48 Stunden sind gleich vorbei

Mein Tag hat 48 Stunden.

Es ist Frühling. So kalt, wie selten und grau. In den Häusern der Menschen sind kleine Trauerfeiern zu sehen. Immer wieder sehe ich die Dunkelheit der Zimmer, wenn ich durch fremde Fenster blicke, ohne es zu wollen.

Mein Tag hat 48 Stunden.

Ich wache auf in den Dünen am Strand. Ich fahre dir durch die Haare, die voll mit Sand sind. Weich wie das Blau des Meeres. Dein Gesicht hat Abdrücke vom Gras. Der Mond trauert, weil es Morgen wird. Du schläfst noch und riechst nach Afrika und Abenteuer. Und irgendwie gemütlich.

Ich verschwinde aus den Mauern der Trauernden und schleiche wie eine Katze durch die Straßen. Menschen rennen herum. Sie verstehen nichts. Sie feiern ihre Traurigkeit und strecken mir die dunklen Gesichter wie aus Protest entgegen.

Wir haben so viel Zeit.

Auch wenn eigentlich schon Mittag ist. Du schläfst sowieso noch. Der Abdruck des Grases ist verblasst. Deine Lippen sind trocken vom Salz des Meeres, aber ich mache sie nass. Zebras streifen über deine Stirn. Vielleicht kitzele ich dir mit einem Grashalm die Nasenspitze.

Die Menschen sehen mich an, als wäre ich nicht da. Sie wissen nicht wie es weitergeht. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. Also trauern sie und bleiben hinter den geschlossenen Türen ihrer dunklen Häuser.

Ich kann nicht mehr für dich tun. 48 Stunden sind gleich vorbei.

Aber ich glaube, es reicht dir. Du wirst es schaffen. Du wirst noch viele Elefanten sehen. Du sollst wissen, wie schmal deine Lippen, wie muskulös deine Nase und wie weich deine blauen Haare sich anfühlen, wenn das Meer selig rauscht. Vielleicht sehen wir uns wieder in Afrika.

Lebe wohl.