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Das Dorf

©  Adrian T. Mai


Es begann bereits zu dämmern, als ich den steilen Schotterweg hinab ins Tal nahm. Ich wollte endlich nach Hause kommen, mich in mein Zimmer einschließen. Nachdenken, was mir eigentlich heute passiert war. Es war unglaublich. Es war unfassbar. Es war einfach nicht möglich, dass das, was ich heute erlebt hatte wirklich passierte. Das es kein Traum war und ich nicht plötzlich durchgeknallt bin. Oder mir irgendjemand Drogen verabreicht hatte, oder eine nie da gewesene Schizophrenie aufkeimte. Augenblicklich musste ich an Yannick, meinen Zwillingsbruder, denken. Seit Jahren habe ich ihn nur sporadisch gesehen und das auch nur, wenn meine Eltern mich dazu stundenlang überredeten. Ich ertrug es nicht ihn zu sehen. Ich ertrug es nicht mein Ebenbild zu sehen. Mein kaputtes Gegenüber. Yannick und ich waren eineiige Zwillinge und genauso viel wie uns verband, trennte uns. Ich war der Normale und Yannick der Durchgeknallte. Und dann war da diese permanente Angst meinerseits, ebenso zu werden wie er. Yannick. Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr war er völlig normal, bevor diese Stimmen in seinem Kopf auftauchten und ihn zu dieser fremden Person machten, die er seitdem für mich war. Nichts, außer dem Aussehen, hatten wir noch gemein. Nichts verband uns, wir waren eineiige Zwillinge, aber seit nun fast 20 Jahren getrennt. Er lebte in seiner eigenen Welt die ich nicht verstand. Nicht verstehen konnte. Nicht verstehen wollte. Und ich hatte auch Angst davor, mich damit auseinanderzusetzen. Und nun war sie wieder da. Diese Urangst, genauso zu werden wie er. Was war eigentlich passiert? Alles ging so schnell und doch kommt es mir vor, als wären die letzten Stunden in Zeitlupe an mir vorbeigezogen. Ich erinnere mich an jedes Detail. Selbst die störenden Eintagsfliegen am Waldrand kann ich noch stückgenau aufzählen. Es waren siebenhundertvierundvierzig Fliegen die an mir vorbeizogen und achtunddreißig die an meiner orangefarbenen Basecap abprallten und deren einziger Tag auf dieser Welt sich nun noch um ein paar Stunden verkürzt hatte. Ich sehe wieder die Kapelle vor mir, ich sehe Renate Grümmer, wie sie sich mühsam bückt um die heruntergefallen lächerlichen Sträuße aus Gänseblümchen aufzuheben, die Kinder in den letzten Tagen vorbeibrachten und die der Wind vom Altar geweht haben muss. Sie waren längst vertrocknet, aber für die alte Grümmer wohl doch zu schade, um sie einfach auf den kleinen Komposthaufen hinter der altehrwürdigen Pilgerstätte zu entsorgen. Sie trug ähnliche Sandalen, wie Moses sie getragen haben musste, als er mit den beiden Steintafeln vom Berg herab schritt. Daran kann ich mich noch erinnern. Diese fürchterlichen Sandalen. Diese Frau mit ihrem immerwährenden religiösen Gehabe ging mir schon immer auf den Geist. Während ich mich daran erinnere, wie diese dumme selbstgefällige Kuh mir die wollene Wintermütze vom Kopf schlägt, als ich vor Jahren im Winter die katholische Kirche in Pautzfeld betrat, schließe ich gedankenverloren mein Fahrradschloss auf, setze mich auf den alten zerfledderten und unbequemen Sattel und fahre zum Haus meiner Eltern. Ohne aufzublicken kämpfe ich gegen den Wind an und strample die verbleibenden Meter in mein Heimatdorf zurück. Dort angekommen bin ich erst mal froh, meine Eltern nicht vorzufinden, schmeiße meine Schuhe ins Treppenhaus und lege mich ins Bett. Aber die Gedanken lassen sich nicht vertreiben. Sie kehren zurück und ich frage mich, ob ich zurückkehren soll um diesen Wahnsinn zu überprüfen. Nur ein einziges Mal an diesen Ort zurück. Ich wollte alleine sein. Ich wollte durch den Wald laufen, den nahen Sommer genießen und meine Gedanken ziehen lassen. Zu viel war passiert und das war auch der Grund, warum ich mich vor einer Woche dazu entschloss zu meinen Eltern ins tiefste Bayern zu fahren. Sonst gab es keinen Grund dazu. Suche nach Einsamkeit. Zurück zu den Wurzeln. Back to the roots.
