Es bleibt der Traum von Afrika

Ich habe die Prospekte alle durchgelesen. Welches Hotel sollen wir denn jetzt nehmen, was meinst du? Hörst du mir überhaupt zu? Oder sollen wir doch lieber ein Appartement oder ein kleines Ferienhaus mieten? Du hättest lieber ein Ferienhaus, stimmt's? Schlicht, gediegen, mit einem Blumengarten und kleinem Pool. Sonnenliegen im Garten, vielleicht ein Grill. Einfach mal Ruhe, einfach mal abschalten. Die letzten Wochen waren anstrengend genug.

Die Bilder vom letzten Urlaub in Afrika, schön sind sie geworden. Du bist schön. Deine kindliche Freude funkelt in deinen Augen, du strahlst. Auf der Safari. "Das ist doch nur was für Touristen", hast du gesagt. "Alles nur Show, so werden wir nie einen richtigen Eindruck von Afrika bekommen", hast du gesagt. Und dann, als die Elefanten ganz nah am Jeep waren… Löwen, Antilopen, Affen. Nie sollte dieser Urlaub enden. Deine Haare wehten im Wind, mit glühenden Augen und offenem Mund sahst du die Tiere und die Weite der Savanne. Giraffen, so groß und doch so wunderschön. Weißt du noch, dieser unvergessliche Sonnenuntergang? Glühendes Rot, als ob der Himmel brennt. Vom Club dringt leise Tanzmusik herüber, wir tanzen barfuss im Garten.

Du hast dieses Land doch immer geliebt. Das Land deiner Väter, deine Heimat nanntest du es. Wir haben unser Leben lang gearbeitet, waren unermüdlich da für die Kinder. Den Urlaub haben wir uns verdient. Vor drei Jahren, das war zu kurz. Eine Woche reicht nicht, wir sollten diesmal mindestens vier Wochen fahren. Freust du dich? Sag doch was!

Du hast so lange gekämpft, wir haben so lange gekämpft. Doch jetzt bist du nicht mehr da, der Krebs hat gesiegt.

Und mir bleibt nur der Traum von Afrika.