel durch, fischte drei Hefte heraus, bedankte sich, drehte sich auf dem Absatz um, pochte nochmals mit seinem Stock auf den Boden, öffnete die Ladentür und schritt hinaus.
"Das wäre geschafft. Nun bringen wir Sie nach Hause", bilanzierte er, den Prospektpacken immer noch unter dem Arm. "Nein, lassen Sie. Sie haben eh schon so viel für mich getan", wehrte Leonie ab. "Doch, wir wollen ja nicht, dass man Sie schimpft. Schließlich bin ich an Ihrem zu spät Kommen schuld!" Er schiebt seine beiden Damen in Richtung der nächsten U-Bahn-Station. "Nein. Wirklich nicht nötig!" Leonies Stimme klang fest entschlossen. "Ich gehe alleine. Jetzt, wo ich weiß, wo ich hin will ... in meinem Leben. Und wenn ich zurückkomme, Moona, dann erzählt ich dir von meinem Leben. Und natürlich auch deinem Großvater!" Sie blickte ihn offen und vertrauensvoll an. "Gerald", sagte er und neigte leicht den Kopf. "Gerald Hohenstein. Ich freue mich darauf!"
Er drückte ihr die Kataloge in den Arm und legte ein Kärtchen mit seinem Namen in den obersten. "Damit Sie mich auch erreichen, Leonie", fügte er hinzu. "Denn wer weiß, ob wir uns wieder zufällig auf der Straße begegnen. Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Reise. Aber, bitte, geben Sie mir Bescheid, ehe es losgeht. Versprochen?" Leonie nickte nur mit dem Kopf. "Ja, sicherlich, ja", stammelte sie. "Und tausend Dank auch, ihr beiden. Es ist, als hättet ihr beiden mit das Leben gerettet. Wir sehen uns wieder und ich werde viel zu erzählen haben." Sie strich Moona leicht über den Kopf, drückte Gerald fest die Hand, drehte sich um und schritt zielstrebig in Richtung der U-Bahn-Station.
Kurz vor der Treppe kamen zwei Polizisten in grünen Uniformen auf sie zu und sprachen sie an. Sie schüttelte heftig den Kopf und zeigte auf ihre Kataloge. Einer der beiden Männer wollte sie am Arm festhalten. Sie wand sich flink auf der Umklammerung, sagte etwas, ging ein paar Schritte, drehte sich nochmals um und winkte Großvater und Enkelin zu. "Das wäre eine tolle Oma", pfiff Moona durch die Zähne. Gerald klopfte nur mit seinem Stock auf das Trottoir. Es schien, als nickte der Maskenkopf leicht.




Eingereicht am 14. November 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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