Da stehe ich dann plötzlich mutterseelenallein in diesem Wald zwischen zwei Dörfern, die aus nicht mehr als zwanzig Häusern bestehen und ich sehe dieses Schild.
Es hebt sich nur leicht von der Umgebung verwilderter und verrotteter Himbeersträucher ab und für zufällig vorbeiwandernde Spaziergänger ist es im Grunde nicht zu erkennen. Es ist eines von diesen selbst gezimmerten Holzschildern, die Jäger und Forstbeamte aufstellen, um Wander- oder Fahrradwege in ihrem Revier kenntlich zu machen. "Afrika 2 km" steht darauf und ein Pfeil auf der rechten Seite zeigt waldeinwärts. Zuerst denke ich, jemand hätte sich einen Scherz erlaubt, aber es ist aus dem gleichen Material und mit der gleichen Typografie versehen, wie alle Schilder, die mir bisher auf diesem Weg begegnet sind. Neugierig springe ich über das kleine Rinnsal am Wegrand, stolpere über einen großen, von einer Beerenranke verdeckten Stein, und bahne mir den Weg durch das immer dichter werdende Dickicht. Gerade als ich wieder umkehren will, da mir bereits mehrere Sträucher die Arme zerkratzt haben und ich mich zu fragen beginne, ob ich noch ganz bei Trost bin, lichtet sich der Wald und ein ausgetretener, lange nicht mehr benutzter Pfad schlängelt sich durch den Wald, um nach ein paar hundert Metern in einen breiten Weg zu münden, der jedoch aus grobem dunkelbraunen Sand besteht, der mir für diese Gegend Frankens eher ungewöhnlich erscheint. Meine Neugier treibt mich voran, obwohl mir nicht ganz wohl bei der Sache ist, und ich mich dauernd frage, ob ich wohl wieder zurückfinden werde. Mit Orientierung in freier Wildbahn hatte ich schon immer ein Problem. Aber das nun geweckte Interesse an dieser ungewöhnlichen Sache ist stärker und so laufe ich weiter und bin gespannt, wohin der Weg mich wohl führen wird. Ich mache etwas, wie sonst eher selten in meinem Leben, ich lasse mich auf ein Abenteuer ein. Es müssen mittlerweile ungefähr zehn weitere Minuten vergangen sein, als ich ein kleines Rinnsal mittels einer alten und bereits sehr wackeligen Holzbrücke überquere. Die Baumwipfel lichten sich und ich werde durch starke Sonnenstrahlen geblendet.
Plötzlich steht er vor mir. Ganz schwarz mit dicken Lippen und kahl geschorenem Kopf. Er sagt er heiße Baambaata vom Stamme der Ugalawi. Gekleidet ist er ganz normal. Das heißt, er trägt ein dunkelblaues Hemd mit weißem Rosenmuster, eine ausgewaschene Jeans und keine Schuhe. Etwas verdutzt aufgrund dieser ungewöhnlichen Begegnung inmitten dieses fränkischen Mischwaldes erwidere ich, wer ich bin und das ich jenes alte Schild gesehen habe, welches den Weg nach Afrika mit 2 km ausweist. Baambaata lacht und bittet mich, ihm zu folgen. Ich laufe schweigend neben ihm her, habe nicht den Mut ein Gespräch zu beginnen, ich wundere mich ob dieser Begegnung. Da läuft man etwas verloren durch den Wald und plötzlich so etwas. Mir kommt es vor, als wären wir noch keine fünfhundert Meter gegangen, als wir die Lichtung erreichen auf die er zielstrebig zugegangen war. Wir befinden uns inmitten lebhaften Treibens einer abgeschotteten Dorfgemeinschaft. Und das mitten im Wald. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich meine, ich bin hier in dieser Gegend aufgewachsen und habe noch nie etwas davon mitbekommen, dass Menschen hier in diesem relativ kleinen Waldgebiet wohnen. Baambaata nimmt mich an die Hand und führt mich in einen großen Kreis am Boden sitzender Schwarzafrikaner. Was für eine skurrile Situation. Was für eine unglaubliche Situation. Das kann einfach nicht sein.
