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Hakuna Matatu? Das Abenteuer Sammeltaxi

©  Konny Schmidt


Wo öffentliche Verkehrsmittel fehlen, da wird es in Afrika phantasievoll. Auf welch abenteuerliche Weise man den schwarzen Kontinent bereisen und erleben kann - die Erfahrung machte ich eines Tages in Uganda.
Montag morgen in Deutschland: raus aus dem Bett, rein mit dem Kaffee und ab ins Auto, den Bus oder Zug.
Montag morgen in Afrika: runter von der Matte, rein in die Klamotten und raus auf die Straße.
Matatu, Matatu. Einen Fahrplan gibt es nicht. So was, der fährt vorbei, na ja, ist aber auch voll besetzt - mal sehn, ob einer runterfällt. Ein LKW - voll bis oben hin mit Matoke-Kochbananen und ein Meer von schwarzen Köpfen: 3 Tonnen Ladung und eine Tonne Passagiere. Ein Pick-up! Raus mit dem Arm und kräftig winken: er hält! Die Ladefläche ist kunterbunt besetzt und kein freier Platz zu sehen. Freudestrahlend reißt mir jemand den Rucksack aus der Hand. Viele Hände geben ihn weiter, bis er Platz unter einer fülligen Mama findet, die jetzt etwas bequemer sitzt. Eine Hand streckt sich mir entgegen, ich schwinge ein Bein über die Reling und los geht die wilde Fahrt: "Tugende!"
Mittlerweile ist das zweite Bein auf der Stoßstange abgestellt, rittlings auf der Umrandung sitzend. Der Payboy, für das Einsammeln des Fahrgeldes zuständig, hält mich mit stählernem Arm und strahlendem Lächeln fest. Eine heftig gestikulierende Gestalt am Straßenrand, quietsch, ich werde zur Ladeflächenmitte gezerrt: zwei wollen noch mit.
Halb auf dem Schoß eines Großvaters, ein Baby im Arm und angelehnt an den Busen der Mama, die meinen Rucksack platt sitzt, geht es mit 80 km/h von Schlagloch zu Schlagloch.
Ein kleines Dorf, Matatu hält: endlich Platz! Denkste ...
Fünf Leute steigen aus, die Heckklappe wird heruntergeklappt und ein paar Bretter festgezurrt. Es folgen vier Bunches Matoke - und oben drauf, schwebend über uns allen, noch eine Mama. Mit Baby. Mir wird schlecht.
Schwankend und mit eingeschlafenen Füßen steige ich drei Stunden später und 100 km weiter aus. Der Rucksack wird heruntergereicht und mein Matatu entschwindet in einer roten Staubwolke. Als sich der Nebel etwas gelichtet hat, kann ich die Weggabelung und meine nächste Route erkennen: Teerstraße - was ist das?
Nach ein paar erfolglosen Versuchen gelingt es mir doch noch, einen LKW anzuhalten. Drei Meter über mir strecken sich Hände entgegen. Der Fahrer springt aus dem Führerhaus - wohl dankbar, dass er sich ausstrecken kann, denn drinnen sitzen noch vier Leute - wirft meinen Rucksack hoch und mich den übrigen Passagieren entgegen. Am linken Rand ist noch ein halber Bohnensack frei. Zum Glück spannt sich ein Strick darüber, an den ich mich klammern kann. Jemand hält mein Knie fest und ich den Arm von jemand anderem.
Allmählich wird es kühl, der Weg steiler und ich lerne den tropischen Regen kennen. Kurz bevor der Regen aufhört, halten wir an und bekommen eine riesige Plane heraufgereicht. Jetzt sitzen wir im Dunkeln. Munteres Schwatzen, ab und zu ein Kichern oder dröhnendes Lachen geben mir das Gefühl, wenigstens nicht allein sterben zu müssen.
Als der Regen etwas schwächer wird, so wie die Luft zum Atmen, löse ich eine Hand ganz vorsichtig und hebe die Plane etwas an. Besser hätte ich es unterlassen, denn nun sehe ich, in welcher Höhe wir uns befinden und welche Tiefe sich unter dem schwankenden LKW auftut. In der nächsten Linkskurve kann ich nur noch einen kleinen Fluss erkennen, über den wir hinwegschweben.
Meinem Schicksal dankend, werde ich, am Zielort angekommen, sanft von meinem Bohnensack runtergeschubst. Drei Meter Freiflug und ich lande im Schlamm.
Aber von hier fährt ja - Gott sei Dank! - ein Bus weiter. Als ich nach dessen Abfahrtzeit frage, hebt jemand bedauernd die Schultern: der Bus ist kaputt. Aber es gibt ein Matatu! Hakuna matata - kein Problem!


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