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Das Schwarze Monster
Daniel Weber
Die Sonne stand hoch am Himmel. Zu hoch für Mark. Er war mit seinen Eltern
hier, in diesem heißen und rückständigen Land, wie er Südafrika beschrieb. Den
ganzen Urlaub waren sie schon in diesem Nationalpark. Ganz ohne seinen Gameboy
und seine Playstation. Nur mit diesen blöden Tieren und der Affenhitze. Wie
schön es jetzt zuhause in Los Angeles wäre. Mark hätte dort mit seinen Freunden
die neuen Ballerspiele auf dem Computer gezockt. Hier waren nur diese Neger,
die ihn immer anbettelten. Mark wollte einmal einen Urlaub ganz ohne Schwarze
haben. Auch zuhause, in Los Angeles mochte er die Fremden nicht. Warum mussten
ihn seine Eltern auch mit in dieses blöde Land nehmen. Konnten sie diese
"unendliche Vielfalt" nicht alleine genießen? Doch heute war für Mark
Abwechslung angesagt. Er, seine Mutter und sein Vater fuhren heute in die City
von Johannesburg. Mark hoffte inständig, den ein oder anderen
Computerspiele-Shop zu entdecken. Doch in der Innenstadt war weit und breit
kein Laden mit Videospielen zu sehen. Nur eine große Eisdiele. Ein leckeres
kühles Eis, das war jetzt genau das richtige für Mark. In seinem Portemonnaie
steckten noch die 140 Rand, die Mark am Ferienanfang von seinen Eltern bekommen hatte. Seine Eltern wollten noch einkaufen gehen, und deshalb ging Mark alleine in die Eisdiele hinein. An der Theke besorgte er sich einen großen
Früchtebecher. Mark suchte sich einen Tisch aus, stellte seinen Becher ab, als
er bemerkte, dass er einen Löffel vergessen hatte. Als er zu seinem Tisch kam,
erstarrte er: An seinem Platz saß ein Neger, der genüsslich seinen
Früchtebecher verschlang. Das gibt es doch nicht. Da saß tatsächlich so ein
frecher Neger, vielleicht 17 Jahre alt, an seinem Platz und aß sein Eis, das
er bezahlt hatte. Mark wollte gerade losschimpfen und sich lauthals beschweren,
als er es sich anders überlegte. Um in herum saßen eine Menge Leute, und Mark
wollte kein Aufsehen erregen. Das ist mein Eis, dachte er sich, also werde ich
es auch essen. Gesagt, getan, Mark nahm sich einen Stuhl und setzte sich
gegenüber vom Neger, und begann mit seinem Löffel das Eis zu essen. Zu spät
fiel Mark ein, dass hier in diesem Land fast alle Menschen krank waren, und dass
er sich bestimmt infizieren würde, wenn er mit einem Schwarzen zusammen Eis
isst. Als Mark inne hielt blickte der Schwarze auf, und sah Mark an. Dieser
Blick war so undurchschaubar. Mark bekam Angst. Vor ihm saß ein Schwarzes
Monster. Was es wohl als nächstes machen würde. Die beiden blickten sich noch
eine halbe Minute lang an. Keiner sagte ein Wort. Bestimmt konnte sich dieser
Typ kein eigenes Eis leisten. In diesem Land waren doch eh alle arm. Und das
Schwarze Monster begann wieder, das Eis zu essen. Das war zu viel für Mark. Von
ihm aus, er wurde krank, na und? Er würde sich nicht von einem Neger
unterkriegen lassen. Er würde sein Eis essen. Genau das tat er auch. Dem
Monster war das egal, er schaute Mark nicht einmal an. So aßen die beiden
gemeinsam das Eis. Der Becher war bald leer, aber Mark war noch nicht
satt, und der Schwarze offenbar auch nicht, denn er ging zur Theke und holte
sich einen neuen Früchtebecher. Er kam zurück und hatte auch einen zweiten
Löffel für Mark mitgenommen. Na wenigstens revanchiert er sich, dachte Mark. Die
beiden aßen und aßen, als Marks Blick plötzlich zum Nachbartisch fiel, an den
sich niemand gesetzt hatte. Und Mark wäre am liebsten im Boden versunken. Da
stand ein von der Sonne fast geschmolzener Früchtebecher. Auch der Schwarze
schaute zum Nachbartisch. Das war der peinlichste Moment in Marks Leben. Die
beiden blickten sich an. Mark sah aus wie eine erntereife Tomate. Plötzlich
fing der Schwarze an zu lachen. Und immer lauter. Er konnte sich gar nicht mehr
halten. Da lachte auch Mark. Und gemeinsam lachten sie noch einige Minuten, und
keiner der beiden wusste, was er sagen sollte.
"Ich heiße Nandu", sagte der Afrikaner in fließendem Englisch. "Treffen wir uns morgen wieder?"
"Ja", sagte Mark. "Aber dann bezahle ich das Eis."
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