Nun bin ich inmitten strohbedeckter Hütten, offener Feuer, unzähliger quäkender Kinder und einer Horde fast nackter Frauen. Bis auf Baambaata sehe ich jedoch keine Männer. Alle lachen und scheinen sich über meinen unerwarteten Besuch zu freuen. Ich bin viel zu verwirrt um einen klaren Gedanken zu fassen und als ein altes mindestens fünfhundert Jahre altes Weib mich bittet in ihre Hütte einzutreten, tue ich ihr den Gefallen und folge ihr ins dunkle Nichts. Man stelle sich vor, es ist Mitte April, man befindet sich gerade auf einem Spaziergang im tiefsten oberfränkischen Aischgrund. Man versucht über sein Leben nachzudenken, man versucht herauszufinden, wie das Leben weitergehen soll, man versucht sich darüber klar zu werden, ob der eingeschlagene Weg der Richtige ist - und nun das. Plötzlich befindet man sich am Eingang einer armseligen Hütte aus Stroh und tritt in das Dunkel des Inneren. Man weiß nicht was kommt, ja man weiß noch nicht einmal, ob das alles wirklich passiert oder ob man träumt, oder ob es einfach eine Fehlfunktion der Gehirnfunktion ist. Und doch ist alles so real.
Ich trete ein und nach wenigen Minuten kann ich erkennen, dass der Raum größer ist, als die Hütte es von außen erkennen lässt. In der Mitte des Raumes brennt ein Feuer, nicht groß, wohl eher die letzten verglimmenden Glutstücke von letzter Nacht. Und trotz der starken Rauchentwicklung kann ich frei atmen und gewöhne mich langsam an die neuen Lichtverhältnisse. Vor mir sitzt ein alter Mann am Boden und blickt mich aus weiß leuchtenden Augen an. Lange Zeit herrscht Schweigen. Kein bedrückendes Schweigen, eher eine eingehende Musterung. Endlich nach unzähligen Minuten beginnt er zu lachen und befreit lache ich mit. Ich setze mich zu ihm, gespannt darauf, was nun folgen wird. Langsam, ja fast pathetisch beginnt er zu erzählen. Zuerst verstehe ich keinen Ton, da er mit seltsamen Akzent und noch dazu ohne Zähne spricht. Nach einiger Zeit jedoch habe ich mich daran gewöhnt und lausche interessiert seiner Erzählung. Es ist die Geschichte der Ugalawi, dem einzigen in Deutschland lebenden afrikanischen Stamm. Vor langer Zeit waren die letzten Überlebenden eines Massakers aus der ehemals deutschen Kolonie Togo geflohen, um sich hier niederzulassen. Sie kamen über den Landweg, das heißt sie überquerten nach monatelanger Wanderung einst mit kleinen Booten die Straße von Gibraltar, um so auf das europäische Festland überzusetzen. Nur wenige weiße Menschen hatte diesen Stamm je gesehen. Denn die Ugalawi besaßen die einzigartige Gabe, nur für die Menschen sichtbar zu sein, die sie sehen sollten. Was für ein Blödsinn denke ich mir, so etwas gibt es doch nur in ausgedachten Geschichten von Isabel Allende oder Joanne K. Rowling, und nun musste mir so etwas passieren. Ich bin mitten drin in einer Geschichte. Ich kann es nicht glauben. Aber es ist wahr. Diese Geschichte passiert wirklich. Das schwöre ich sogar auf den restlichen, mir noch verbliebenen katholischen Glauben. Und das will etwas heißen. Mittlerweile ist es dunkel geworden und selbst die kleinsten Lichtstrahlen, die bis vor kurzem durch das Dach drangen, sind verblasst. Der alte Mann endet seine Geschichte damit, dass mir heute große Ehre zuteil wird, denn seit langer Zeit habe niemand mehr dieses Dorf betreten und er würde sich sehr freuen, wenn ich an den Festlichkeiten des heutigen Abends teilnehmen würde. Was soll ich darauf antworten. Natürlich entschließe ich mich zu bleiben, mein Laptop mit meiner Diplomarbeit im Arbeitszimmer meiner Eltern kann warten. Wann wird einem so ein Erlebnis zuteil? Ich glaube in diesem Moment beginne ich aufhören zu denken. Ich lasse mich auf das Ganze ein, lasse mich treiben, schwanke aber immer noch hin und her zwischen Angst, Freude und kindlichem Erstaunen.
Es ist der Initiierungsritus der Männer. Es ist die Nacht der Nächte. Es ist die Nacht, in der die Jugendlichen zum Manne reifen. Und mir wird also die Ehre zuteil anwesend zu sein. Ich dachte immer, so etwas sei eine absolut interne Angelegenheit und kein Außenstehender wäre zugelassen. Aber so wirklich habe ich mich mit den Bräuchen afrikanischer Völker natürlich nie auseinandergesetzt. Mein einziger Berührungspunkt mit Afrika war eine langjährige Freundschaft mit Jonathan Birdland, einem südafrikanischen Musicaldarsteller aus Kapstadt, den ich während eines Studienaufenthaltes über vier Monate in Florenz kennen lernte, und ein mehrmaliges schwärmerisches Aufsaugen des Klassikers "Jenseits von Afrika", sowie die uralten Schwarzweißfilme mit Jonny Weißmüller als Tarzan. Aber das ist auch gut zwanzig Jahre her. Meistens verbrachte ich die Sonntagnachmittage damit, während andere Jungs in meinem Alter am Fußballplatz standen und die vierte Bezirkliga bei ihren Spielen anfeuerte.
Als wir die Hütte verlassen, stelle ich fest, dass nun anscheinend die komplette Bevölkerung dieser sonderbaren Dorfes anwesend ist. Baambaata und ich nehmen in der großen Runde Platz und neugierig mustere ich alle Anwesenden dieser sonderbaren Truppe. Während die Frauen anscheinend ihren Festtagsstaat angelegt haben und knallbunte Tücher tragen, sind alle jungen Männer von Kopf bis Fuß mit weißer Farbe bemalt und nackt, was dem ganzen etwas dämonisches, aber sehr rituelles verleiht. Mit meiner immer noch stark vorhandenen Verklemmtheit ist mir das Ganze zuerst etwas unangenehm, nach ein paar Minuten werde ich jedoch entspannter und ich blicke nicht mehr demonstrativ weg, wenn einer der Jungs vor mir steht und ich genau auf Augenhöhe mit seinem weiß bemalten Geschlechtsteil konfrontiert werde. Sie sitzen bereits in einem großen Kreis und es scheint, als hätten sie nur noch auf uns gewartet. Der alte Mann geht bedächtig auf ein großes Fass zu, dass in der Mitte steht und mir erst jetzt auffällt, nimmt eine der nebenstehenden Schalen, füllt diese mit langsamen Bewegungen mit einer Flüssigkeit, die er sehr bedächtig aus dem großen Bottich schöpft. Zuerst trinkt er selbst einige kleine Schlucke, bevor er auf mich zukommt um mir die Schale zu überreichen.
Ich umfasse die Schale mit beiden Händen, setze an die Lippen und trinke. Bereits nach den ersten kleinen Schlucken spüre ich dieses Vergessen. Weggewischt ist mein Leben. Alles Bisherige schwindet dahin und wird zur Vergangenheit. Ich weiß nicht, wie lange ich so sitze und an nichts anderes denke, als an die weiten und endlosen Steppen der Savanne. An dieses grenzenlose Gefühl der Freiheit und an die gleißenden Strahlen der Sonne, die sich fast körperlich auf meinen Rücken und in meinen Nacken brennen. Bleib hier, geh nicht fort, höre ich eine sanfte Stimme in meiner Nähe nach mir rufen, aber es ist mir nicht möglich darauf zu antworten. Nichts würde mich dazu bewegen, dieses wunderbare Gefühl aufzugeben. Es ist wie, ich weiß nicht wie, es ist unbeschreiblich und doch habe ich so etwas deutliches noch nie zuvor erlebt. Es ist ein Rausch. Sicherlich haben sie mir irgendwelche Gräser, Kräuter oder Baumrinden in diesen Trank gemischt. Sie wollen mich betäuben, ruhig stellen, gefügig machen ging es mir durch den Kopf, aber alles was geschieht, ist nur dieser Schwebezustand, von dem ich mir wünsche, er möge nie zu Ende sein. Plötzlich steht mein Bruder neben mir und sage er habe mich lieb und als ich ihn ansehe, sehe ich, wie eine Träne an seiner linken Wange abperlt. Er wendet sich um, winkt mir zu und verschwindet. Ich will aufstehen, hinter ihm her laufen, will ihm sagen, dass ich ihn doch auch lieb habe, aber da ist er schon in den Rauchschwaden der schwelenden Glut des Feuers in der Mitte des großen rituellen Kreises verschwunden und die Dunkelheit der Nacht umfängt mich erneut.
Ich liege da und spüre, wie die Wirklichkeit langsam wieder Besitz von mir ergreift, aber ich bin nicht fähig mich zu rühren. Erst langsam merke ich, wie Tränen über mein Gesicht rinnen, ganze Sturzbäche eines emotionalen Wasserfalles, sie ergießen sich in die braune Erde auf dem Boden unter mir und versickern sofort in dieser unendlichen Dürre. Als wären sie nie da gewesen. Als wären sie nie entsprungen. Als hätte ich sie nie geweint. Ich schließe die Augen und wünsche mir, dass dieser Moment nie enden möge. Dieser Augenblick der wahren Offenheit an Gefühlen. So etwas habe ich zuvor noch nie erlebt. Als ich langsam zur Ruhe komme, wage ich es die Augen zu öffnen. Ganz vorsichtig und langsam, Millimeter für Millimeter ziehe ich die Lider auseinander und bin überrascht, das die Sonne scheint. Habe ich etwa so lange hier gelegen, dass bereits ein neuer Tag anbricht? Hat man mich nach draußen gebracht, damit die frische Tagesluft mir meine Sinne zurückgibt? Ich habe etwas Angst davor, die Augen ganz zu öffnen, aber als ich es doch tue, bin ich etwas verwundert, inmitten einer grünen Oase zu liegen. Um mich herum wuchert üppiges Gras und ich stelle fest, dass meine Arme und Beine nur deshalb so kribbeln, weil sie mit Ameisen über und über bedeckt sind, die ihre Säurespuren auf meiner Haut hinterlassen. Wohin hat man mich gebracht? War alles nur ein Traum? Nach einiger Zeit stelle ich fest, dass ich am Rande des Weges liege, von dem ich vor Stunden in das Dickicht abgebogen war, um zu erforschen, wohin der Wegweiser "Afrika 2 km" wohl zeigen möge. Es gibt kein Schild mehr und ich stelle fest, dass der langsam einsetzende Regen mich bereits völlig durchnässt hat. Ich stehe auf und mache mich auf den Weg nach Hause.
Ich weiß, das Ganze klingt unmöglich und im Grunde wie eine billige Lügengeschichte, aber es ist tatsächlich passiert und ich kann seitdem an nichts anderes mehr denken. Meine Diplomarbeit habe ich noch nicht beendet. Ich bin am überlegen, ob es überhaupt Sinn macht, wenn ich das Studium abschließe. In den letzten Wochen habe ich viel über mich und mein Leben nachgedacht und immer mehr reift in mir der Gedanke zu verreisen. Ich weiß auch schon, wohin es gehen soll.
Neulich habe ich Baambaata in der Fußgängerzone von Nürnberg getroffen. Zuerst habe ich ihn gar nicht erkannt, weil er die orangefarbene Uniform der Müllabfuhr trug. Aber dann hat er mich angelächelt und ich wusste, dass nur er es sein konnte. Ich war total überrascht, bin dann aber zu ihm hin und habe ihn angesprochen. Hi, Baambaataa habe ich gesagt und er hat Hi Poul geantwortet und dann musste er sich sofort umdrehen, weil die graue Mehrzweck-tonne vom Wagen wieder freigegeben wurde und auf den dafür vorgesehenen Stellplatz zurück gestellt werden musste. Ich war so verdutzt ihn zu sehen, dass mir all die vielen Fragen, die mir die letzten Wochen durch den Kopf schossen plötzlich entfallen waren und so konnte ich ihn nur fragen, was Afrika für ihn bedeute. Er hat laut gelacht und mir dann mit einem Augenzwinkern gesagt, dass Afrika überall sei, aber vor allem immer da, wo man es gerade sucht und finden will. Da hat er Recht habe ich mir gedacht, habe ihm freundschaftlich vertraut auf die Schultern geklopft und bin um die Ecke ins nächste Schuhgeschäft verschwunden.



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